OB Frank Nopper im Führerstand einer historischen Lok beim Fest zum 100-jährigen Bestehen des Stuttgarter Hauptbahnhofs Foto: Joachim Hund

Der Stuttgarter Hauptbahnhof ist 100 Jahre alt geworden. Weil Stadt, Land und Bahn nichts auf die Beine stellten, hat eine Initiative Ehrenamtlicher ein Jubiläums-Wochenende organisiert. Bei den Kosten wollen weder Rathaus noch Ministerium helfen.

Es ist der sprichwörtliche große Bahnhof gewesen, den eine ehrenamtliche Initiative dem Bahnhofsgebäude in Stuttgart bereitet hat: Als im vergangenen Oktober der Bonatzbau 100 Jahre alt wurde, gab es ein ausgedehntes Festwochenende mit Vorträgen, Ausstellungen und Sonderfahrten in historischen Zügen. Die Besucher strömten und waren zufrieden.

Ehrenamtliche organisieren Bahnhofsjubiläum

Möglich wurde das, weil sich schon früh im Jahr Ehrenamtliche zusammengetan hatten. „Da bisher keine Vorbereitungsaktivitäten für entsprechende Veranstaltungen in der Öffentlichkeit bekannt wurden, haben verkehrstechnisch und geschichtlich interessierte Bürger für das Jubiläum ein Festkomitee gegründet“, sagte damals Hans-Jörg Jäkel, einer der Initiatoren. Vier Monate lang arbeitete die Gruppe intensiv für das Fest und wurde hinterher für ihr Engagement gelobt. Auch Stuttgarts Oberbürgermeister Frank Nopper schaute privat vorbei und durfte sogar Lokführer spielen. Im Führerstand ging es für den Rathauschef vom Haupt- zum Abstellbahnhof und wieder zurück.

Der Zuspruch war gut. Die Veranstalter setzten Fahrkarten im Wert von mehr als 30 000 Euro ab. Aber die Organisation verschlang Mittel. Für die Instandhaltung der historischen Züge, die mehreren Vereinen gehören, muss Geld zurückgelegt werden. Trotz aller Umsicht blieb am Schluss dann eine Lücke von etwa 5000 Euro. Klingt nicht nach viel Geld, ist aber für eine lose Initiative aus Privatpersonen ein nennenswerter Betrag. Also ging Hans-Jörg Jäkel, als die Feierstimmung nach dem Bahnhofsjubiläum verflogen war, Klinkenputzen. Eine detaillierte Aufstellung der Kosten und Einnahmen hatte man erstellt. Die legte Jäkel vor.

Hinweis aufs Haushaltsrecht aus dem Ministerium

An Landesverkehrsminister Winfried Hermann etwa schrieb Jäkel: „Ich bitte Sie, zu prüfen, ob beim Verkehrsministerium für das gezeigte bürgerschaftliche Engagement den beteiligten Vereinen ein entsprechender Zuschuss zum Erhalt der historischen Fahrzeuge gewährt werden kann. Eine positiver Bescheid wäre eine deutliche Wertschätzung unserer gemeinnützigen Tätigkeit“. Die Antwort aus dem Vorzimmer des Ministers ließ nicht lange auf sich warten. Mit „großem Bedauern“ müsse man mitteilen, „dass ein Zuschuss – laut dem Haushaltsrecht des Landes Baden-Württemberg – leider im Nachgang nicht möglich ist. Zuschüsse können nur gewährt werden, wenn ein Vorhaben noch nicht begonnen wurde“. Die Leiterin des Ministerbüros versah diese Absage noch mit dem Hinweis auf das „Förderprogramm ,Gemeinsam engagiert in BW’“, dies könne „als Leitfaden für zukünftige Projekte dienen“.

Abfuhr aus dem Rathaus

Und auch im Rathaus der Landeshauptstadt blieb Jäkels Bitte um Unterstützung unerhört. Ein Mitarbeiter des Referats Verwaltungskoordination, Kommunikation und Internationales erklärte Jäkel telefonisch, dass entsprechende Anträge im Vorfeld gestellt werden müssten und verwies ganz allgemein auf die knappen Mittel für dererlei Veranstaltungen. Die Zerknirschung beim Organisator des Bahnhofsjubiläums ist groß. Aufgeben will er gleichwohl nicht und überlegt, nochmals an Oberbürgermeister Frank Nopper und Verkehrsminister Winfried Hermann zu schreiben. Viel Hoffnung hat er indes nicht. „Dem Oberbürgermeister und dem Verkehrsminister reichen offenbar die Museen von Daimler, Porsche und den SSB. Die Eisenbahngeschichte der Landeshauptstadt scheint da nicht so wichtig“.