Stuttgarts Kapitän Christian Gentner (links) und Bochums Tom Weilandt kämpfen um den Ball – am Ende holen beide Teams einen Punkt.Foto: dpa Foto: dpa - dpa

Von Christoph Fischer

Bochum – Neuer Cheftrainer aus Bochum. Erstes Auswärtsspiel in Bochum. Gespannte Erwartung – und nach 90 Minuten eine eher desillusionierende Premiere für den neuen Cheftrainer Hannes Wolf. Der VfB Stuttgart musste zum Auftakt des siebten Spieltages der 2. Fußball-Bundesliga mit einem 1:1 (0:0) beim VfL Bochum zufrieden sein.

Den Stuttgarter Führungstreffer im Ruhrstadion erzielte Kapitän Christian Gentner in der 57. Minute, der eingewechselte Johannes Wurtz sorgte in der 80. Minute für den Ausgleich. Wolf wollte aus dem Unentschieden kein Drama machen. „Wir sind gut aus der Englischen Woche herausgekommen, sieben Punkte aus drei Spielen – wir sind zufrieden. Das Ganze war für die Mannschaft schon eine große Belastung, dieser Punkt in Bochum ist ein wichtiger Punkt“, sagte er. Bochums Coach Gertjan Verbeek verteilte Komplimente, aber nur an seine eigene Mannschaft: „Meine Mannschaft ist jung und unerfahren, sie hat um jeden Meter gekämpft. Und nach der Stuttgarter Führung hat nur noch eine Mannschaft gespielt, das war der VfL Bochum, wir hätten das Spiel gewinnen müssen.“ Auch Wolf nannte den Sieg „glücklich, es war am Ende schwierig, dem Druck standzuhalten“.
Anders als seine Vorgänger verfolgte der neue Stuttgarter Cheftrainer auch das Aufwärmen der Mannschaft genau – nur nichts dem Zufall überlassen beim Start ins Profigeschäft. Gegenüber dem 2:0 gegen Eintracht Braunschweig gab es nur eine Veränderung beim VfB: Kevin Großkreutz rückte in die Startformation für Berkay Öczan. Wolf hatte davon gesprochen, dass die Mannschaft nach dem 2:0 gegen den Spitzenreiter „in erster Linie regenerieren muss“. Was er noch sagte: „Sie muss eine Haltung aufbauen.“ Was immer er damit gemeint hat, die Hochphase des VfB Stuttgart ist erst einmal wieder beendet. Wiederaufstiegswürdig geht anders.
Dass der von Borussia Dortmund ins Schwabenland gewechselte Wolf zum Punktgewinn viel beitragen konnte, ist nicht zu belegen. Aber die Mentalität des VfB-Teams spricht für ihn, wie für seinen unmittelbaren Vorgänger Olaf Janßen. Wie auch schon auf dem Betzenberg gegen den 1. FC Kaiserslautern und gegen Braunschweig versuchte die Mannschaft, das Spiel von Beginn an zu machen. Aber an diesem Abend war die Fehlpassquote ähnlich hoch wie die beim VfL. Dem Ex-Bochumer Simon Terodde, als einzige Spitze aufgeboten, merkte man den Ehrgeiz an, im Ruhrstadion gut auszusehen, allerdings vergab er in der 12. und 29. Minute die ersten Einschussmöglichkeiten großzügig. Alexandru Maxim scheiterte aus 25 Metern (40.). Die größte Möglichkeit für den VfL vergab Tom Weilandt aus kurzer Distanz (32.).
Der zweite Durchgang begann mit einer Schrecksekunde: Anthony Losilla wurde im Stuttgarter Strafraum mustergültig bedient, scheiterte mit seiner Direktabnahme aber knapp. Weiterhin kennzeichneten viele Fehlpässe die Begegnung, kaum einmal ein konsequent zu Ende gespielter Angriff. Bochum versuchte, offensiv mitzuhalten, Stuttgarts Torwart Mitchell Langerak war aber nicht zu gefährden. Selbst als Thomas Eisfeld allein auf das Tor von Langerak zulief (56.), war er nicht zu überwinden. Und dann traf Kapitän Gentner in der 57. Minute von der Strafraumgrenze unhaltbar, perfekt freigespielt von Maxim.
Aber dabei blieb es nicht. Peniel Mlapa scheiterte in der 79. Minute erneut kläglich, er hätte das Spiel im Alleingang entscheiden können, aber nur eine Minute später erzielte der eingewechselte Wurtz den verdienten und vielumjubelten Ausgleich. Und in der Schlussphase waren die Bochumer dem Siegtreffer näher als der VfB.
Bochums Sportdirektor Christian Hochstätter hatte schon vorher angemerkt, dass man die junge Mannschaft nicht mit zu großen Erwartungen überfrachten dürfe. „Es wird Rückschläge geben“, sagte Hochstätter. Vermutlich mehr, als Trainer Verbeek eingeplant hat. Dem emotionalen 5:4 gegen den „Club“ folgte das ernüchternde 0:3 bei Fortuna Düsseldorf. Und nun das 1:1 gegen den VfB.
Das zuvor letzte Stuttgarter Spiel gegen den VfL vor der aktuellen Zweitligabegegnung war das 0:2 im DFB-Pokal vor zwei Jahren. VfB-Trainer war Armin Veh. Das war damals vielleicht schon der Anfang vom Ende. Nun hofft Sportvorstand Jan Schindelmeiser, mit Wolf endlich den richtigen Lenker gefunden zu haben: „Der neue Trainer hat eine sehr emotionale Ansprache, das kommt in der Mannschaft gut an.“ Aber Jugendmannschaften bei Borussia Dortmund sind etwas anderes als das Profiteam des VfB Stuttgart. Wolf hat einen Superstart im Profigeschäft verpasst, aber er hat nicht verloren. Das wird die Erwartungen nicht reduzieren. Ziel ist und bleibt der direkte Wiederaufstieg. „Nur nicht jeden Tag darüber reden“, fordert der neue Cheftrainer.