Stuttgarts Maskottchen Fritzle, Takuma Asano, Torschütze Simon Terodde und Carlos Mane (von links nach rechts) bejubeln das 1:0. Foto: Deniz Calagan/dpa - Deniz Calagan/dpa

Stuttgart – So steigt man auf. Wenig souverän gespielt und dennoch vom Ergebnis her recht souverän gewonnen. Fußball-Zweitligist VfB Stuttgart hatte beim Erfolg gegen Abstiegskandidat Arminia Bielefeld mehr Mühe, als es das 3:1 (1:0) aussagt. Durch das 2:2-Unentschieden im Spitzenspiel zwischen Eintracht Braunschweig und Hannover 96 hat der VfB den Abstand zu Spitzenreiter Braunschweig jedoch auf einen Punkt verkürzt.

Von Sigor Paesler

„Kämpfen und siegen“, sangen die Fans in der Cannstatter Kurve fünf Minuten vor dem Spielende. Es stand 2:1 und die Stuttgarter waren in den Minuten zuvor ziemlich fahrlässig mit ihren Torchancen und damit mit der knappen Führung umgegangen. Doch die Mannschaft kämpfte und sie siegte. Stürmer Simon Terodde beendete in der Schlussminute mit seinem dritten Treffer das Zittern.

Der VfB befindet sich nach dem Abstieg in einer ganz neuen Rolle. In einer Rolle, mit der es sich mit Blick auf den angestrebten Wiederaufstieg leben lässt. Es besteht noch jede Menge Luft nach oben. Und trotzdem sitzen die gegnerischen Trainer regelmäßig mit versteinerter Miene da und erklären, dass so ein Spiel am Ende eben meistens der Favorit gewinnt. Die Stuttgarter sind in der 2. Bundesliga fast immer der Favorit. Und bisher haben sie acht der zwölf Saisonspiele gewonnen – dabei aber nur beim 4:0 gegen die SpVgg Greuther Fürth durchweg überzeugt.

Trainer Hannes Wolf ist diese Bilanz freilich recht: Zumal der VfB auf einem Tabellenplatz steht, der nach dem 34. Spieltag den Sprung zurück in die Eliteklasse bedeutet. Die Dinge, die ihm im Spiel der Mannschaft nicht gefallen haben, lassen sich „im Erfolg leichter kritisieren“, wie Wolf erklärte. Und es gab einiges, was ihm nicht gefiel: „In vielen Phasen haben wir mit zu wenig Intensität gespielt. Wir haben im Ballbesitz zu viele Fehler gemacht.“ Freilich lag das auch an den Bielefeldern: „Sie haben das gut gemacht. Nur weil wir der VfB Stuttgart sind, ist nicht alles leicht.“ Im Gegenteil: „Es war eins schwieriges Spiel.“

Der VfB hat verdient gewonnen. Aber angesichts des Spielverlaufs war es nicht klar, dass er gewinnen würde. Einen Vorwurf kann man der Mannschaft daraus jedoch nicht machen: Sie ist spielerisch besser als die meisten Gegner. Aber nicht so viel besser, um leichte Siege einzufahren. Gleichzeitig haben die VfB-Profis die Basis gelegt: Sie nehmen die Zweikämpfe an, arbeiten in der Defensive konzentriert und lassen sich nicht mehr so leicht aus der Ruhe bringen wie teilweise zu Saisonbeginn.

Fehler führen zu Toren

Die frühe Führung spielte dem VfB in die Karten: Nach einem Rückpass von Julian Börner stellte sich Arminia-Torhüter Wolfgang Hesl ziemlich ungeschickt an, Terodde sprang in den Rettungsversuch – und der Ball zum 1:0 ins Netz (13.). Die Bielefelder ließen sich dadurch jedoch nicht verunsichern. Sie überließen den Stuttgartern die Spielkontrolle, machten die Räume jedoch eng und versuchten in der Offensive – meistens jedoch ziemlich harmlos – Nadelstiche zu setzen.

Der VfB vermochte jedoch nicht, früh für klare Verhältnisse zu sorgen. Nach gut einer Stunde stand es 1:1. Marcin Kaminski, der zum zweiten Mal in der Stuttgarter Startelf stand, unterlief nach einer Flanke ein Stockfehler, Andreas Voglsammer war der Nutznießer und schloss zum Ausgleich ab. Trotz dieses Fehlers machte Kaminski seine Sache insgesamt gut und dürfte in der Innenverteidigung eine Zukunft an der Seite des wieder bärenstarken Timo Baumgartl haben.

Drei Minuten nach dem Ausgleich hatten die Stuttgarter Glück, dass die Bielefelder mit einer hochkarätigen Doppelchance scheiterten. Stattdessen stieg Terodde weitere drei Minuten später nach einer Flanke von Emiliano Insua am höchsten und köpfte den Ball zum 2:1 für den VfB ins Tor.

In der Schlussphase ließ der VfB nichts mehr anbrennen und belohnte die lautstarken Fans in der wieder gut gefüllten Arena mit Teroddes Volley-Tor nach Flanke von Carlos Mané zum 3:1. So lässt es sich mit einem guten Gefühl in die Länderspielpause gehen, an deren Ende die Mannschaft beim – zuletzt etwas schwächelnden – Überraschungs-Fünften Union Berlin mit Stuttgarts Ex-Trainer und -Spieler Jens Keller antritt.

Und am Ende gab es auch noch ein Lob von Trainer Wolf. „Die Qualität in den letzten 20 Minuten war gut“, sagte er – um gleich wieder zu betonen: „Vorher war es ein bisschen zu wenig. Euphorisch sind wir nicht. Wir wollen uns nicht nur über das Ergebnis definieren, sondern über die Art und Weise, wie wir Fußball spielen.“

Was die Leistung betrifft, hat der VfB noch Luft nach oben. In der Tabelle steht nur noch Eintracht Braunschweig einen Platz und einen Punkt besser da.