Fans im Fanblock des Karlsruher SC brennen Pyrotechnik vor Beginn der zweiten Hälfte ab. Foto: dpa

Von Sigor Paesler

2:0-Sieg im Derby gegen den Karlsruher SC – Spiel steht nach Böllern aus dem KSC-Block kurz vor dem AbbruchStuttgart – Von einem Befreiungsschlag zu sprechen, wäre übertrieben. Dazu war der Auftritt gegen das Schlusslicht nicht souverän genug. Aber der VfB Stuttgart hat in der 2. Fußball-Bundesliga die Durststrecke von zuvor fünf Spielen ohne Sieg überwunden und durch den 2:0 (1:0)-Erfolg im Landes-Derby gegen den Karlsruher SC wieder die Tabellenspitze erklommen. Unschön war der Auftritt einiger Fans im KSC-Block.

Das Baden-Württemberg-Derby: VfB Stuttgart - Karlsruher SC 2:0 (1:0)

Ein Fußballfeuerwerk war es nicht, das die Zuschauer in der zum dritten Mal während der laufenden Saison ausverkauften Mercedes-Benz-Arena sahen. Für zum Teil ohrenbetäubend laute Böller fühlten sich vielmehr die Karlsruher Fans zuständig, die damit fast zum Abbruch des Spiels geführt hätten. Während der ersten Hälfte unterbrach Schiedsrichter Christian Dingert (Lebecksmühle) die Partie. Nachdem die Teams wieder aus der Kabine gekommen waren, schickte er sie gleich wieder zurück und drohte nach der gut zehnminütigen Zusatzpause, bei einem weiteren Vorkommnis nicht mehr anzupfeifen. KSC-Kapitän Dirk Orlishausen versuchte am Zaun, auf die Chaoten einzuwirken. Bis zum Schluss hielten sie dann ruhig, dann verschossen sie ihr Pulver vollends und trafen dabei beinahe einige Spieler. Der neue Karlsruher Trainer Marc-Patrick Meister fand, die mitgereisten Fans hätten „kein gutes Bild abgegeben“, wollte sie „aber nicht über einen Kamm scheren“. Konsequenzen werden die Ausschreitungen bestimmt haben.

Die VfB-Anhänger in der Cannstatter Kurve überzeugten dagegen mit einer stimmungsvollen Choreografie vor dem Anpfiff und lautstarken Gesängen während der am Ende über 100 Minuten. „Steht auf, wenn ihr Schwaben seid“, schmetterten sie zu Beginn, „oh, wie ist das schön“, am Ende. Auch hier: Vorteil für die Gastgeber. Bei den Verantwortlichen und Spielern herrschte vor allem Erleichterung. „Es war schon Druck im Kessel, deshalb gilt der Mannschaft ein großes Kompliment, wie sie das gelöst hat“, sagte VfB-Trainer Hannes Wolf. „Wir wollen daraus das Selbstvertrauen mitnehmen, das man braucht – aber trotzdem die Bescheidenheit aus den Spielen ziehen, die wir nicht gewonnen haben.“ Auch Kapitän Christian Gentner war froh: „Das war wichtig. Davor haben wir ja auch nicht so schlecht gespielt, dass wir fünf Mal nicht gewinnen mussten.“ Nun ist die Mannschaft wieder in der Spur. „Auch von den Ergebnissen“, wie Gentner sagte.

VfB Stuttgart - Karlsruher SC
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Alexandru Maxim und der frühere Karlsruher Berkay Özcan standen neu in der Stuttgarter Startelf. Maxim führte anstelle des verletzten Anto Grgic die Standardsituationen aus, spielte aber auf Linksaußen und damit auf der Position des zuletzt schwachen Julian Green. Özcan, eigentlich im offensiven Mittelfeld zuhause, übernahm Grgics Position auf der Doppel-Sechs neben Ebenezer Ofori. Wolf setzte im Derby offensichtlich auf das kreative Element. Meister brachte gleich sechs Neue, darunter Debütant Severin Buchta, wodurch die KSC-Mannschaft zumindest defensiv ordentlich stand.

Die Partie begann mit einer Großchance von Gentner, dessen wuchtigen Schuss Orlishausen mit Mühe abwehrte (4.). Der VfB übernahm wie erwartet die Initiative, zeigte zunächst jedoch Schwächen im Spielaufbau und leistete sich einige hektische Abspielfehler. Die Karlsruher störten früh und lauerten auf Fehler. Einen solchen von Timo Baumgartl nutzte Florian Kamberi für einen allerdings harmlosen Distanzschuss (12.).

Mit ihrer zweiten Chance gingen die Stuttgarter in Führung: Nach einem Zusammenspiel zwischen Maxim und Emiliano Insua kam der Ball zu Gentner, dessen Flanke Takuma Asano ins Tor köpfte (27.). Auch im Hinspiel hatte Asano das 1:0 für die Schwaben erzielt.

Der KSC fand offensiv so gut wie nicht statt. 21 Treffer in nur 28 Spielen zeigen, wo das Manko des Schlusslichts liegt. Lediglich in der Schlussphase beider Spielhälften musste VfB-Torhüter Mitchell Langerack ein paar Mal eingreifen. Zwingend war das aber nicht.

Nach dem Wechsel ließen sich die Stuttgarter zunächst unerklärlich weit in die eigene Hälfte zurückdrängen, die Karlsruher konnten mit den Räumen und dem Ball aber nicht viel anfangen. Verkehrte Welt: Der VfB konterte – und erzielte so das 2:0: Özcan auf Maxim, dessen Schuss wehrte Orlishausen ab, Asano staubte ab (61.). Fortan hatten die Stuttgarter die Partie vollends im Griff. „Wir sind froh, dass wir unsere Fans glücklich nach Hause schicken können“, sagte Wolf.

Den ausführlichen Spielverlauf können Sie in unserem Liveticker zum Spiel nachlesen.