Das Plakat zum 15. Symposium der Dualen Hochschule deutet fast schon digitale Überforderung an – ist aber zuversichtlich gemeint Foto: Duale Hochschule/Stuttgart

Experten aus Wirtschaft und Journalismus haben beim 15. Mediensymposium der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Lehren aus der Pandemie aufgezeigt.

Stuttgart - Wird diese Pandemie je zu Ende gehen? Das glauben noch immer die meisten Menschen. Dass aber je unser Vor-Corona-Leben seinen alten Gang wieder aufnehmen wird, glaubt kaum jemand. Doch jeder Neustart bietet große Chancen, längst nötige Reformen umzusetzen. So könnte man den größeren, optimistischen Teil eines Symposiums zusammenfassen, das die Duale Hochschule Baden-Württemberg abgehalten hat – unter dem nicht eben im Windkanal optimierten Titel „Moderne Kommunikation, Transformation, Disruption und die Digitalisierung als zentrale Game Changer“.

Wie nach dem Zweiten Weltkrieg

Uwe Burkert, Generalbevollmächtigter der Kreissparkasse Waiblingen, hat mehr als einen Silberstreif an den Horizont gemalt.„Was hindert uns eigentlich daran“, fragt Burkert, „in dieser Unsicherheit, in der wir uns befinden, uns wie nach dem Zweiten Weltkrieg grundsätzlich Gedanken zu machen?“ Damals sei Deutschland in Schutt und Asche gelegen, doch „die Lösung, die wir damals mit dem Grundgesetz erarbeitet haben, schreit geradezu nach Wiederholung.“

Für die künftigen Debatten sehen Joachim Dorfs, Chefredakteur der „Stuttgarter Zeitung“, und Kai Gniffke, Intendant des SWR, die Qualitätsmedien bestens aufgestellt. Corona habe, so Dorfs, die Bedeutung seriöser Medien unterstrichen. Das Vertrauen der Nutzer sei hoch, der digitale Markt wachse. Journalismus müsse aber, mahnt Dorfs mit Blick auf kontroverse Debatten, „immer eine Diversität von Stimmen abbilden.“ Gniffke stimmt ihm da gerne zu und streicht als einen Lerneffekt das Bewusstsein journalistischer Fehlbarkeit hervor. „Deshalb sollte hinter den Fakten, die wir vermitteln, auf keinen Fall ein Fragezeichen stehen. Aber es sollte möglichst auch nicht immer ein Ausrufezeichen dahinter sein. Gelegentlich reicht auch mal ein Punkt.“

Deutschland ist miserabel digitalisiert

Beim SWR hat man gemerkt, dass der Laden auch läuft, wenn viele Beschäftigte im Homeoffice sitzen. Florian Bankoley, Executive Vice President bei Bosch, sieht so etwas nur als kleinen Teil enormer Veränderungen. Technische Lösungen seien schon da oder könnten entwickelt werden, um eine „positive Zukunft für kommende Generationen zu schaffen“, die „stark an menschlichen Werten orientiert“ sei. Das sei eine „Herausforderung an alle, an Unternehmen, Mitarbeiter, Bürger“ – die auch alle in die Gestaltung mit einbezogen werden müssten.

Für den Tropfen Pessimismus war dann Frank Wendelstorf zuständig, Head of Business Süd-West bei Vodafone. Er zeigte den miesen Stand bei der Digitalisierung der deutschen Schulen auf, der in der Corona-Krise schmerzlich bewusst wurde. Unter den 20 wichtigsten Industrienationen schafft Deutschland es bei der Digitalisierung insgesamt ja auch nur auf Platz 18. Dem ganzen Land hält Wendelstorf einen Spruch vor, den Manager für ihre Unternehmen beherzigen: „Uber yourself before you become Nokia“. Will grob heißen: Radikale Neuerfindung oder Sturz in die Bedeutungslosigkeit