Marcin Kaminski und Tobias Werner bejubeln den späten 1:1-Ausgleich gegen 1860 München. Foto: dpa - dpa

Von Christoph Fischer

München – Sie suchen momentan beim Fußball-Zweitligisten VfB Stuttgart nach Antworten, scheinen aber irgendwie auch daran zu zweifeln, ob sie die richtigen Fragen gestellt haben. Das 1:1 (0:1) des Wiederaufstiegsfavoriten bei den Münchner „Löwen“ ist zwar immer noch ein Punktgewinn in des Gegners Stadion, aber die Art und Weise, wie dieser Punktgewinn zustande kam, hinterließ zumindest auf der Stirn von Trainer Hannes Wolf Sorgenfalten. Der eine oder andere Zeitgenosse wollte sogar ein wenig Ratlosigkeit bei dem 35-Jährigen ausgemacht haben.

Das 1:1 war ernüchternd. Man habe, sagte Wolf in seiner Analyse, „vieles richtig und vieles gut gemacht, aber wir haben eben keine Chancen entwickelt“. Nach fünf sieglosen Spielen in Folge stellen sich aber Fragen. Nicht wenige sehen den VfB in der entscheidenden Phase der Saison weit entfernt von dem, was diese Mannschaft, die vergleichsweise überragend besetzt ist, zu anderen Zeiten schon einmal wesentlich besser gemacht hat. Es sind noch sieben Spiele, aus der Englischen Woche wollten die Stuttgarter mindestens sieben Punkte mitnehmen. Bisher sind es nur zwei. Und am Sonntag kommt der ums nackte Überleben in der 2. Bundesliga kämpfende Karlsruher SC zum Derby nach Stuttgart.

Natürlich befindet sich ein Tabellenzweiter mit 51 Punkten in keiner Krise, aber die Situation an der Tabellenspitze ist sehr eng – und sehr offen. Hannover und Dynamo Dresden haben gewonnen, Braunschweig spielte unentschieden, Union Berlin verlor. Das lässt das 1:1 der Stuttgarter noch nicht dramatisch erscheinen, aber die junge Mannschaft scheint mit dem enormen Erfolgsdruck Probleme zu haben. Ein weiterer Hinweis darauf, dass es nicht besonders klug war, in dieser Phase der Saison den Ausgliederungsprozess der Profiabteilung erneut anzukurbeln. Mit der mehr oder weniger klaren Vorgabe des Präsidiums: Bundesligaaufstieg.

„Das ist enttäuschend“

Hochtalentierten Spielern fehlt es an Erfahrung und Selbstvertrauen. Julian Green macht kaum Fortschritte, Benjamin Pavard wirkt nicht abgeklärt genug, Carlos Mané fällt für den Rest der Saison aus. Alexandru Maxim findet sich aber zuletzt noch nicht einmal mehr im Kader, es fehlt an Routiniers außer Christian Gentner. Das merkt man in der Defensive wie in der Offensive. „Wir haben über weite Strecken in München keine Lösungen in der Offensive gefunden“, sagte Sportvorstand Jan Schindelmeiser unmissverständlich. „Das ist enttäuschend.“

Der VfB war überlegen, hatte mehr Ballbesitz, wusste mit seiner Überlegenheit aber über die gesamten 90 Minuten nichts anzufangen. Lösungen hat auch der hochgelobte Hannes Wolf dafür zumindest im Moment nicht. Die Moral der Mannschaft stimmt ohne jeden Zweifel, aber die hohe individuelle Qualität der Stuttgarter Profis formt sich nicht zu einer durchschlagskräftigen Einheit. Und wenn Simon Terodde nicht trifft, entsteht sehr schnell ein grundlegendes Problem.

Und jetzt kommt der KSC. Nach der Freistellung von Mirko Slomka hofft Marc-Patrick Meister in Stuttgart auf seine ersten Punkte. Gewinnen muss aber der VfB Stuttgart, wenn der alternativlose Wiederaufstieg nicht aus dem Blick geraten soll.