Bad Cannstatt - Im Vergleich zur Vorsaison stehen neun von 13 Akteuren nicht mehr im Kader des SV Cannstatt. Das Team wurde zwangsweise stark verjüngt und vorrangig hat man den Klassenerhalt in der B-Gruppe der Bundesliga im Sinn. Vor allem vor heimischem Publikum sollen dazu die notwendigen Punkte eingefahren werden. Heute, 18.30 Uhr, steht im Untertürkheimer Inselbad gegen den SC Neustadt die Saison-Heimpremiere an. „Wir sind gut drauf und haben Siegchancen“, sagt Cannstatts Kapitän Lennart Löscher im Gespräch.
Herr Löscher, warum landen Sie mit dem SV Cannstatt heute den ersten Saisonsieg?
Lennart Löscher: Weil wir heiß darauf sind, endlich vor heimischem Publikum zu zeigen, was in uns steckt. Auswärts konnten wir leider noch nicht punkten, allerdings ging es gegen stärker einzuschätzende Gegner, die uns nur knapp bezwingen konnten. Dort hat sich aber vor allem unsere neue Stärke gezeigt: unser Teamgeist.
Die Rechnung darf aber nicht ohne Neustadt gemacht werden.
Löscher: Sicherlich nicht. Aber wir kennen die Mannschaft sehr gut, haben in der Vorbereitung zweimal gegen sie gespielt. Einmal haben wir klar verloren, einmal klar gewonnen. Ich denke, die Teams sind auf Augenhöhe und wir müssen unseren Heimvorteil in der gewohnten Umgebung nutzen und hoffen auch auf zahlreiche und lautstarke Unterstützung unserer Fans.
Sechs Spieler aus der U-17-Mannschaft, die im Vorjahr deutscher Vizemeister wurden, stehen nun im aktuellen Bundesliga-Kader des SVC. Wie machen sich die „Frischlinge“?
Löscher: Super. Sie haben sich gut ins Team eingegliedert und übernehmen schon Verantwortung. Darüber hinaus ergänzen sie sich bestens mit den Routiniers und zeigen immer vollen Einsatz.
Nun haben die Nachwuchsspieler bereits unter Beweis gestellt, dass Potenzial in ihnen steckt. Doch wie kann man die aufgrund der Entwicklung logischen körperlichen Defizite kompensieren?
Löscher: Körperlich sind sie natürlich nicht ganz auf der Ebene wie ein gestandener Bundesliga-Spieler. Durch ihre Schnelligkeit und Beweglichkeit gleichen sie aber bereits vieles aus. In den Spielen wird über Taktik versucht, dass sie nicht direkt auf die robusten, erfahrenen Akteure stoßen oder es wird eben mit etwas Abstand gedeckt.
Müssen Sie als Kapitän den Talenten vor den baumlangen Brocken die Angst nehmen?
Löscher: Angst haben sie keine, großen Respekt sicherlich. Da muss ich ihnen auf jeden Fall das ein oder andere Mal gut zureden und klar machen, dass sie auch einiges drauf haben und sie mutig zur Sache gehen sollen.
Sie selbst sind ja aber auch erst 21 Jahre alt. Ehre oder Belastung, in so jungen Jahren ein Bundesliga-Team zu führen?
Löscher: Das ist für mich eine sehr große Ehre, auf keinen Fall eine Belastung. Ich habe alle Jugenden beim SVC als Kapitän durchlaufen und in der letzten Saison war ich Kapitän der 2. Mannschaft, mit der wir den Titel in der Oberliga erringen konnten. Als Bundesliga-Kapitän hat man natürlich mehr Verantwortung und auch noch mehr Aufgaben, aber ganz ins kalte Wasser werde ich ja nicht geschmissen.
Dennoch lastet viel Druck auf ihren Schultern, schließlich müssen Sie als Kapitän stets leistungs- und kampfstark als gutes Beispiel vorangehen.
Löscher: Leistungsmäßig will ich mich noch weiter verbessern, um auch spielerisch vorangehen zu können. Mental stark zu sein und immer den Willen zu haben, das Beste zu geben, das lebe ich jetzt schon vor.
Ist Ihnen das in den ersten beiden Partien, die verloren gingen, gelungen?
Löscher: Ja, denn an unserer Einstellung und unserem Teamgeist lag es beides Mal nicht, sondern an Kleinigkeiten wie das eben bei einem neu formierten Team so ist.
Was stimmt Sie zuversichtlich, dass der Klassenerhalt erneut gelingt?
Löscher: Unser toller Teamgeist ist unser großes Plus und wird der Schlüssel zum Klassenerhalt sein. Zudem steckt sicherlich auch individuelle Klasse in der Mannschaft. Diese beiden Faktoren lassen mich zuversichtlich in die Zukunft blicken.
ZUR PERSON
Lennart Löscher wurde am 26. März 1995 in Bad Cannstatt geboren und ist seit seiner Geburt Mitglied beim SV Cannstatt. Der 21-Jährige spielt auf der linken Seite und seine Stärken sind seine Kraft und sein Spielverständnis. Er studiert Betriebswirtschaft in Nürtingen und seit dieser Saison ist er Kapitän des Bundesliga-Teams. Sein Vater Frank ging auch schon für den SVC in der Bundesliga auf Torejagd.
Die Fragen stellte Torsten Streib.