Von Torsten Streib

Bad Cannstatt - Der Ironman in Kona auf Hawaii war in diesem Jahr so etwas wie die Deutsche Meisterschaft - nur in Übersee: Titelverteidiger Jan Frodeno siegte vor seinem Dauerrivalen Sebastian Kienle und dem Überraschungsdritten Patrick Lange. Frank Schreiner war auch im mehr als 2400 fassenden Teilnehmerfeld. Er bekam vom deutschen Megaerfolg nur teilweise was mit, konnte den Triumph aber bereits auf der Strecke erahnen. Als der Athlet des TB Cannstatt gerade vom Rad stieg, begegneten ihm Frodeno und Kienle. Beide hatten die Hälfte der Marathonstrecke bereits hinter sich gebracht und es war abzusehen, dass „Kienle gegenüber Frodeno einmal mehr den Kürzeren ziehen würde“, erinnert sich der 52-jährige Untertürkheimer, der vor allem auf der Laufstrecke ordentlich zu kämpfen hatte. „Meine Beine wollten an diesem Tag einfach nicht, wie ich wollte. Zudem schlauchten die Temperaturen mit über 30 Grad und die Strecke mit diversen Anstiegen glich teilweise einer einsamen Bundesstraße, Fans waren außerhalb des Startpunkts kaum zu sehen.“ Die Psyche wird dabei auf eine harte Probe gestellt und „es kann ganz schön zermürbend sein“, gibt Schreiner zu. Doch all die Strapazen und die harte, mentale Tortur sind vergessen, wenn „du auf der Zielgeraden bist, dir tausende von Leuten zujubeln und du dich als Finisher des Ursprungs aller Triathlons fühlen kannst“. Übrigens: Nach 11.03,51 Stunden war der TBC-Triathlet solch ein Finisher.

Noch bei Tageslicht angekommen

Im Gesamtklassement landete er auf Rang 1111, in seiner Altersklasse (50 bis 55) bedeutete dies Rang 78 von 203 Startern. Auch wenn er mit seiner Laufzeit von 4.08 Stunden - „angepeilt war 3.30, 3.40“ - hinter seinem Ziel blieb, hat er aber ein anderes erfüllt: Als Daylight-Finisher - also bei Tageslicht - das Ziel zu erreichen. „Zwei Minuten vor 18 Uhr bin ich ins Ziel gekommen, fünf Minuten später war es dunkel.“

Mit 9.33 Stunden - gleichzeitig auch seiner Bestzeit - sicherte sich Schreiner 2015 beim Wettkampf in Barcelona erstmals die Norm für Hawaii. Auf Hawaii fand er dann gut in den Wettkampf. Bei leichtem Wellengang absolvierte er die 3,8 Kilometer lange Schwimmstrecke im Meer in 1.09 Stunde. „Das war sehr gut, auch deshalb, weil man keinen Neoprenanzug benutzen darf, was die Sache erschwert.“ Im Wasser-Getümmel bekam er so manchen Schlag ab und vom Salzwasser gab‘s auch einige Kostproben. Kein Problem für den TBC-Athleten, der mittlerweile zehn Langdistanz-Triathlons hinter sich gebracht hat. Man müsse eben 20 bis 30 Sekunden verstärkt aufstoßen, danach sei man wieder im Rhythmus. Auch die 180 Kilometer auf dem Rad absolvierte der Untertürkheimer im Rahmen seiner Möglichkeiten - in 5.37 Stunden wechselte er in die Laufschuhe. Auch dabei waren ebenfalls psychische Fähigkeiten gefragt. Anfangs fahre man noch durch den Ort und lasse sich von den begeisterten Fans anstecken. Doch dann gehe es immer nur noch 85 Kilometer geradeaus und man müsse gewaltig gegen die Einsamkeit und den Gegenwind ankämpfen, bis man am Wendepunkt angelangt ist und es den gleichen Weg zurückgehe. Doch nicht nur der Gegenwind machte den Sportlern auf dem Rad zu schaffen, sondern auch die Höhenunterschiede. Denn, man glaubt es kaum, aber auf dem Rad „gibt es 1700 Höhenmeter zu bewältigen“.

Auch wenn der Wettkampf für Schreiner eine harte Prüfung darstellte und es sicherlich landschaftlich reizvollere Triathlons gebe - wie er zugibt - war „es ein super Erlebnis, bei dem ich auch im nächsten Jahr wieder dabei sein will. Alle sind unheimlich nett und hilfsbereit und in Kona herrscht in den Tagen vor und auch danach eine super Stimmung. Zudem wird jeder, der im Ziel ankommt, wie ein Held gefeiert.“ Hawaii sei für den Triathleten eben das, was der heilige Rasen von Wimbledon für Tennisspieler oder das Maracanã-Stadion für die Fußballer sei - „man muss es mindestens einmal miterlebt haben“.

Aber nicht nur wegen des Wettkampfes und der tollen Stimmung soll es für Schreiner schnellstmöglich ein Comeback auf Hawaii geben. Auch seine Frau drängt darauf. Sie begleitete den TBC-Athleten und nach dem Wettkampf wurde die Insel noch einige Tage erkundet. „Die Insel ist ein Traum. Wir beide wollen sie erneut sehen, schließlich gibt es noch einiges zu erkunden.“