„Es“ war der umsatzstärkste Horrorfilm aller Zeiten. Nun spinnt Regisseur Andy Muschietti die Geschichte vom bösen, das in Gestalt des Horror-Clowns Pennywise das Städtchen Derry terrorisiert, weiter. 27 Jahre sind seit den damaligen Ereignissen vergangen – in „Es: Kapitel 2“ sind die Kinder von einst erwachsen geworden, und sie tun alles, um Pennywise ein für allemal unschädlich zu machen.
EsslingenNach der inzwischen eher belächelten Fernsehverfilmung von Stephen Kings „Es“ aus dem Jahr 1990 bescherte Regisseur Andy Muschietti dem gefeierten Horror-Bestseller vor zwei Jahren eine zeitgemäße Rundumerneuerung. Nun erscheint die von Fans lang erwartete Fortsetzung. Anders als im Buch, in dem abwechselnd die Geschichte der Hauptfiguren im Teenager- und später im Erwachsenenalter erzählt wird, entschied sich Drehbuchautor Gary Dauberman bei „Es“ für eine Aufteilung in zwei Filme. Der erste schilderte die Ereignisse im Städtchen Derry in den späten 80er-Jahren. Die Hauptfiguren sind fast noch Kinder. In „Es: Kapitel 2“ sind aus Bill, Beverly, Ritchie, Eddie, Ben, Mike und Stanley Erwachsene geworden, die sich Es entgegenstellen.
Seit Jahrhunderten tritt Es in unterschiedlichen Inkarnationen auf, um sich an den Ängsten der Kinder in Derry zu laben. Vor 27 Jahren gehörte Bills kleiner Bruder Georgie zu den Opfern von Es, der dem Jungen in Gestalt des Clowns Pennywise (Bill Skarsgård) erschienen war. Damals konnten Bill und seine Freunde Es aus Derry verscheuchen. Doch nun ist Es wieder da und versetzt das Städtchen erneut in Angst und Schrecken. Doch Mike (Isaiah Mustafa), der Derry nie verlassen hat, weiß mittlerweile, wie man dem Fiesling zu Leibe rücken kann. Er rekrutiert Beverly (Jessica Chastain), Ritchie (Bill Hader), Eddie (James Ransone), Mike (Jay Ryan), Stanley (Andy Bean) und Bill (James McAvoy), um sie von seinem Plan zu überzeugen. Doch damit dieser gelingt, müssen sie alle an den Ort ihrer Angst zurückkehren.
„Es: Kapitel 1“ überzeugte nicht nur als Horror-Film, sondern in erster Linie als eine Geschichte über die Ängste des Erwachsenwerdens. Regisseur Andy Muschietti und sein kreatives Team wissen, wie man dem Publikum Angst macht. In „Es: Kapitel 2“ hat sich nun ein entscheidender Faktor verändert: Bill und Co. sind mitten im Leben stehende Erwachsene, bei denen die damaligen Ereignisse mal mehr, mal weniger Spuren hinterlassen haben. Wie Muschietti den Club der Verlierer ein weiteres Mal zusammenführt, gehört zu den Stärken des Films.
Insbesondere in der ersten Hälfte liegt der Schwerpunkt auf der Figureninteraktion. Die hervorragend gecasteten Darsteller haben sich die Manierismen ihrer jugendlichen Vorbilder perfekt angeeignet, sodass die Illusion der gealterten Figuren aus dem ersten Film optimal aufgeht. Die sich innerhalb des Clubs der Verlierer entwickelnde Eigendynamik sorgt dafür, dass „Es: Kapitel 2“ zeitweise deutlich lustiger ist, als man es von einem Horror-Film dieses Kalibers erwarten würde. Das passt zu den Charakterzügen der Figuren – schon im ersten Teil war Ritchie ein herumprollender Klassenclown, der nun im Komiker Bill Hader die perfekte erwachsene Entsprechung gefunden hat.
Auch optisch überzeugt „Es: Kapitel 2“. Kameramann Checco Varese findet vorzüglich verzerrte, bisweilen surrealistische Perspektiven, um Untote, Monster und vor allem den fiesen Pennywise im wahrsten Sinne des Wortes alptraumhaft erscheinen zu lassen. Trotzdem flacht der Film in der zweiten Hälfte merklich ab, wenn sich plötzlich eine ähnlich aufgebaute Schocksequenz an die nächste reiht. Eine unheimliche Szene baut langsam Spannung auf, man wartet auf den schnellen Schock, schließlich entlädt sich alles mit viel Getöse. Dadurch rückt der emotionale Kern der Geschichte – und damit die Seele von „Es“ – allerdings in den Hintergrund. Genauso wie durch das sehr hysterische Finale, das ausschließlich aus Mensch-gegen-Monster-Gekloppe besteht. Das hat diese sorgsam aufgebaute Geschichte nicht verdient.
27 Jahre nach den Ereignissen von „Es“ kehrt der gefürchtete Horror-Clown Pennywise zurück in das Städtchen Derry, wo ihm der Club der Verlierer für einen letzten Kampf gegenübertritt.