Erstes Training am Mittwoch, erstes Spiel heute in Bochum: „Das ist eine besondere Herausforderung“, sagt der neue VfB-Trainer Hannes Wolf vor seiner Premiere. Foto: Rudel Quelle: Unbekannt

Von Lars Müller-Appenzeller

Stuttgart - Das Spiel wird ohne Frage das bisher außergewöhnlichste seines Lebens: Zwölf Jahre ist Hannes Wolf nun (Spieler-)Trainer. Heute (18.30 Uhr) wird bei der Zweitliga-Partie zwischen dem VfL Bochum und dem VfB Stuttgart alles ein bisschen anders sein. Weil es sein erstes Spiel als Trainer des VfB ist. Weil es das erste überhaupt im Profibereich ist. Weil es ausgerechnet in seiner Geburtsstadt über den Rasen geht, wo er auch studiert hat. Weil der 35-Jährige nur zweieinhalb Tage Vorbereitungszeit hatte. „Ich kenne den Verein dort sehr, sehr gut“, sagte Hannes Wolf bei seiner Vorstellung im roten Haus. „Wir wollen als VfB dorthin fahren und gewinnen.“ Guter Plan. Aber wie viel Wolf kann schon im VfB-Rudel stecken?

Der erste Eindruck ist wichtig. Besonders, wenn das erste gemeinsame Training an einem Mittwochmorgen stattfindet und das erste gemeinsame Spiel zweieinhalb Tage später. „Die Mannschaft hat einen sehr offenen Eindruck gemacht. Das ist das Einzige, was wir zunächst wollen“, sagte der diplomierte Sportwissenschaftler, der von der U 19 Borussia Dortmunds seinen 33 Jahre alten Co-Trainer Miguel Moreira mitgebracht hat. Dann schob er nach: „Den Respekt müssen wir uns erarbeiten.“ Training für Training. Spiel für Spiel.

Vernünftig wäre gewesen, VfB-Interimstrainer Olaf Janßen auch in Bochum coachen zu lassen. Bis zum Heimspiel gegen Greuther Fürth sind neun Tage Zeit, anschließend pausiert die Liga wegen Länderspielen - genug Zeit für den Neuen und seine Mannschaft, sich zu finden. Doch die Personalie nahm am Dienstag ungeahnte Dynamik auf, Hannes Wolf trat schon am Mittwoch seinen Dienst an. „Das ist eine besondere Herausforderung, jetzt anzufangen und nicht am Samstag. Wir machen das Beste draus.“ Wolf war zwar am Dienstag Augenzeuge der Partie gegen Eintracht Braunschweig im Stuttgarter Stadion. Aber es ist heute Abend in Bochum ein Kennenlern-Spiel.

Ziemlich sicher wird Hannes Wolf die mehr oder weniger identische Aufstellung wie in den beiden „guten und wichtigen Spielen“ (Wolf) gegen Braunschweig (2:0) und zuvor in Kaiserslautern (1:0) aufs Feld schicken. „Der VfB war in weiten Phasen klar überlegen“, sagte er nach dem Sturm auf Tabellenplatz zwei. „Und es fiel kein Gegentor - ein sehr guter Faktor.“ Und wie sehen die Trainingsinhalte aus? „Die, die am Dienstag gespielt haben, müssen den Mut haben, wenig zu trainieren. Es geht bis Freitag darum, zu regenerieren und eine Haltung zu entwickeln.“

Apropos Mut: Hannes Wolf wurde am Mittwoch noch gefragt, wie mutig sein Schritt vom Nachwuchsbereich des BVB zu den Profis des VfB sei. Natürlich brauche es Mut, den Wohnort zu wechseln. Aber für Hannes Wolf stehe die Chance im Vordergrund: „Die ist größer als alles andere. Ich finde, dass wir einen Kader haben, mit dem man richtig was erreichen kann.“ Deshalb sei da gar nicht so viel Mut notwendig gewesen. Was er und sein Co-Trainer gewinnen könnten, sei sehr viel größer als das, was sie verlieren könnten. Der VfB hat allerdings viel zu verlieren: Ein Verpassen des Aufstiegs wäre aus finanziellen Gründen eine Katastrophe nach der Abstiegskatastrophe.

Das jüngste Heimspiel des Tabellenneunten VfL Bochum war übrigens ein außergewöhnliches: Gegen den 1. FC Nürnberg gab es einen 5:4-Sieg - am Dienstag folgte dann das 0:3 bei Fortuna Düsseldorf. Das Spiel heute Abend wird auch außergewöhnlich. Zumindest für Hannes Wolf.

So wollen sie spielen

VfL Bochum: Riemann - Celozzi, Dawidowicz, Bastians, Rieble - Losilla, Stiepermann - Weilandt, Eisfeld, Stöger - Mlapa.

VfB Stuttgart: Langerak - Klein, Sunjic, Baumgartl, Insua - Hosogai - Asano, Gentner, Maxim, Großkreutz - Terodde.

Schiedsrichter: Siebert (Berlin).