Simon Terodde (Mitte) bejubelt sein Tor zum 1:2 mit Alexandru Maxim (rechts). Foto: dpa - dpa

Von Christoph Fischer

Bielefeld – „Gott sei Dank“ sagt der Präsident zu mitternächtlicher Stunde und atmet tief durch. „Dieser Sieg war wahnsinnig wichtig“, entfährt es Wolfgang Dietrich nach dem 3:2 (0:1)-Erfolg des VfB Stuttgart beim Abstiegskandidaten Arminia Bielefeld und der Rückkehr auf die Spitzenposition der 2. Fußball-Bundesliga. Es sind noch fünf Spieltage, der VfB ist zurück auf der Position, die sich Hannes Wolf vorstellt. Aber auch der Trainer holt auf der „Alm“ tief Luft. „Wie Simon Terodde mit seinem zweiten Tor kurz vor Spielschluss die Begegnung entscheidet, das war eine absolute Klasseleistung“, sagt Wolf. Union Berlin kann kommen. Beim nächsten Montagabendspiel heißt es in Stuttgart: Erster gegen Dritter.

Jan Schindelmeiser wirkte ebenso geschafft wie erleichtert. „Ein Unentschieden hätte die Psyche der Mannschaft in dieser Situation sehr belastet, aber auch mit dem Sieg wird es spannend bleiben bis zum Schluss. Wer in dieser Situation glaubt, sich zurücklehnen zu können, ist fehl am Platz“, sprach der Sportvorstand des VfB. Schindelmeiser weiß, dass die Entscheidung um den avisierten direkten Bundesliga-Wiederaufstieg noch längst nicht gefallen ist. Der Spitzenreiter bekam auf der „Alm“ die zweite Luft, als sie bei den Bielefeldern knapp wurde. Mittelfeldspieler Matthias Zimmermann fasste zusammen: „Die haben 70 Minuten Dampf gemacht, aber dann konnten wir eben nochmals noch zulegen.“ Das war eine ziemlich konkrete Beschreibung der entscheidenden Minuten in Bielefeld.

Terodde, der schon in der 54. Minute die Weichen auf drei Punkte stellte, musste mit ansehen, wie die Arminia zu keinem Zeitpunkt aufsteckte. Nicht unerwartet fiel der Ausgleich im Nachschuss von Reinhold Yabo in der 75. Minute, aber dann war es wiederum Terodde, der mit seiner unnachahmlichen Art und Weise das Spiel in der 89. Minute nochmals drehte. „Einfach klasse, wie er in der Situation die Ruhe behält, wie auch schon beim 2:1“, sagte Wolf, der weiß, auf wen er sich in Phasen des absoluten Hochdrucks verlassen kann. Und zum Tor von Alexandru Maxim sagte der Coach: „Er hat sich nie hängenlassen, seine Verfassung ist riesig, ein wichtiges Tor.“ Als Bielefelds Torwart Daniel Davari in der 52. Minute Terodde in letzter Sekunde bremste, spielte er danach den Ball unkonzentriert genau auf Maxim, der die Situation schnellstens erfasste und mit einer wunderschönen Bogenlampe aus 44 Metern den Ball im leeren Arminen-Tor unterbrachte. Terodde dazu: „Spätestens in der Minute haben die Leute gesehen, was Alexandru für ein technisch überragender Fußballer ist. Ein solcher Schuss gelingt nicht jedem.“

„Ein mannschaftlicher Erfolg“

Bielefelds neuer Trainer Jeff Saibene nannte die 52. Minute mit dem Fehler von Davari nach Spielschluss „spielentscheidend. In einem Spiel auf Augenhöhe, das wir auch hätten gewinnen können“. Das stimmte zwar, war aber auch ein wenig übertrieben, weil die Stuttgarter sich doch als die technisch und spielerisch wesentlich reifere Formation vorstellten. Davari frustriert: „Mein Fehler hat das Spiel entschieden.“

Wolf und Schindelmeiser wollten die drei Punkte aber nicht auf die stärkeren Individualisten beim VfB zurückführen. „Ein Sieg wie dieser ist immer eine Mannschaftsleistung“, sagte Schindelmeiser. Und auch Wolf wollte die Profis nicht einzeln herausstellen: „Jeder Sieg ist ein mannschaftlicher Erfolg, ich freue mich riesig. Und nun brauchen wir alle Energie für das nächste Spiel.“ Schindelmeiser: „Sollten wir gegen Union gewinnen, haben wir sechs Punkte Vorsprung auf die Berliner. Aber das ist eine Klassemannschaft, ich erwarte ein ganz enges Spiel.“ Um dann aber hinzuzufügen: „Aber die spüren jetzt eben auch den großen Druck.“

Noch fünf Spiele, jetzt geht es darum, ob das große Ziel am Ende erreicht wird oder nicht. „Die Mannschaft hat heute Abend gezeigt, dass sie unbedingt will“, sagt VfB-Präsident Wolfgang Dietrich. „Unbedingt.“ Es klingt wie die ultimative Kampfansage.