Christiane Grau, die Verwalterin der Grabkapelle, zeigt verschiedene Postkarten, die es im Priesterhaus gibt. Foto: seb - seb

Postkarten vom Volksfest und der Grabkapelle sind bei Stuttgart-Besuchern beliebt

Bad Cannstatt Christiane Grau, die Verwalterin der Grabkapelle, muss nicht lange darüber nachdenken, welche Postkarten bei Besuchern des Mausoleums am beliebtesten sind. „Die Katharina-Motive. Die Zarentochter zieht durch ihr Handeln die Leute nach wie vor in ihren Bann.“ Außerdem sei sie durch ihre Institutionen noch in den Köpfen präsent. Auch sehr begehrt sei das Herbst-Motiv von der Grabkapelle, auf dem man sie mitten in den Weinbergen sieht. „Die Nachtansichten sind auch sehr gefragt.“ Und natürlich die ganz moderne Karte mit dem Spruch „Die Liebe höret nimmer auf“. Frisch getraute Ehepaare würden nach der Hochzeit extra zur Grabkapelle, um sich am Monument der ewigen Liebe fotografieren zu lassen. Natürlich seien dementsprechend auch die Souvenirs beliebt.

1000 Postkarten, die die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg in lokalen Druckereien erstellen lassen, werden pro Jahr im Priesterhaus, also im Shop der Grabkapelle, verkauft. Eine Stückzahl, die der Lübecker Schöning-Verlag, der auf den Postkarten-Verkauf spezialisiert ist, alleine mit einem Motiv erreicht: dem Volksfest bei Nacht. „Es ist unsere bestverkaufte Karte in Bad Cannstatt, das Thema schlechthin“, sagt Geschäftsführer Boris Hesse. Sie sei außerdem auch die älteste im Programm. „Das Bild vom Wasen ist seit drei Jahren verfügbar.“ Sieben Motive aus der Sauerwasserstadt hat der Verlag zurzeit im Angebot. „Sie werden ausschließlich in Stuttgart verkauft“, sagt Hesse. „Postkarten sind ein sehr regionales Geschäft.“ In Paris greife auch niemand zu einer Karte aus Bordeaux. Die Karten des Schöning-Verlags sind unter anderem im Bahnhof Bad Cannstatt erhältlich. Wem diese Auswahl nicht reicht, kann noch einen Abstecher in den I-Punkt am Hauptbahnhof machen. Dort sind 13 Motive aus Bad Cannstatt zu finden. „Insgesamt haben wir 24 verschiedene Stuttgart-Postkarten im Sortiment“, sagt Sandra Nörbel, Sprecherin der Stuttgart-Marketing GmBH. „Wir beziehen sie vom Fotoverlag Huber mit Sitz in Garmisch-Partenkirchen.“ Weitere Karten bietet außerdem der freie Fotograf Andreas Rosar an. Er hat eine Serie mit Motiven aus Bad Cannstatt, Hofen und Neugereut herausgebracht, die unter anderem vor Ort an einigen Kiosken und beim Neckar-Käpt’n erhältlich sind. „Damit kann man kein Geld verdienen.“ Er mache das, weil sein Herz an den Stadtteilen hängt.

Der VfB Stuttgart lässt indes zwei verschiedene Postkarten in Eigenregie drucken. Sie sind in den Fan-Shops erhältlich. „Auf der einen ist das Stadion von innen zu sehen, auf der anderen die Mercedes-Benz-Arena von außen bei Nacht“, sagt VfB-Sprecher Steffen Lindenmaier. Im Hintergrund ist ebenfalls das Volksfest zu sehen. Bewusst habe man auf das Logo des Vereins verzichtet, somit sei die Karte eventuell auch für „normale“ Touristen interessant.

Die Frage, welche Karte ein Kassenschlager wird, kann auch Boris Hesse nicht so einfach beantworten. „Wir wundern uns auch manchmal, welches Motiv ankommt“, sagt der Experte. Bundesweit sei beispielsweise nicht das Brandenburger Tor der absolute Renner, sondern das Bild einer Robbe. „Die Karte kann man sowohl an der ganzen Nord- als auch an der Ostsee kaufen.“ 30 000 Mal pro Jahr gehe sie über die Ladentheke.

In Zeiten, in denen selbst die SMS als Kurznachricht überflüssig geworden ist, hat die Digitalisierung natürlich auch beim Postkarten-Verkauf ihre Spuren hinterlassen. In der Wilhelma, die auch vom Lübecker Schöning-Verlag beliefert wird, sei der Umsatz in den letzten fünf Jahren um über 50 Prozent eingebrochen, sagt Claudia Meinecke von der Leonhard Duerr Gmbh, Betreiber der Shops im zoologisch-botanischen Garten. „Dem Handy und WhatsApp sei dank.“

„Der Kartenverkauf ist in den vergangenen zwei Jahrzehnten zurückgegangen“, bestätigt auch Hesse diese Entwicklung. Abgefangen habe man sie mit einem breiteren Produktportfolio. „Wir bieten unter anderem Kühlschrankmagnete mit verschiedenen lokalen Motiven und Kalender an.“ Dass die Postkarte noch nicht vom Markt verschwunden ist, hat aus Hesses Sicht einen einfachen Grund: „Sie ist ein Souvenir, fast wie etwas selbst gebasteltes und hat etwas Emotionales. Es ist ein Knaller, wenn sich im Briefkasten zur Abwechslung nicht mal nur Werbung und Rechnungen befinden.“