Foto: Pandastorm Quelle: Unbekannt

Von Gaby Weiß

Esslingen - Früher galten Fernsehserien als cineastisches Fastfood, doch das ist lang vorbei. Mit immer größerem Aufwand wird heute gearbeitet - zwei Produktionen, die auf ganz unterschiedliche Weise Hochspannung versprechen, sind nun auf DVD erschienen.

Für Eltern gibt es nichts Schlimmeres als die Vorstellung, dass das eigene Kind plötzlich verschwinden könnte. Diesen Alptraum lässt die britische Serie „The Missing“ (Pandastorm) auf beklemmende Weise wahr werden: Tony und Emily (James Nesbitt und Frances O‘Connor) machen 2006 mit ihrem fünfjährigen Sohn Ollie Urlaub in Frankreich. Mitten im größten Trubel passt Tony für einen Moment nicht auf, und Ollie ist weg. Die Eltern suchen fieberhaft, doch der Junge bleibt verschwunden. Zehn Jahre später gibt es noch keine Spur. Die Ehe ist zerbrochen, doch Tony gibt nicht auf und kehrt zurück an den Ort der Tragödie. Und er findet Unterstützung bei Kommissar Baptiste (Tchéky Karyo), der nicht aufgeben kann. Geschickt verknüpft Regisseur Tom Shankland verschiedene Zeitebenen, schmerzlich spürt auch der Zuschauer, was es für Eltern bedeuten muss, nicht zu wissen, was aus ihrem Kind geworden ist, und dabei auch noch das Gefühl zu haben, dass sie am Verschwinden nicht unschuldig sind.

Seit 20 Jahren ist Robert Taro (Gérard Depardieu) Bürgermeister von Marseille, nun will er aufhören, weil er überzeugt ist, dass Frankreichs zweitgrößte Stadt bei seinem Ziehsohn Lucas Barrès (Benoit Magimel) in den besten Händen ist. Doch dann zeigt Lucas sein wahres Gesicht, und so überschlagen sich bald die Ereignisse, denn im Hintergrund mischen Typen mit, die bereit sind, buchstäblich über Leichen zu gehen. Ihnen will Robert „seine“ Stadt nicht so einfach überlassen, und so nimmt er den Kampf noch einmal auf - nicht ahnend, dass schon bald mit immer härteren Bandagen gekämpft wird. Die französische Fernsehserie „Marseille“, die für Netflix produziert wurde und deren erste Staffel nun bei Polyband erschienen ist, ist ein spannender, aufwendig erzählter Krimi mit politischem Hintergrund, der hoffen lässt, dass all das, was man da sieht, nur Fiktion und nicht politische Realität ist.