Unbeschwerte Tage sind für Romy Schneider (Marie Bäumer) etwas Rares. Foto: Peter Hartwig/ Rohfilm Factory/ - Peter Hartwig/ Rohfilm Factory/ Prokino

Romy Schneider war ein Weltstar, doch ihr Leben bedeutete nicht nur Ruhm und Glamour, sondern in unbeobachteten Momenten auch Traurigkeit und Schmerz. Nur selten öffnete sie sich anderen Menschen wie dem „Stern“-Reporter Michael Jürgs. Von dieser außergewöhnlichen Begegnung erzählt Emily Atef in ihrem berührenden Film „3 Tage in Quiberon“.

EsslingenSie war ein Weltstar, wurde für ihre Filme gefeiert und von ihren Fans verehrt. Und viele hätten gern mit Romy Schneider getauscht – jener wunderbaren Schauspielerin, die schon zu Lebzeiten Legende war. Dass sie für Ruhm und Erfolg einen hohen Preis bezahlen musste, ahnten die wenigsten. Nur ganz wenige Menschen durften ihr etwas näher kommen. Doch wenn es ihnen so wie dem Journalisten Michael Jürgs gelang, erlebten sie einen Menschen, der so gar nicht zum Bild der strahlenden Diva passte. „Ich bin eine unglückliche Frau von 42 Jahren und heiße Romy Schneider“, ließ sie Jürgs wissen. Von jenem einzigartigen Interview für die Zeitschrift „Stern“ erzählt Emily Atef in ihrem Film „3 Tage in Quiberon“, der auf der jüngsten Berlinale eine viel beachtete Premiere feierte. Nun kommt dieses Werk in die deutschen Kinos, und es eröffnet ungeahnte Perspektiven auf das Leben einer Frau, die vom Leben verwöhnt und gebeutelt zugleich wurde.

Die Geschichte spielt 1981 im bretonischen Kurort Quiberon. Romy Schneider (Marie Bäumer) bereitet sich auf einen neuen Film vor, doch sie fühlt sich ausgelaugt und von Sorgen geplagt. Die kurze Auszeit soll ihr Gelegenheit geben, den Kopf frei zu bekommen und zu sich selbst zu finden. Als sie in Quiberon Besuch von ihrer Jugendfreundin Hilde (Birgit Minichmayr) bekommt, hat sie endlich einen Menschen, der in ihr nicht nur den strahlenden Star sieht und dem sie sich bedingungslos anvertrauen kann. Vielleicht gibt ihr die Freundin auch die Sicherheit, die sie braucht, um einer Interviewanfrage des Journalisten Michael Jürgs (Robert Gwisdek) zuzustimmen, der mehr im Sinn hat als nur eines der oberflächlichen Schauspieler-Porträts, die viel zu wenig vom wahren Ich der Gesprächspartner zeigen. Die deutsche Presse hatte Romy damals mächtig zugesetzt. Trotzdem lässt sie sich auf dieses Wagnis ein – vielleicht auch deshalb, weil der von ihr hoch geschätzte Fotograf Robert Lebeck (Charly Hübner) die Fotos zu Jürgs’ Text liefern soll. Aus anfänglicher Distanz und Misstrauen wächst mit der Zeit eine ungeahnte Nähe, wie es sie zwischen Interviewer und Interviewtem sonst nur selten gibt.

Emily Atef gelang mit „3 Tage in Quiberon“ eine sensible Annäherung an den Menschen Romy Schneider. Die Regisseurin konzentriert sich ganz auf die vier Protagonisten, deren Begegnungen oft an ein Kammerspiel erinnern. Der Kameramann Thomas Kiennast hat sich an Robert Lebecks feinsinniger Bildsprache orientiert. Die Intimität seiner damaligen Schwarz-Weiß-Fotografien, die den Menschen Romy Schneider in vielen Facetten erfassten, vermittelt auch der Film, der sich ganz und gar auf die vier Protagonisten konzentriert und deshalb umso mehr unter die Haut geht. Und mit Marie Bäumer schlüpft eine Darstellerin in die Rolle von Romy Schneider, die bisweilen vergessen lässt, dass es nicht der Weltstar selbst war,der für diesen Film vor der Kamera gestanden hat.

Emily Atef lässt die Atmosphäre eines außergewöhnlichen Interviews lebendig werden, das Michael Jürgs 1981 mit Romy Schneider geführt hat. Selten kam ein Journalist der Diva näher – und selten hat das staunende Publikum mehr über diese außergewöhnliche Schauspielerin und die Kehrseiten ihres Ruhms erfahren.