Die Narrenzunft Kübelesmarkt in Bad Cannstatt erinnert im Jubiläumsjahr an viele prominente Unterstützer – etwa an Lothar Späth und den VfB Stuttgart. Das sind die Geschichten.
Die Fasnet lockt auch viele prominente Mitstreiter an. Das wissen die Kübler in Bad Cannstatt. Schauen wir mit Olaf Betsch ins Chronikalbum der Narrenzunft. Betsch, der als Felbe unterwegs ist, seit er acht Jahre alt war, kennt auch manche Histörchen der schlitzohrigen Kübler. Sogar von einem legendären „Gerichtsprozess“ kann er erzählen. Das Chronikalbum der Kübler, die in diesem Jahr 100 Jahre alt werden, wird seit Mitte der 1950er Jahre geführt und hat einiges zu berichten.
Da wäre beispielsweise die Geschichte des ehemaligen Ministerpräsidenten Lothar Späth. Der CDU-Politiker war langjähriges Mitglied der Kübler und vertrat den Verein 1976 beim berühmten Stockacher Narrengericht als Anwalt. Gegner der Cannstatter war die Blätzlebuabazunft Konstanz.
Anlass des Gerichtsstreits war ein angeblich entgangener Zinsgewinn durch den Verkauf der Cannstatter Kirche gegen Ende des 13. Jahrhunderts an das Domkapitel zu Konstanz. Die Kübler forderten den dadurch entgangenen Zinsgewinn seit dieser Zeit, genauer von der Fasnet im Jahr 1291 bis zur Fasnet 1802 – zuzüglich zehn Prozent Zinsen. Die Summe betrug stolze 1.533.300,00 DM. Doch so hoch die Forderung war, leider konnte sie nicht eingelöst werden.
Urteil des Stockacher Narrengerichts zum Prozess mit den Küblern aus Bad Cannstatt
Die Kübler verloren den Gerichtsprozess in Stockach. Statt der geforderten Riesensumme Geld wurde ihnen zugesprochen, dass die Konstanzer Blätzlebuaba einen Laib Brot und Wein überreichen sollen. Der Urteilsspruch wurde genauestens befolgt, er wurde dann beim nächsten Rohrtrunk in Cannstatt eingelöst. „Wir mussten damals die Fahrt der Konstanzer Abordnung nach Bad Cannstatt zahlen“, sagt Betsch. Der Wein wurde vom damaligen Oberkübler Robert Kauderer verkostet. Und zu dem Ereignis waren wiederum Lothar Späth und der damalige Stuttgarter Oberbürgermeister Manfred Rommel in Bad Cannstatt. Die Urkunde mit dem genauen Urteilsspruch des Stockacher Narrengerichts ist derzeit in der Jubiläumsausstellung 100 Jahre Kübelesmarkt im Cannstatter Stadtmuseum zu sehen.
Ehemaliger Stuttgarter OB Manfred Rommel war Ehrenkübler
Der Promis bei den Küblern damit nicht genug. Manfred Rommel war Ehrenmitglied und Ehrenkübler. Diese Verbindung brachte auch so manche Reiseaktivität mit sich. Als Rommel im Jahr 1982 den viel beachteten Orden wider den tierischen Ernst von der Stiftung des Aachener Karnevalsvereins in Mainz verliehen bekam, waren bei der Verleihung in der rheinischen Karnevalshochburg auch Kübler aus Bad Cannstatt dabei. „Sie waren als Ehrenschutz mitgereist“, erzählt Betsch.
Auch Stuttgarts Alt-OB Wolfgang Schuster war schon beim Kübelesrennen in Bad Cannstatt
Auch das traditionelle Kübelesrennen lockt seit Jahrzehnten viele prominente Gesichter nach Bad Cannstatt. Neben Promis aus Funk und Fernsehen sind regelmäßig Abordnungen aus dem Stuttgarter Rathaus dabei sowie Vertreter von Vereinen, Institutionen, Organisationen und Parteien. „Letzteres insbesondere dann, wenn eine Wahl bevorsteht“, so Betsch. Auch Stadtoberhäupter machen immer wieder mit, wie beispielsweise einst Oberbürgermeister Wolfgang Schuster. Nur der amtierende Rathauschef Frank Nopper saß bislang noch nie im Kübel, so Betsch. Wer weiß, vielleicht reizt es den Steuermann aus dem Stuttgarter Rathaus, auch mal mitzumachen. Er hat noch etwas Zeit dafür. Seine erste Amtszeit endet erst Anfang 2029.
VfB-Spieler beim Juxrennen in Bad Cannstatt aktiv mit dabei
Doch dafür erleben die Kübler Unterstützung durch prominente Fußballer. So sind auch immer wieder VfB-Spieler und Verantwortliche in Bad Cannstatt beim Kübelesrennen mit von der Partie. So war einst auch schon VfB-Trainer Jürgen Sundermann bei dem sportlich-närrischen Ereignis dabei, bei dem es gilt, den besetzten Kübel so geschickt und rasch wie möglich über Hindernisse zu manövrieren. Zuletzt gab es in diesem Jubiläumsjahr am Schmotzigen Donnerstag einen ganzen VfB-Kübel. Bei der Jux-Wettfahrt in dreirädrigen Holzkübeln wagten sich VfB-Chef Alexander Wehrle als Steuermann, Günther Schäfer als Teammanager, Julian Schieber als Schieber und der langjährige Fan Torsten Schmidt als Fahnenträger auf den Hindernisparcours.
Auch wenn er nicht gesiegt hat, immerhin hat der VfB das Bezirksrathaus-Team geschlagen. Dem VfB hat es gut gefallen. Sie schafften Platz 14, doch das hielt sie nicht ab: Der VfB kündigte auf seiner Homepage an, gerne wieder mitmachen zu wollen. Vielleicht ist das närrische Treiben ja auch Energiespender für weitere Erfolge des Bundesliga-Vereins. Wer weiß.
Die Ausstellung „Cannstatt Kübler Felbaköpf“ ist bis zum 11. Januar 2026 im Cannstatter Stadtmuseum zu sehen.