Mrs. Meyers (Karimah Westbrook) wird vom Mob beschimpft. Foto: Concorde Quelle: Unbekannt

Von Matthias von Viereck

Esslingen - Auffallend viele Oscar-Gewinner haben für „Suburbicon“ zusammengefunden - von George Clooney über die Hauptdarsteller Matt Damon und Julianne Moore bis hin zu den Drehbuchautoren Joel und Ethan Coen. Nun hat George Clooney die Vorlage der Coen-Brüder in Szene gesetzt. Es geht um eine amerikanische Vorortsiedlung in den 50er-Jahren, deren scheinbarer Frieden auf eine harte Probe gestellt wird.

Suburbicon ist eine Kleinstadt, wie man sie pittoresker und amerikanischer kaum zeigen könnte: adrette Vorgärten, elegante Familienkutschen, nette Postboten, die immer Zeit für einen Plausch haben, und natürlich kleine, feine Häuser, die ein Gefühl von Idylle vermitteln. In einem solchen wohnt der Buchhalter Gardner Lodge (Matt Damon) mit seiner Familie. Eines Tages ist es vorbei mit dem ungetrübten Vorstadtglück des Jahres 1959: Ausgerechnet im durch und durch weißen Suburbicon will sich eine junge afroamerikanische Familie niederlassen. Ein Großteil der Gemeinde ist empört, das Haus der schwarzen Familie wird zum Ziel rassistischer Angriffe, es kommt zu regelrechten Belagerungen.

Kleinbürgerfantasien und Zynismus

Auch im Haus der Lodges tun sich Abgründe auf: Familienoberhaupt Gardner schreckt vor einem perfiden Versicherungsbetrug nicht zurück, um sich finanziell besser zu stellen. Und er ist sogar bereit, fürs Geld über Leichen zu gehen. Matt Damon und Julianne Moore liefern recht überzeugende Leistungen ab - vor allem Damons Figur übt eine gewisse Faszination aus. Er spielt einen Musteramerikaner, der zwischen nachvollziehbaren Kleinbürgerfantasien und menschenverachtendem Zynismus hin und her wechselt. Wirklich herausragendes Schauspiel bietet in diesem Film aber nur ein Akteur: Oscar Isaac. Seine Leistung ist umso beeindruckender, als er nur wenige Minuten hat, um zu überzeugen. Er spielt einen ebenso eleganten wie verschlagenen Versicherungsdetektiv, der die betrügerischen Absichten von Gardner Lodge rasch durchschaut.

Es gibt kaum einen Moment in diesem Film, der nicht davon kündet, dass lauter Künstler beteiligt sind, die ihr Handwerk verstehen: Das ausgeklügelte, mit schwarzem Humor getränkte Drehbuch. Die exquisiten Tableaus von Kameramann Robert Elswit, der die trügerische Kleinstadtidylle mit Pastelltönen zeichnet. Alexandre Desplats elegant-jazzige Musik und Clooneys leichthändige Inszenierung. Doch es gibt einiges, was nicht funktioniert: Nicht zuletzt die Zusammenführung des Themas Rassismus mit der immer hart an einer Farce vorbeischrammenden Geschichte um den Versicherungsbetrug. Und über die afroamerikanische, von übelster Diskriminierung betroffene Nachbarsfamilie erfährt der Zuschauer viel zu wenig, um mitfühlen zu können. So gibt sich „Suburbicon“ über weite Strecken schlauer und origineller, als er ist.

George Clooney hat für seinen komödiantischen Kleinstadt-Thriller „Suburbicon“ ein Drehbuch der Coen-Brüder mit Matt Damon, Julianne Moore und Oscar Isaac verfilmt.