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Als „Dick und Doof“ brachten Stan Laurel und Oliver Hardy auch hierzulande Jung und Alt zum Lachen. Dass dieses scheinbar unzertrennlich Duo auch schwere Zeiten durchlebt hat, zeigt Jon S. Baird in seiner neuen Kino-Dramödie „Stan & Ollie“.

EsslingenIhre Slapstick-Einlagen in Schwarz-Weiß sind legendär. Mit ulkigen Tanzszenen, tölpelhaften Unternehmungen wie dem Versuch, eine schwere Musikbox eine Treppe hochzutragen, und mit zahlreichen Missgeschicken wurden der Brite Stan Laurel und der US-Amerikaner Oliver Hardy im Kino der 20er-Jahre zum Kultduo. In Deutschland als „Dick und Doof“ bekannt, brachten die beiden Komiker ihr Publikum mit mehr als 100 gemeinsamen Filmen zum Lachen. Nun bringt der britische Regisseur Jon S. Baird mit seinem neuen Film „Stan & Ollie“ die Geschichte des legendären Komiker-Duos auf die Leinwand. Und er zeigt, dass es hinter den Kulissen bei den beiden längst nicht nur lustig zuging.

Die späten Jahre der Komiker

Bairds biografische Dramödie beruht auf wahren Ereignissen und beleuchtet die Geschichte der späten Jahre der beiden Komiker. Mit einer Bühnentournee durch Großbritannien wollen Stan Laurel (Steve Coogan) und sein Partner, der übergewichtige Oliver Hardy (John C. Reilly), Werbung für sich und für die Finanzierung einer „Robin Hood“-Persiflage machen. Die Tour steht jedoch unter einem schlechten Stern. Im Herbst ihrer Karriere sind Glanz und Glamour für die früheren Hollywood-Stars passé. Sie kommen in einfachen Hotels unter. Die Theater, in denen sie auftreten, sind zweitklassig und nur noch halbvoll. Die Zeiten der großen Erfolge liegen längst hinter ihnen. Obendrein hat der Lebemann Oliver, genannt „Babe“, mit Herzproblemen zu kämpfen. Die Tournee wird für ihn zur Strapaze. Und doch will dieses Duo nicht aufgeben.

„Wer spielt denn Laurel und Hardy?“, fragt eine ältere Dame an der Theaterkasse. Der Kartenverkäufer klärt auf: „Es sind die echten Herren Laurel und Hardy höchstpersönlich.“ Beinahe könnte man diesen Eindruck auch im Kino bekommen, denn Coogan und Reilly spielen die zwei Altstars umwerfend authentisch und mit spürbarer Leidenschaft. Coogan war dafür als bester Hauptdarsteller für den Britischen Filmpreis nominiert, Reilly erhielt eine Nominierung bei den Golden Globes. Bei den Oscars blieben beide – was nur schwerlich nachvollziehbar ist – unberücksichtigt.

Die goldenen 30er-Jahre, die Blütezeit der beiden in Hollywood, lässt Jon S. Bairds melancholischer Film „Stan & Ollie“ leider nur kurz aufleben. Zu Beginn des Films spazieren die beiden in einer herrlichen Szene durch die Studios und unterhalten sich über Vergnügungsreisen, Finanzen und Probleme mit Ex-Frauen. „Ich werde nicht noch mal heiraten“, scherzt Stan. „Ich suche mir einfach eine Frau, die ich nicht mag, und kaufe ihr ein Haus.“ So weit, so amüsant.

Das vorläufige Ende der Zusammenarbeit

Die Stimmung kippt bei Diskussionen um das Gehalt mit Starproduzent Hal Roach. Denn Stan, dessen Vertrag beim Studio ausläuft, äußert seinen Unmut über die aus seiner Sicht zu geringe Bezahlung und droht mit Weggang. Oliver aber hält sich zurück. Es kommt zum Bruch und dem vorläufigen Ende der Zusammenarbeit. Die Ereignisse von damals belasten das Verhältnis zwischen den Komikern auch noch Jahre später auf ihrer Tournee. Der Besuch ihrer exzentrischen Ehefrauen (Nina Arianda und Shirley Henderson) verschlechtert die Stimmung zusätzlich.

Produzentin Faye Ward war sich sicher, dass diese Geschichte viel Potenzial birgt: „Auch wenn es in dem Film nicht um Laurel und Hardy ginge, geht es doch um zwei beste Freunde, die zusammen einiges erlebt haben. Sie durchlebten Ehefrauen, Beruf, Bankrott, Höhen und Tiefen. Nun erreichen sie einen Punkt, an dem sie erkennen, dass sie alt sind und es auf das Ende ihres Lebens zugeht. Diese Reflexion zu beobachten wäre auch faszinierend, wenn sie nicht Laurel und Hardy wären. Mir war gleich klar, als ich das erste Mal Jeff Popes Drehbuch las und Jon S. Bairds Vision hörte, wie besonders der Film sein könnte.“ Wegen seiner großartigen Hauptdarsteller Steve Coogan und John C. Reilly, die auf der Leinwand so perfekt miteinander harmonieren wie das Originalduo, hat „Stan & Ollie“ viele rührende und viele komische Szenen. Die sympathische Mischung aus Witz und Drama mit nostalgischem Charme sorgt für ein kurzweiliges Kino-Vergnügen und ist eine gelungene Hommage an zwei Hollywood-Legenden.

Der britische Regisseur Jon S. Baird inszenierte die Geschichte der schwierigen Männerfreundschaft des Komiker-Duos Stan Laurel und Oliver Hardy altmodisch, vielleicht etwas zu gradlinig, dafür aber sehr warmherzig und mit Liebe zum Detail. Einige der Momente im richtigen Leben erinnern an klassische Filmszenen, darunter auch die berühmte Geschichte vom Transport der Musikbox.