Von Hannes Kern und Elmar Dreher

Stuttgart - 4:0 gegen Fürth, 0:5 in Dresden. Fußball-Zweitligist VfB Stuttgart fiel in den vergangenen beiden Spielen von einem Extrem ins andere. Die Fans durchlebten ein Wechselbad der Gefühle, Trainer Hannes Wolf hat wohl oder übel erkennen müssen, dass er ein hartes Stück Arbeit vor sich hat. Das größte Problem der Stuttgarter ist einmal mehr die fehlende Konstanz. Stabilität reinzubekommen, ist das oberste Gebot der Stunde. Heute (18.30 Uhr) im Heimspiel gegen den TSV 1860 München wird sich zeigen, ob Wolf die richtigen Schlüsse aus der Wankelmütigkeit der vergangenen Wochen gezogen hat.

Man kann es drehen und wenden, wie man will: Der VfB steht schon wieder unter Druck. Will er beim Unternehmen Wiederaufstieg nicht einen weiteren Rückschlag hinnehmen, ist ein Sieg über den kriselnden Tabellenvierzehnten aus München dringend notwendig. Bei den Sechzigern, die aus den vergangenen fünf Spielen nur einen Punkt holten, geht es um den Job von Trainer Kosta Runjaic.

Bei den beiden Traditionsclubs herrscht vor dem ersten Kräftemessen seit mehr als zwölf Jahren eine angespannte Stimmung. „Jeder weiß, dass die Leistung in Dresden Mist war. Wir tun alles dafür, dass wir besser Fußball spielen. Wir werden dafür an allen Schrauben drehen“, kündigte Wolf Konsequenzen nach der Klatsche an. „Es liegt an uns, dass wir aus dem Spiel in Dresden etwas lernen. Uns ist bewusst, dass uns ein solcher Auftritt nicht mehr passieren darf.“

Schonungslos arbeitete der VfB-Trainer den desaströsen Dresden-Auftritt der Stuttgarter auf. „Unser Training läuft konstant, nur die Ansprache hat sich verändert“, erklärte der 35-Jährige. „Wir haben die Dinge sehr offen angesprochen.“

Dass Wolf die Startformation völlig umkrempelt, erscheint eher unwahrscheinlich. Fest steht nur, dass der defensive Mittelfeldmann Hajime Hosogai wegen eines gebrochenen kleinen Zehs ausfällt. Stürmer Simon Terodde steht nach auskuriertem Muskelfaserriss dagegen wieder im Kader.

Für 1860-Trainer Runjaic könnte die Partie heute in Stuttgart die letzte auf der Münchner Bank sein. Der unberechenbare Investor Hasan Ismaik könnte möglicherweise die Geduld verlieren. Der erst im Sommer verpflichtete Coach weiß um die eigene, entscheidende Rolle im Kampf um die Wende. „Es wird auf den Trainer ankommen“, betonte Runjaic.

Der Coach kündigte personelle Veränderungen an. „Die Mannschaft wird ein anderes Gesicht bekommen“, sagte er. Als Streichkandidaten gelten die Abwehrspieler Kai Bülow und Marnon Busch, Daniel Adlung im Mittelfeld und Offensivkraft Karim Matmour. Einigen droht gar die Versetzung ins U-21-Team der Münchner, wie Runjaic ankündigte. Für den Übungsleiter ist trotz der prekären Lage die Art des Auftritts entscheidender als das Ergebnis. „Wichtig ist, dass wir mutig sind und kampfbereit“, sagte er. Das gilt auch für den VfB.

Unabhängig von den Rückschlägen und mäßigen Leistungen beider Mannschaften zieht der Klassiker noch immer die Massen an. Über 54 000 Zuschauer werden heute erwartet.

So wollen sie spielen

VfB Stuttgart: Langerak - Klein, Baumgartl, Pavard, Insua - Gentner, Özcan - Großkreutz, Maxim - Asano, Terodde.

TSV 1860 München: Zimmermann - Claasen, Mauersberger, Rodnei, Wittek - Perdedaj, Lacazette - Karger, Liendl, Victor Andrade - Mölders.

Schiedsrichter: Aarnink (Nordhorn).