Cristian Fiel Foto: dpa - dpa

Von Sigor Paesler

Dresden – Das leuchtend gelbe Trikot trägt er seit eineinhalb Jahren nicht mehr. So würde Cristian Fiel zumindest gerne auf der Tribüne des geliebten DDV-Stadions sitzen, wenn Aufsteiger Dynamo Dresden in der 2. Bundesliga Absteiger VfB Stuttgart empfängt. Doch der 36-jährige Schwabe mit spanischen Wurzeln, aufgewachsen in Oberesslingen, ist verhindert. Das Zweitliga-Spiel wird um 13 Uhr angepfiffen. Um 12 Uhr tritt die Dresdner U-17-Mannschaft in der Junioren-Bundesliga gegen Eintracht Braunschweig an. Fiel ist der Trainer.

Wie „Fielo“ zu dem Posten kam, ist eine längere Geschichte. Eine Liebesgeschichte sozusagen. Allerdings keine Geschichte einer Liebe auf den ersten Blick. Im Frühjahr 2010 wurde dem Mittelfeldspieler bei Alemannia Aachen mitgeteilt, dass der Verein seinen Vertrag nach sechs Jahren nicht verlängern würde. Einen neuen Club zu finden, war gar nicht so einfach. „Ich war 30 Jahre alt und topfit, aber keiner wollte mich“, erinnert er sich. Zumindest kein Club in den beiden oberen Spielklassen. Ins Ausland hätte er gehen können. Oder nach Dresden. „Ich wollte eigentlich nicht in die 3. Liga“, erzählt er. „Es blieb mir damals nichts anderes übrig, als nach Dresden zu gehen – am Ende war es die beste Entscheidung.“ Er ist immer noch da.

Fiel kehrte mit Dynamo in die 2. Bundesliga zurück – und stieg später wieder ab. Er spielte sich in die Herzen der Fans. Der Fans, von denen er heute sagt: „Die sind genial, was viel Besseres wirst du nicht finden.“ Fiel wurde Kapitän. Und als er im Mai 2015 verabschiedet wurde, veröffentlichte die Medienabteilung des Vereins in Zusammenarbeit mit Radio Dresden einen Film. Titel: „Es war Liebe.“ Einige Szenen wurden auf dem Kunstrasenplatz des VfB Oberesslingen/Zell gedreht. Dort, wo alles begann.

Nach seinem Karriereende wurde Fiel sofort Co-Trainer der U-19-Junioren von Dynamo. Er machte den B- und A-Trainerschein. Im Sommer übernahm er die U 17. „Ich bin unheimlich dankbar, dass ich hier arbeiten darf. Es macht großen Spaß, aber ich muss noch viel Erfahrung sammeln“, sagt er. Mit Interesse hat er natürlich beobachtet, dass beim VfB nun ein ehemaliger Juniorentrainer auf der Bank der Profis sitzt. Hannes Wolf ist sogar noch ein Jahr jünger als Fiel. Könnte das auch sein Weg ein? Fiel lacht. „Man weiß nie, was der liebe Gott mit einem vorhat“, antwortet er, „aber das ist noch sehr weit weg. Ich werde viel arbeiten, so wie ich es als Fußballer auch gemacht habe.“

„Ich bin immer noch ein Schwabe“

Grundsätzlich aber freut er sich, dass der Weg zum Trainerberuf offener geworden ist. „Ob man ein guter Trainer ist, hat nichts mit dem Alter zu tun oder damit, ob man ein Profispieler war. Sondern mit der Qualität.“ Und da, glaubt er, werden sie in Stuttgart mit Wolf alles richtig gemacht haben.

Fiel kickte von 1988 bis 1994 in der VfB-Jugend. Anschließend spielte er bei den Stuttgarter Kickers, Union Berlin und beim VfL Bochum, wo er zu sechs Bundesliga-Einsätzen kam. „Ich werde nie vergessen, dass ich beim VfB meine ersten Schritte gemacht und sehr viel gelernt habe“, sagt er. Er wünscht den Stuttgartern, dass sie den direkten Wiederaufstieg in die Bundesliga schaffen. Heute aber schlägt sein Herz schwarz-gelb: „Der VfB wird es auch so schaffen. Die Dresdner Mannschaft ist durch die 3. Liga spaziert, aber sich in der 2. Bundesliga zu halten, ist doch etwas anderes. Wir brauchen die Punkte dringender. “ Wir, das ist Dynamo Dresden.

Fiel fühlt sich mit seiner Frau Diana und den zwei Kindern in Dresden, „sehr, sehr wohl“ und es zieht ihn auch nicht mit allzu großer Macht zurück in die Heimat. An einem aber ändert das nichts: „Ich bin immer noch ein Schwabe.“