Foto: dpa - dpa

Wenn Hannes Wolf die Punkte so leicht gewinnt wie die Menschen in einer Pressekonferenz, dann kann es tatsächlich etwas werden mit dem Wiederaufstieg des VfB Stuttgart in die Bundesliga. Seit gestern ist der 35 Jahre alte Neuling im Profigeschäft – und ließ sich im roten Haus, dem Clubhaus des VfB, von erstaunlich vielen Reportern verbal auf den Zahn fühlen. Der erste und der zweite Eindruck: Da weiß einer, was er tut. Das gilt für Hannes Wolf, der einen Vertrag bis 2018 besitzt. Als auch für Sportvorstand Jan Schindelmeiser.

Von Lars Müller-Appenzeller und Alexander Bertok

Entwaffnend Kleines belangloses Beispiel: Hannes Wolf wurde gefragt, wie er wünscht, von den Spielern angeredet zu werden: „’Trainer’ und ’du’ – der Vorname muss nicht sein, siezen wäre albern.“ Klare, entwaffnende Antwort. Noch so ein Wolf-Satz mit Biss: „Jeder Trainer auf Topniveau hat irgendwann sein erstes Spiel gemacht.“ So ähnlich soll es seine Mannschaft am besten schon morgen Abend beim Auswärtsspiel in seinem Geburts- und Studienort Bochum gegen den VfL machen: trotz knifflig aussehender Ausgangslage klare, entwaffnende Antworten auf dem Platz geben. Und punkten. Wolf: „Ich habe einen sehr hohen Anspruch an mich. Ich möchte schnellen, intensiven, emotionalen Fußball spielen lassen.“

Wenn man Hannes Wolf so reden hört und die Augen schließt, sieht man Jürgen Klopp und Thomas Tuchel vor dem geistigen Auge auftauchen. Die Art des Fußballs, den sie spielen lassen, verbindet die drei. Ihre Wortgewandtheit. Und Borussia Dortmund: Bei Klopp und Tuchel durfte Junioren-Trainer Wolf Mäuschen spielen: „Ich habe das Glück, dass ich an beiden teilhaben durfte“, sagt der verheiratete Vater zweier Töchter und nennt das Trainingslager in Dubai mit Tuchel als Beispiel: „Die Türen waren offen, ich war bei der Trainingsplanung dabei – ein unglaublicher Input.“ Den er seit Jahren bekommt, von dem er seit Jahren profitiert. Wie auch schon in der Region zu sehen war.

Der Absolvent des Fußballlehrerjahrgangs 2012 (mit Steffen Effenberg, Mehmet Scholl und dem Lehrgangsbesten Alexander Zorniger) war 2013 in Bretzfeld und 2014 in Wüstenrot als Trainer der Dortmunder U 17 beim Bundesliga-Cup zu Gast. Schon da war Turnierdirektor Jürgen Birkert klar: „Hannes Wolf wird seinen Weg machen.“ Birkert begrüßt die Personalentscheidung des VfB Stuttgart. „Außer Erfahrung hat Wolf alles, was ein erfolgreicher Trainer haben muss: Fachkompetenz, moderne Spielauffassung, großen Ehrgeiz, Durchsetzungsvermögen und ganz wichtig, er kann seine Spieler begeistern. Das ist ein Typ wie der Hoffenheimer Julian Nagelsmann.“

Eine weitere Parallele zwischen den Jungfüchsen: Wolf wurde wie Nagelsmann früh von einer relativ schweren Verletzung ausgebremst. Wolf ging studieren, sein Körper machte wieder mit, so dass er Spielertrainer wurde: „Zwischen 23 und 28 habe ich bis zur Verbandsliga Aktive trainiert, Familienväter, die einen ganz normalen Job hatten.“ Sie hörten Hannes Wolf zu.

Sozialkompetenz Jan Schindelmeiser streicht die Sozialkompetenz seines „Wunschkandidaten“ hervor: „Hannes hat feine Antennen, wer in der Gruppe gerade schwach ist.“ Die Verletzten. Die, die nicht spielen. Die braucht es alle, um am Ende Erfolg zu haben. Um aufzusteigen. „Entwickeln geht nur über Kommunikation“, weiß Jan Schindelmeiser, der sich dem BVB wegen der Freigabe Wolfs sehr zu Dank verpflichtet fühlt: „Ich hatte schon meinen Bundeswehrschlafsack im Auto und war darauf vorbereitet, so lange bei Hans-Joachim Watzke auf dem Grundstück zu campieren, bis er den Hannes freigibt.“ Der BVB-Geschäftsführer wird wiederum mit den Sätzen zitiert: „Der VfB Stuttgart ist ein toller Traditionsverein, jetzt kriegen sie einen tollen Trainer. Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass sie aufsteigen.“ Dafür braucht es aber noch viele, viele Punkte. Und viele, viele Worte von Hannes Wolf. Er wird mit ihnen schnell punkten.