Teilnehmer der «Revolutionären 1. Mai-Demonstration» halten ein Banner mit der Aufschrift „No war but class war“ hoch. Foto: dpa/Christoph Soeder

Tausende Menschen ziehen am Abend des 1. Mai durch Neukölln. Die Polizei hat sich mit einem Großaufgebot auch auf mögliche Gewaltausbrüche vorbereitet.

Die sogenannte Revolutionäre 1. Mai-Demonstration ist am Sonntagabend in Berlin-Neukölln mit mehreren Tausend Menschen gestartet. Die Polizei sicherte die Strecke mit einem Großaufgebot.

Linke und linksradikale Gruppen hatten zu dem Protest aufgerufen. Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD) hatte zuvor angekündigt, dass die Polizei bei Gewaltausbrüchen massiv einschreiten werde. Bis zum frühen Abend sei der 1. Mai in Berlin „friedlich und ohne Störung verlaufen“, sagte ein Polizeisprecher.

Fahren werden überprüft

Die Behörde sprach am Abend von etwa 14 000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Der Demonstrationszug wollte am Abend des Mai-Feiertages vom Hertzbergplatz nach Kreuzberg zum Oranienplatz laufen.

Bereits kurz nach dem Start stoppte die Polizei die Menge, um einige gezeigte Fahnen zu überprüfen. „Nachdem die Fahnen teilweise eingerollt wurden, läuft der Aufzug inzwischen wieder“, teilte die Polizei bei Twitter mit. Erste Feuerwerkskörper wurden in den Himmel abgefeuert. Der Protestzug wurde angeführt von einem Block von vor allem türkisch- und arabischstämmigen Migranten als „Migrantifa“.

Viele Polizistinnen und Polizisten mit Helmen liefen vorneweg. In der riesigen Menge schwenkten Demonstranten Fahnen, Transparente waren zu sehen. Die Straßen waren zum Teil abgesperrt, viele Mannschaftswagen der Polizei waren postiert. Fast 6000 Beamtinnen und Beamte sicherten seit dem Vormittag zahlreiche Demonstrationen in der Hauptstadt.

Innensenatorin Spranger hatte einige Tage vor dem 1. Mai gesagt, dass sie am Abend auch mit Gewaltausbrüchen rechne. 500 Teilnehmer aus der linksextremen Szene würden erwartet. Ein kleiner Teil der Demonstranten werde wohl die Lage ausnutzen für Stein-, Pyrotechnik- oder Flaschenwürfe. Insgesamt waren an dem Tag in Berlin rund 20 Demonstrationen angekündigt.

Polizei befürchtet Ausschreitungen

Der 1. Mai war zudem geprägt von traditionellen Gewerkschaftskundgebungen. Dabei kam es am Brandenburger Tor zu einem Zwischenfall: Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) wurde beschimpft und mit einem Ei beworfen worden. Ein Mitarbeiter wehrte dieses jedoch mit einem Schirm ab. Sprecherinnen des Senats und des DGB bestätigten den Vorfall, der auch auf Videos bei Twitter zu sehen war. Giffey hielt dort eine Rede auf der zentralen 1. Mai-Veranstaltung des Deutschen Gewerkschaftsbunds.

Bei der abendlichen 1. Mai-Demonstration linker Gruppen befürchtete die Polizei, dass es vor allem am Kottbusser Tor zu Gewalt kommen könne. Die Fenster der umstrittenen Polizeiwache, die für 2023 geplant ist, wurden vorsorglich geschützt. Anwohner begrüßen das Vorhaben an dem Ort mit viel Kriminalität und Partyleben, von linken Gruppen wird es jedoch abgelehnt. Bereits am Samstag hatten dort nach Polizeiangaben etwa 200 Menschen demonstriert. Dabei war es weitgehend friedlich geblieben.

Verletzte Polizisten nach Walpurgisnacht

Bei einem Marsch von Feministinnen und Feministen in Prenzlauer Berg war die Stimmung am Samstagabend aufgeheizt. Farbbeutel flogen, Scheiben wurden eingeschmissen, Pyrotechnik gezündet. Nach Angaben einer Polizeisprecherin kam es zu Angriffen auf Einsatzkräfte und vereinzelten Festnahmen.

Rund 1800 Polizisten waren am Samstag und in der Walpurgisnacht nach Angaben der Behörde eingesetzt. Es hatte darunter auch Versammlungen gegeben, die vom Krieg gegen die Ukraine geprägt waren. Wie die Polizei bilanzierend mitteilte, mussten am Samstag vier Einsatzkräfte ambulant behandelt werden, drei von ihnen mussten vom Dienst abtreten.