Von Sebastian Stiekel und Sigor Paesler

Frankfurt - Mehr Konkurrenz für den FC Bayern, mehr Spannung in der ganzen Liga: Die DFL will die sportliche Dominanz der großen Clubs in Zukunft erschweren und ein weiteres Auseinanderdriften innerhalb der Bundesliga verhindern. Die DFL-Spitze stellte gestern ein neues Modell zur Verteilung der milliardenschweren Fernseheinnahmen vor, das im Vergleich zum alten deutlich mehr Kriterien umfasst, aber vor allem ein großes Ziel hat: „Dieser neue Schlüssel soll langfristig den Wettbewerb stärken. Die Tabelle soll nicht zementiert, sondern der Wettbewerb intensiviert werden“, sagte DFL-Chef Christian Seifert.

Der Dachverband der 36 deutschen Proficlubs hatte bereits im Juni den bislang werthaltigsten TV-Vertrag der Bundesliga-Geschichte abgeschlossen. Danach erhalten die Vereine der Bundesliga und der 2. Bundesliga von der Saison 2017/2018 an für die Laufzeit von vier Jahren insgesamt 4,64 Milliarden Euro für den Verkauf ihrer nationalen Medienrechte. Pro Saison kann dadurch erstmals mehr als eine Milliarde Euro (1,16) an TV-Geldern an die Clubs fließen.

Bislang flossen 80 Prozent des Geldes an die Bundesliga- und 20 Prozent an die Zweitliga-Vereine. Allein die strikte Trennung zwischen zwei verschiedenen Ligen wird in Zukunft fast völlig aufgehoben.

So gibt es in Zukunft einen Topf namens „Nachhaltigkeit“, in dem 60 Millionen Euro liegen und der eine möglichst lange Zugehörigkeit zur Fußball-Bundesliga belohnt. Verteilt wird dieses Geld anhand einer 20-Jahre-Tabelle, die jede Endplatzierung der vergangenen 20 Saisons gleich gewichtet. Dadurch wird beispielsweise ein Club wie der 1. FC Kaiserslautern, der aktuell in der 2. Bundesliga gegen den Abstieg spielt, aus diesem Topf deutlich mehr Geld erhalten als der aktuelle Bundesliga-Tabellenführer RB Leipzig, den es erst seit 2009 gibt. Auch Bundesliga-Absteiger VfB Stuttgart profitiert.

Ebenfalls neu ist die Säule „Nachwuchsförderung“, die nicht bloß die Ausbildung, sondern ausdrücklich den Einsatz junger Talente unter 23 Jahren belohnt. Wie ein Verein in den vorangegangenen fünf Jahren sportlich abgeschnitten hat, bleibt nach wie vor der stärkste Faktor und macht auch in Zukunft 70 Prozent bei der Verteilung der Fernsehgelder aus. Aber Peter Peters, Vorstandsmitglied des FC Schalke 04 und auch Vorstand des Ligaverbandes, betonte: „Es besteht durch den neuen Schlüssel eine große Möglichkeit, sich durch Leistung nach oben und durch Nicht-Leistung nach unten zu entwickeln.“

Stefan Heim, der Finanzvorstand des VfB, äußerte sich abwartend. „Was der neue Verteilschlüssel konkret für den VfB bedeutet, werden wir in den kommenden Tagen detailliert eruieren. Gleichwohl kann man festhalten, dass unsere langjährige Zugehörigkeit zur Bundesliga, die häufige Präsenz in den internationalen Wettbewerben und die konsequente Nachwuchsförderung sich positiv für unseren Verein auswirken können“, erklärte er. Die neue Regelung zeige aber auch, „wie wichtig die schnellstmögliche Rückkehr in die Bundesliga für den VfB Stuttgart ist“.

Große Clubs sind die Verlierer

Die Gewinner des neuen Modells sind neben den Vereinen der 2. Bundesliga Clubs wie der SC Freiburg oder der FSV Mainz 05, die sich seit Jahren trotz schwieriger Ausgangspositionen in der Bundesliga etablieren oder immer wieder aufsteigen. Die Verlierer sind auf den ersten Blick große Clubs wie der FC Bayern oder Borussia Dortmund, die noch mehr Geld für sich forderten, weil sie vor allem ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit im Augen haben. Sie bekommen zwar jetzt wie alle Vereine mehr Geld, weil der neue TV-Vertrag so üppig ist. Aber nicht in dem Maße, wie sie sich das erhofft hatten. Das gleiche gilt für Traditionsclubs wie Eintracht Frankfurt, Werder Bremen, den 1. FC Köln oder den Hamburger SV, die sich - mit den Stuttgartern - zu einem „Team Marktwert“ zusammengeschlossen hatten und erreichen wollten, dass künftig auch Faktoren wie die Anzahl der Fans oder die Einschaltquoten bei Fernsehübertragungen berücksichtigt werden. „Diese Themen sind nicht dazu geeignet, um danach große Mengen Geld zu verteilen. Wenn man die Anzahl der Fans nimmt, verteilt man am Ende je 50 Prozent an Bayern München und Borussia Dortmund“sagte Seifert.

Trotz der völlig unterschiedlichen Interessen der Vereine sieht es erst einmal nicht danach aus, als würde der große Streit um die TV-Gelder gleich weitergehen. „Ich bin mit mir im Reinen und kann guten Gewissens vertreten, was wir hier beschlossen haben“, sagte Reinhard Rauball, Präsident des Ligaverbandes sowie des BVB.