Fasziniert von der Magie des Films: Emil (Dennis Mojen) ist kein Risiko zu groß, um das Herz seiner Angebeteten Milou (Emilia Schüle) zu erobern. Quelle: Unbekannt

In seiner Kino-Romanze „Traumfabrik“ erzählt der Regisseur Martin Schreier in satten Farben und mit großen Gesten die Geschichte einer grenzenlosen Liebe in Zeiten des Mauerbaus.

EsslingenWenn von der „Traumfabrik“ die Rede ist, denken die meisten erst mal an Hollywood. Dass auch die DDR ihre „Traumfabrik“ hatte, zeigt Martin Schreier in seiner gleichnamigen Kino-Romanze, die im einstigen Defa-Studio in Babelsberg spielt. Der Regisseur nimmt sein Publikum mit in den Sommer 1961 – in ein Milieu zwischen zeitloser Magie und kreativer Aufbruchsstimmung. Für Schreier sind Filmstudios Orte, „wo sich leidenschaftliche Menschen treffen, die für eine gemeinsame Sache kämpfen und am gleichen Strang ziehen“. Und weil er überzeugt ist, dass dort wahre Magie entsteht, ist sein Babelsberg nicht in düsteres DDR-Grau, sondern in satte Farben getaucht, die die perfekte Kulisse für eine Romanze voll großer Gefühle abgeben.

Eben noch war Emil (Dennis Mojen) Volksarmist – nun steht er vor den Toren der Traumfabrik Babelsberg, wo vor dem Krieg Filme wie „Metropolis“, „Jud Süß“ oder „Die Feuerzangenbowle“ entstanden waren. Nach dem Krieg soll das Studio zur Wiege ostdeutschen Filmschaffens werden. Durch seinen Bruder Alex (Ken Duken) bekommt Emil einen Komparsenjob – und lernt Milou (Emilia Schüle) kennen, die als Tanzdouble für Frankreichs Star-Schauspielerin Beatrice Morée (Ellenie Salvo Gonzáles) arbeitet. Prompt ist es um ihn geschehen. Unbeholfen versucht er, Milous Herz zu gewinnen. Doch sie muss zurück nach Frankreich. Ein letztes Treffen scheitert, weil am 13. August 1961 die Grenzen zwischen Ost und West geschlossen werden – die DDR will Berlin einmauern. Emil gibt nicht auf und entwickelt einen kühnen Plan, der ihn Kopf und Kragen kosten könnte: Im Chaos nach dem Mauerbau gibt er sich als Filmemacher aus, ergaunert er sich einen Posten als Produktionsleiter in Babelsberg und beschließt, hinter dem Rücken des strengen Generaldirektors Beck (Heiner Lauterbach) ein Filmprojekt zu starten, das so reizvoll ist, dass Beatrice Morée nicht widerstehen kann. Sie soll die Kleopatra spielen und Milou zum Dreh mitbringen. Doch als die erste Klappe fällt und Emil seine Herzallerliebste wiedersieht, ist sie inzwischen mit dem Schauspieler Omar (Nikolai Kinski) verlobt. Und Emil muss sich entscheiden, ob er aufgeben oder um seine Liebe kämpfen will ...

„Traumfabrik“ ist der erste Film der neu gegründeten Produktionsfirma Traumfabrik Babelsberg und die erste Eigenproduktion nach mehr als 20 Jahren für Studio Babelsberg. „Ich wollte einen Feelgood-Film machen, der die Menschen unterhält und inspiriert“, sagt Martin Schreier. „Die Botschaft lautet: Du musst für deine Träume kämpfen, dann kannst du sie erreichen. Liebe überwindet jede Mauer, jede Grenze. Es ist ein Film, der dir zeigt, wie das Leben sein könnte, wenn du einfach nur diesen einen Schritt mehr machst.“ Wer sich Schreiers Film anschaut, sollte kein realistisches Bild der damaligen DDR erwarten. Sein Film ist eine Kino-Romanze durch und durch – garniert mit dickem Zuckerguss und einer Kirsche extra. Er zeichnet Babelsberg als einen Ort voll überschäumender Kreativität, wo alle nur eines im Sinn haben: Das Filmschaffen im anderen Teil Deutschlands nach Nazizeit und Weltkrieg wieder zu neuen Höhen zu bringen.

Manche mögen einwenden, dass das alles reichlich unwirklich wirkt, doch das sollte man einem Film wie „Traumfabrik“ nicht ankreiden. Der will kein Dokudrama mit hohem Realitätsgehalt sein, sondern vor allem eine ungewöhnliche Liebesgeschichte erzählen. Dafür braucht es nun mal die großen Gesten, die passend colorierten Kulissen, den schwülstigen Sound und das (manchmal etwas stereotyp wirkende) Personal. Wo, wenn nicht in der Traumfabrik, sollten solche künstlerischen Freiheiten sonst erlaubt sein?

Die Liebe zweier junger Menschen wird durch den Mauerbau auf eine harte Probe gestellt. Doch in der Traumfabrik Babelsberg gelten eigene Gesetze – und mit der nötigen Fantasie werden in Martin Schreiers Kino-Romanze Träume wahr.