Kaum hat Geheimdienst-Novize Eggsy (Taron Egerton) sein Handwerk gelernt, da muss er auch schon zeigen, was er kann. Foto: Twentieth Century Fox Quelle: Unbekannt

Von Alexander Maier

Esslingen - Wer im Geheimdienstmilieu überleben will, braucht einen wachen Instinkt und Nerven aus Stahl. Jede Nachlässigkeit ist verhängnisvoll, jeder Fehler kann bereits der letzte sein. Deshalb ist das Agentenhandwerk ein ziemlich ernstes Geschäft. Dass man die Welt der Spione auch humorvoll betrachten kann, hat Matthew Vaughn vor zwei Jahren mit der britischen Agentenparodie „Kingsman“ bewiesen. Nun gibt es eine Fortsetzung, die das Zeug dazu hat, an die Erfolge des ersten Films anzuknüpfen. Die Macher von „Kingsman 2 - The Golden Circle“ setzen einmal mehr auf Action, Spannung und augenzwinkernd-selbstironischen Humor. Aus diesen Ingredienzien mixen Vaughn und seine Crew einen spritzigen Cocktail, der allerbeste Kinounterhaltung bietet.

Auch wenn es in Folge eins unter dem Titel „Kingsman: The Secret Service“ viel zu lachen gab, endete die Geschichte tragisch: Harry Hart (Colin Firth), der smarte Gentleman-Agent, hat den Kampf gegen das Böse mit dem Leben bezahlt. Nur gut, dass er damals mit dem Kleinkriminellen Gary „Eggsy“ Unwin (Taron Egerton) rechtzeitig einen jungen Mann ausgebildet hat, der in Folge zwei in seine Fußstapfen treten kann. Und Eggsy muss sogleich alles geben, weil die nächste tödliche Gefahr bereits lauert: Poppy (Julianne Moore), die ultraschrille Supergangsterin mit dem Faible für die wilden Sechziger, hat durch einen fiesen Trick die ultrageheime Zentrale der Geheimorganisation Kingsman aufgespürt und zerstört - Eggsy und sein Kollege Merlin (Mark Strong) sind die einzigen, die überlebt haben.

Viel Vergnügen mit Elton John

Als Eggsy und Merlin ihren Frust in uraltem Whisky ertränken, finden sie heraus, dass sie nicht die einzigen sind, die sich dem Bösen in der Welt entgegenstellen: Gut getarnt als Schnapsbrennerei gibt es in den USA eine weitere Spionageagentur, die auf wundersame Weise mit Kingsman verbunden ist. Statesman nennen sich die amerikanischen Kollegen, und ihr Chef Champagne (Jeff Bridges) lässt sich nicht zweimal bitten, gemeinsam mit den britischen Agenten Poppy das Handwerk zu legen. Denn die führt Übles im Schilde: Skrupellos hat sie den weltweiten Rauschhandel unter ihre Kontrolle gebracht. Und als alles auf ihr Kommando hört, lässt Poppy den Drogen ein Gift beimischen, das unweigerlich zum Tode führt - falls die US-Regierung nicht auf ihre Bedingungen eingeht und dafür ein Gegenmittel von ihr erhält.

Während Statesman-Agent Tequila (Channing Tatum) in die Rauschgift-Falle tappt, machen sich Eggsy, Merlin und Tequilas Kollege Whiskey (Pedro Pascal) auf den Weg in den Dschungel, wo Poppy eine Stadt im Stil der 60er-Jahre aufgebaut hat, in der sie ihre miesen Geschäfte betreibt und Popstar Elton John (der sich selbst spielt) als persönlichen Alleinunterhalter gefangen hält. Dort kommt es schließlich zum Showdown, der Publikum und Darstellern ein temporeiches Powerplay mit fliegenden Fäusten und jeder Menge blauer Bohnen abverlangt. Doch wenn es darum geht, die Welt zu retten, ist Geheimagenten nichts zuviel.

Viele haben sich schon an Agentenparodien versucht - die meisten sind wie „Austin Powers“ im schieren Klamauk untergegangen. Regisseur Matthew Vaughn beweist in „Kingsman 2 - The Golden Circle“, dass es auch anders und viel besser geht. Geschickt schafft er den schwierigen Spagat zwischen Spannung, Action und Humor - dass Eggsy und seine Kollegen stets ein wohltuendes Augenzwinkern zeigen, macht die Sache noch unterhaltsamer. Überraschende Wendungen und spektakuläre Stunts vor allem zu Beginn und am Ende dieses durchweg gelungenen Streifens dürften auch Bond-Fans Freude machen. Den bleibendsten Eindruck hinterlässt indes Elton John, der nicht nur das Genre, sondern auch sich selbst mit sichtlichem Vergnügen durch den Kakao zieht.

Geheimagenten dürfen niemals durchschnaufen, denn das Böse ist immer und überall. Die erfolgreiche „Kingsman“-Masche, die mit dem ersten Film bereits rund 400 Millionen Dollar eingespielt hat, wird von Regisseur Matthew Vaughn auch in Folge zwei erfolgreich weitergestrickt.