Quelle: Unbekannt

Stuttgart – Wie viele Stunden Frank Schröter in das VfB-Fahrrad gesteckt hat, kann der 53-Jährige nicht mehr sagen. Er weiß nur, dass es unzählige waren. Spätestens, wenn er über die Verwandlung des Drahtesels vom Scheunenfund zum weiß-roten Unikat berichtet, wird auf jeden Fall klar, wie viel Liebe darin steckt. „Das Rad wurde zunächst komplett zerlegt, anschließend der Stahlrohrrahmen sandgestrahlt und lackiert.“ Damit jedoch nicht genug. Auch die Felgen erhielten einen neuen Anstrich, sämtliche Lager wurden ausgetauscht und natürlich gefettet. Die passenden französischen Rennradnaben besorgte er über einen Kontakt in Ostdeutschland, seiner alten Heimat. Sämtliche Leitungen, Speichen, der Lenker, die Schalt- und Bremshebel sowie die Kette wurden natürlich ebenfalls erneuert.

Obwohl Schröter – infiziert von der Begeisterung seiner Kinder – leidenschaftlicher VfB-Fan ist, hat er das Fahrrad nicht aus Eigennutz oder zur Freude über den Wiederaufstieg seines Vereins komplett neu aufgebaut. Er ist seit August 2005 beim Sozialunternehmen Neue Arbeit angestellt. Zunächst hat er als Ein-Euro-Kraft begonnen, sich dann jedoch hochgearbeitet. 2006 wurde er in Festanstellung als Anleiter übernommen, seit 2007 ist er Betriebsstellenleiter und kümmert sich um Langzeitarbeitslose. „Ihnen sagt man nach, dass sie nichts können. Mit dem Fahrrad wollten wir das Gegenteil beweisen. Ich habe zu ihnen gesagt, dass wir das jetzt einfach probieren – hopp oder topp.“ Mit langem Atem habe es schließlich funktioniert.

Genehmigung vom VfB Stuttgart

Ein Problem: die Lizenzrechte. „Ich habe mir schriftlich vom VfB genehmigen lassen, dass ich es bauen und auch die Logos verwenden darf.“ Darüber hinaus habe er mit Klaus Grässle Kontakt aufgenommen und auch dort um grünes Licht gebeten. Der ehemalige VfB-Profi baut in seiner Firma in Schwäbisch Gmünd gemeinsam mit dem Haus Lindenhof – einer Stiftung für Benachteiligte – seit Jahren Fan-Bikes verschiedener Bundesligaklubs. „Wir wollten keinen Ärger mit ihm bekommen und haben deshalb dort ebenfalls angefragt, ob etwas gegen unser Fahrrad spricht. Das Gegenteil sei der Fall gewesen. „Er hat uns sogar eine weiß-rote Fußballklingel und einen VfB-Sattel kostenlos zur Verfügung gestellt“, so Schröter. Letzterer wurde nach Fertigstellung des Fahrrades noch weiter veredelt: mit den Unterschriften sämtlicher Spieler der Meistermannschaft.

Entstanden ist ein Unikat, das fast zu schade ist, um im Alltag gefahren zu werden. Dass die Technik dazu geeignet ist, ließ Schröter von den Experten der Fahrrad-Service-Station der Neuen Arbeit kontrollieren. „Ich bin zwar schon seit meiner Jugend ein leidenschaftlicher Schrauber und habe sowohl Fahrräder als auch Motorräder repariert.“ Er sei aber kein gelernter Mechaniker, sondern Autodiktat. „Es soll ja alles mit rechten Dingen zu gehen. Deswegen habe ich die Endabnahme Profis überlassen.“ Von deren Seiten gab es glücklicherweise nichts zu bemängeln. „Sie haben noch Feineinstellungen durchgeführt, beispielsweise die Speichen sauber ausgerichtet.“
1000 Euro anvisiert

Ursprünglich sollte das VfB-Rad beim Fahrradauktionstag auf dem Schlossplatz einen neuen Besitzer finden. Im Rahmen einer Versteigerung wurde es für ein Mindestgebot von 500 Euro aufgerufen. „Damit wären die Kosten für Sandstrahlen, Lackierung und die Teile gedeckt.“ Ein Bieter fand sich jedoch nicht. „Es war wohl die falsche Klientel“, vermutet Schröter. „Eigentlich haben wir mehr als 1000 Euro angepeilt.“ Von dem Gewinn würde man den Helfern, die sich in dem Sozialunternehmen engagieren, Fahrtkostenauslagen und Aufwandsentschädigungen bezahlen. In den kommenden Tagen werde er daher nochmals die Werbetrommel rühren und mit Sponsoren des VfB Stuttgart, wie Krombacher, Stihl und Kärcher, Kontakt aufnehmen. „Vielleicht passt es ja bei einem Unternehmen in den Eingangsbereich.“ Darüber hinaus hat er noch die Hoffnung, dass vielleicht einer der Fußballprofis noch den Geldbeutel aufmacht. „Es wäre doch eine schöne Erinnerung an den Aufstieg.

Wer Interesse an dem VfB-Fahrrad hat, kann sich bei Frank Schröter melden. Er ist unter der Telefonnummer 0711/ 2092 1928, der Mobilfunknummer 0172/791 8135 oder per E-Mail an fschroeter@neuearbeit.de zu erreichen. Weitere Infos zum Sozialunternehmen – Gesellschafter sind die Ambulante Hilfe Stuttgart und die Evangelische Gesellschaft – gibt es im Internet unter www.neuearbeit.de.