VfB-Flügelspieler Jean Zimmer (rechts) zeigt vollen Einsatz. Foto: dpa - dpa

Von Sigor Paesler

Stuttgart – Jean Zimmer sitzt da in einem weinroten Sweatshirt und spricht über ein besonderes Fußballspiel, das ihm bevorsteht. Ob die Wahl der Farbe Absicht war? Sie erinnerte sehr an die Trikots der Roten Teufel des 1. FC Kaiserslautern. Zwölf Jahre hat der 23-jährige Flügelspieler für den FCK gespielt, seit dem vergangenen Sommer trägt er das weiß-rote Leibchen des VfB Stuttgart. Am Sonntag (13.30 Uhr) treten die Pfälzer in Stuttgart zum Zweitligaduell an.

Seit dem vergangenen Sommer trägt Zimmer das weiß-rote VfB-Leibchen – allerdings nicht so oft, wie er sich das gewünscht hätte. „Glücklich bin ich nicht“, sagt er über seine zwölf Saisoneinsätze, nur fünf davon von Beginn an und nur ein kurzer auf seiner Lieblingsposition als rechter Verteidiger. Gänzlich schlecht gelaunt ist er aber nicht. Er weiß um die große Konkurrenzsituation. Und er weiß, dass er seit der Winterpause wieder näher dran ist an der Mannschaft. Aber auch, dass Trainer Hannes Wolf nach vier Siegen in Folge wenig Gründe hat zu wechseln. Keine einfache Situation. „Da hat man als Spieler wenig Argumente“ sagt Zimmer und muss lachen: „Grundsätzlich bin ich ein großer Freund von ‚never change a winning team’ – aber angesichts dessen, dass ich gerade nicht spiele, wäre ich bescheuert, wenn ich das sagen würde.“

So sagt er es aber doch. Und bestätigt, dass Wolf sich alle Mühe gibt, die Profis aus der zweiten Reihe ins Gesamtkonstrukt zu integrieren: „Dass viele Spieler diese Rolle nicht gewohnt sind, ist allen bewusst. Er erklärt es jedem, der nicht spielt. Das macht er schon gut.“ Ein Indiz dafür: „Man sieht, wie die Bank lebt und wie wir reinkommen.“ Kaum ein Team in der Liga kann durch Einwechslungen so viele Impulse setzen.

„Ein schwieriges Vierteljahr“

Zimmer will nicht eingewechselt werden. „Mein Anspruch ist es, immer durchzuspielen“, sagt er. Und wenn es nicht so ist: „Dann biete ich mich im Training an. Jeder ist für sich selbst verantwortlich.“ Unter Jos Luhukay zu Beginn der Saison war Zimmer gesetzt, wohl auch, weil der Niederländer auf Spieler mit Zweitligaerfahrung baute. Unter Wolf begann „ein schwieriges Vierteljahr“. Aber gerade nach dem Jahresbeginn, als der Konkurrenzkampf durch die Zugänge noch größer wurde, stiegen Zimmers Chancen wieder. Beim Rückrundenauftakt in St. Pauli stand er erstmals seit dem 4. Spieltag wieder in der Startelf, zuletzt in Heidenheim dagegen saß er 90 Minuten lang auf der Bank. „Ich habe in der Winterpause keine Pause gemacht und viel für mich gearbeitet. Vielleicht bin ich auch im Kopf frischer“, erklärt er. Er bot dem Trainer das an, was er kann – und was gegen die defensivstarken Gegner gefragt ist: „Dass ich nicht der filigrane Techniker bin, ist mir bewusst. Ich komme mehr über Kampf und Leidenschaft.“

Das sind Attribute, die auch den Kaiserslauterern zugeschrieben werden. Nur 16 Tore – inklusive der drei vom jüngsten 3:0-Sieg gegen den SV Sandhausen – haben die Pfälzer erzielt. Das ist mit dem Drittletzten FC St. Pauli der schlechteste Wert. Aber die Mannschaft hat auch nur 17 Gegentreffer kassiert – das ist einsame Ligaspitze.

„Sie stehen defensiv sehr stabil“, sagt Zimmer dann auch, zudem habe er mitbekommen, dass der neue Trainer Norbert Meier einen guten Job mache. Vielleicht hat ihm das Ex-Kollege Julian Pollersbeck erzählt. Mit dem Torhüter hat er sehr regelmäßig Kontakt. Mit allen anderen „ist es schwieriger, als ich gedacht habe. Es ist ein bisschen wie damals nach der Schule. Wenn man sich dann sieht, ist es aber wie früher“.

Ganz so wie früher wird es am Sonntag nicht sein. Die alten Kameraden werden das weinrote und Zimmer das weiß-rote Leibchen tragen – falls Wolf ihn lässt. Im Hinspiel, es war das allererste unter dem neuen Coach, kam er nur 13 Minuten lang zum Einsatz.

Es wird ein besonderes Spiel für Jean Zimmer. Und dass das mit dem Sweatshirt wahrscheinlich doch keine Absicht war, kann man an einer Aussage über seiner Freunde aus der Pfalz ablesen, die er am Sonntag im Stadion erwartet: „Da werden viele kommen – leider im falschen Trikot.“