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Kerpen - Dramatik pur beim Tischtennis-Regionalliga-Match im Saarland: Das Team des DJK Sportbund Stuttgart siegte nach viereinhalb Stunden mit 9:7 in Kerpen-Illingen. Nach diesem Hitchcock-Krimi glich die Mannschaft aus dem Stuttgarter Osten ihr Punktekonto auf 5:5 aus und kletterte auf Rang drei.

„Daniel und Dapo haben uns gerettet“, sagte Dauud Cheaib, Spitzenspieler des Sportbunds nach dem hitzigen Regionalliga-Duell in Illingen. Und tatsächlich: In einer Auseinandersetzung zweier gleichstarker Teams gaben die fünf Punkte im hinteren Paarkreuz den Ausschlag für Stuttgart - Daniel Hartmann und Dapo Akiode verloren kein Spiel. Dabei waren die beiden noch nachmittags in der zweiten Mannschaft in der Verbandsliga aktiv. Wegen eines Krankheitsfalles mussten sie dann dem Sportbund-Regionalliga-Team hinterher reisen. Eine halbe Stunde vor Spielbeginn war das Stuttgarter Sextett dann komplett im Saarland eingetroffen.

Dennoch war den Spielern zu Beginn die Hektik anzumerken, zudem taten die ungewohnten äußeren Bedingungen einer kleinen Halle und deren Boden ihr Übriges. Die Eingewöhnung fiel den Sportbundlern sichtbar schwer. Nach einem 0:2-Rückstand aus den beiden Startdoppeln drehten Hartmann/Akiode ihr Spiel gegen Friend/Thomas. Nach verlorenem Auftaktsatz steigerten sie sich zunehmend und holten den so wichtigen Anschlusspunkt. Es folgte eine brillante Vorstellung des Spitzenpaarkreuzes: Sowohl Dauud Cheaib (gegen Naumann) als auch Sven Happek (überraschend gegen Rohde) siegten souverän in nur wenigen Minuten. Die 3:2-Führung war geschafft.

Und gleich wieder verloren: Jonas Becker war die gesundheitliche Schwächung anzumerken, er unterlag Friend ebenso ohne Satzgewinn wie der 14-jährige Carlos Dettling gegen Vallbracht. Doch auf das hintere Paarkreuz war an diesem Tag Verlass: Dapo Akiode steigerte sich nach verlorenem ersten Satz gegen Thomas enorm. Dieser hatte anschließend dem Topspin-Wirbel Akiodes nichts mehr entgegenzusetzen. Erneute 5:4-Führung nach dem 3:1-Sieg von Daniel Hartmann gegen Hahn. Nervosität pur zeigte der bis dahin überlegen agierende Hartmann kurz vor dem Sieg. Mit 10:3 führte er im vierten Satz, verlor dann Punkt um Punkte. Erst bei 10:9 sicherte er sich nach einem langen Ballwechsel den Sieg - großer Jubel auf Stuttgarter Seite über die „Halbzeit-Führung“.

Die zweite Hälfte begann mit einer Ernüchterung. In zwei ausgeglichenen Marathon-Matches musste der Sportbund bittere Niederlagen hinnehmen. Dauud Cheaib führte im Spitzen-Einzel 2:0 und 8:5. Nach einem Tritt Rohdes gegen den Tisch wachte dieser auf und traf fortan jeden Ball. Drei Mal in der Verlängerung unterlag Cheaib in den folgenden Sätzen.

Ebenso knapp ging es am Nebentisch zu. Sportbund-Spielertrainer Sven Happek lieferte erneut eine starke Partie, doch sein Gegenüber Naumann kam mit Happeks Defensiv-Spiel deutlich besser zurecht als anfangs Rohde. Und dennoch hatten beide Spieler in der Verlängerung des 5. Satzes Siegchancen. Naumann war mit 12:10 schließlich der Glücklichere. Jetzt stand die Partie mit der 6:5-Führung für Kerpen-Illingen auf der Kippe. „Da hätten wir das Spiel verlieren können“, blickte Cheaib zurück. Doch Becker und Dettling hielten dagegen. Carlos Dettling hatte beim 1:1-Zwischenstand und 10:9 gegen Friend gar Satzball zur 2:1-Führung, doch am Ende setzte sich die Routine von Chance Friend durch. Große Steigerung und Willensstärke bei Jonas Becker. Er kämpfte gegen die körperliche Schwäche durch unbändigen Willen an und rang den starken Aaron Vallbracht, bis dahin mit starken 5:1-Siegen in der Saison notiert, in vier hauchdünnen Sätzen nieder. „Das war eine große Energie-Leistung“, lobte Betreuer Thomas Walter. Noch immer führte aber Kerpen-Illingen mit 7:6. Für den schnellen Ausgleich sorgte der bärenstarke Dapo Akiode. Nach einem 3:9-Rückstand zum Auftakt gegen Hahn drehte der schnelle Linkshänder auf, machte acht Punkte in Serie zum 11:9 und überließ seinem Kontrahenten in den beiden Folgesätzen insgesamt nur noch sieben Zähler.

7:7 - und der Krimi bekam mit zwei Fünfsatz-Matches sein würdiges Finale. Momente der Konzentration, in denen man eine Stecknadel hätte fallen hören können, und Jubelschreie zu mitternächtlicher Stunde wechselten ständig. Daniel Hartmann hatte gegen Thomas alle Vorteile auf seiner Seite, führte klar mit 2:0 und hatte im vierten Satz dann Matchbälle in der Verlängerung. Doch das Spiel drohte zu kippen, als Thomas 6:4 im fünften Satz erstmals in Führung ging. Mit großen Risiko und Mut schaffte Hartmann die erneute Wende und siegte mit 11:8. „Ein Punkt ist sicher“, freute sich Mannschaftsführer Walter angesichts der Anstrengungen im Vorfeld der Partie über den Zwischenstand. Aber es sollte noch besser kommen. Sven Happek und Jonas Becker spielten sich im Schlussdoppel in einen wahren Rausch und gingen gegen Rohde/Naumann 2:0 nach Sätzen in Front. Doch die Saarländer wehrten sich, glichen zum 2:2 aus. Überragende Spinbälle in verschiedenen Varianten von Happek und einige riskante Gegenzieher von Becker brachten schließlich die Entscheidung - mit 11:7 sicherten sich die beiden den Sieg für den Sportbund. Am kommenden Samstag gibt es das Heimspiel gegen Freiburg (17.30 Uhr, Sporthalle Nord).Thomas Walter