Die Natur war Bella (Jessica Brown Findlay) stets ein Gräuel, doch dann entdeckt sie in ihrem Garten den wahren Sinn des Lebens. Foto: NFP Quelle: Unbekannt

Von Alexander Maier

Esslingen - Genau wie einen Garten kann man auch das eigene Leben von allerlei Gestrüpp und Unkraut zuwuchern lassen - so lange, bis nichts mehr zu grünen und zu blühen scheint. Doch genau wie ein Garten wartet auch das Leben nur darauf, aus dem Dornröschenschlaf geweckt zu werden, damit es gedeihen kann. Davon erzählt Simon Aboud in seiner Kino-Dramödie „Der wunderbare Garten der Bella Brown“, die zu den liebenswertesten Filmen dieses Sommers zählt. Weil dieser bezaubernde kleine Film ein großes Publikum verdient hat, wird er in diesem Sommer auch im Open-Air-Kino auf der Esslinger Burg laufen.

Im Leben der Bibliothekarin Bella (Jessica Brown Findlay) hat alles seinen unverrückbaren Platz: Für jeden Tag gibt es eine eigene Bluse, ein eigenes Parfum und eine eigene Zahnbürste, in den Schränken ist alles wohl geordnet - selbst auf ihrem Teller darf nicht mal die kleinste Erbse aus der Reihe tanzen. Nur in Bellas Garten regiert das Chaos. Deshalb bleibt sie lieber im Haus - dass draußen alles zugewuchert ist, merkt sie erst, als der Vermieter kommt und mit Kündigung droht. Einen Monat hat die junge Frau Zeit, um den Garten aufzuhübschen, sonst fliegt sie hochkant raus. So muss sich Bella wohl oder übel zwingen, ihren Garten endlich in Ordnung zu bringen. Und sie erhält dabei unverhofft Hilfe: Als ihr mürrischer Nachbar Alfie (Tom Wilkinson) seinen Koch Vernon (Andrew Scott) wieder mal wie einen Sklaven behandelt, wirft der die Brocken hin und kocht für Bella. Alfie ist außer sich und versucht mit allen Mitteln, Vernon zurückzuholen - auch wenn er dafür seine Nachbarin piesacken muss.

Die Ordnung gerät ins Wanken

Lange war in Bellas Leben alles seinen geregelten Gang gegangen, doch plötzlich gerät alles aus den Fugen: Ihre Chefin droht mit Kündigung, Nachbar Alfie geht ihr auf den Keks, der Vermieter sitzt ihr im Nacken, und der spleenige junge Erfinder Billy (Jeremy Irving) macht ihr den Hof und lässt ihre sorgsam weggesperrten Gefühle sprießen. Und plötzlich scheint sich alles, was zuvor einfach nicht passen mochte, auf wundersame Weise zusammenzufügen: Bella entdeckt ihr Herz für Garten und Natur, Alfie ist doch nicht so unausstehlich, wie er sich immer gezeigt hatte, ihr Garten offenbart ungeahnte Schönheiten, und mit Vernon ist da plötzlich jemand in ihrem Leben, der mit seinem untrüglichen Gespür für Menschen vieles ins Lot bringt. Und siehe da: Mit einem Mal kommt Bella auch ihrem großen Traum, Kinderbücher zu schreiben, ein großes Stück näher, weil die unverhoffte Nähe zur Natur und zu anderen Menschen ihr Herz und ihre Seele öffnet.

„Es ist nicht nur ein Märchen für Erwachsene, sondern auch eine romantische Erzählung über eine aufblühende Liebe und eine Komödie über das Erwachsenwerden“, sagt Regisseur Simon Aboud. „Die Verwandlung des Gartens in seine ursprüngliche Schönheit ist wie eine Metapher. Es sind Alfies Erfahrungen, die Bella helfen, ihre Träume zu verwirklichen. Und durch Bellas Kampf, ihre Ängste zu überwinden, gelingt es Alfie, wieder am Leben teilzuhaben.“ Man spürt Abouds liebevollen Blick auf seine Figuren. Man leidet mit Bella, die einfach nicht aus ihrer Haut kann, man ahnt, dass erst das Leben Alfie zu jenem unausstehlichen Nörgler gemacht hat, der er inzwischen ist, und man hofft, dass Billy wirklich der Richtige für die junge Frau ist. Und man lässt sich von den überaus sinnlichen Bildern, die Kameramann Mike Eley sensibel und bisweilen auch mit einem Augenzwinkern eingefangen hat, verzaubern. Denn „Der wunderbare Garten der Bella Brown“ ist nicht nur herzerwärmend schön, sondern auch geprägt von einer Lebensklugheit, die weit über die Geschichte hinausreicht. Vielleicht steckt ja in vielen ein klein wenig von jener Bella Brown, die dem Leben erst die Chance eröffnen muss, seine wahre Magie zu entfalten. Oder von jenem Alfie, den das Schicksal so lange gebeutelt hat, bis er verlernt hat, das wahre Glück zu erkennen. Dabei hat das Leben viel mehr Schönes und Gutes und Erfüllendes zu bieten, als mancher ahnt. Man muss nur ganz genau hinschauen.

Simon Aboud erzählt ein modernes Märchen über die Freundschaft zwischen einer verträumten jungen Frau, die nach dem Sinn des Lebens sucht, und einem alten Witwer, der mit dem Leben eigentlich abgeschlossen hat. Gemeinsam finden sie mit Hilfe der Natur wieder den Sinn in ihrem Leben.