Wo ist der neue Cheftrainer? Bis er gefunden hat, macht Olaf Janßen seinen Job als Interimscoach. Foto: dpa - dpa

Von Sigor Paesler

Stuttgart – Jos Luhukays ehemaliger Dienstwagen steht immer noch auf dem Vereinsgelände des VfB Stuttgart. Bis der Fußball-Zweitligist den Parkplatz des am vergangenen Donnerstag zurückgetretenen Trainers neu vergibt, wird es vermutlich nicht mehr lange dauern – wahrscheinlich aber mindestens bis zum Wochenende. Das liegt auch daran, dass die Zeit zwischen den Spielen sehr kurz ist. Zu kurz, um erste Impulse zu setzen. Am morgigen Dienstag (17.30 Uhr) gegen Eintracht Braunschweig, schon am Freitag (18.30 Uhr) beim VfL Bochum. Dass nun auch Bundesliga-Schlusslicht Werder Bremen einen Coach sucht, macht die Situation auf dem Trainermarkt nicht leichter.

Aber die Stuttgarter Mannschaft scheint bei Interimscoach Olaf Janßen zunächst ja in guten Händen zu sein. Beim Zweitliga-Letzten 1. FC Kaiserslautern hat das VfB-Team unter dem bisherigen Co-Trainer ein 1:0 geholt und schien zumindest so weit gefestigt, dass man für das Spiel morgen gegen den Tabellenführer nicht das Schlimmste befürchten muss.

Janßen tat in den vergangenen Tagen das, was man in so kurzer Zeit eben tun kann: Er führte viele Gespräche, versuchte, den Fußballern den Glauben an die eigene Stärke zu vermitteln und an die Eigenverantwortung zu appellieren: „Dafür, einen ordentlichen Pass oder eine vernünftige Ecke zu schlagen, ist jeder selbst verantwortlich.“ Es kann so einfach sein. „Man hat am Samstag schon gesehen und gefühlt, dass da etwas zu wachsen beginnt“, findet Janßen.

Dass Sportvorstand Jan Schindelmeiser keinen Zweifel daran lässt, dass Janßen keine Chance auf eine Dauerbeschäftigung als Chefcoach hat, hat der frühere Mittelfeldspieler akzeptiert. „Ich hoffe, dass ich in den Spielen, in denen ich auf diesem Stuhl sitze, das Optimale herausholen kann“, sagt er. Dass er sich am Donnerstag eine kurze Bedenkzeit erbat, ehe er zusagte einzuspringen, habe einzig daran gelegen, dass er Luhukays Segen haben wollte. Nachdem dies „zu hundert Prozent“ geschehen war, „war es einfach für mich, Ja zu sagen. Ich bin Trainer mit Leib uns Seele“. Der zweite Assistent Remy Reijnierse war nach Luhukays Abgang beurlaubt worden.

Janßen hat im Spiel in Kaiserslautern neue (personelle) Impulse gesetzt. Seine Loyalität zu Ex-Chef Luhukay spiegelt sich jedoch auch darin wieder, wie er dies begründet. Der Streit zwischen Luhukay und Schindelmeiser war nach der sinngemäßen Aussage des Trainers eskaliert, er können die Neuzugänge Benjamin Pavard, Carlos Mané und Takuma Asano nicht gebrauchen, weil sie mindestens noch sechs Wochen bräuchten, um integriert zu werden. Janßen brachte Asano von Beginn an und erklärte dazu lächelnd: „Sie brauchen noch länger als sechs Wochen. Aber das eine schließt das andere nicht aus: Wenn ein paar Prozent fehlen, kann das trotzdem ein Mehr für die Mannschaft sein.“

Janßen kann sich grundsätzlich vorstellen, später wieder seine bisherige Aufgabe als Co-Trainer und vor allem Gegner-Beobachter zu übernehmen. Das hängt für ihn jedoch davon ab, wer der neue Chef auf der Bank wird: „Dann werde ich mich in aller Ruhe entscheiden.“

Einfluss auf die Entscheidung hat Janßen freilich nicht, und das ist seiner Meinung nach auf gut so. Um eine Aussage, was der Neue für einer sein muss, drückt er sich aber nicht. „Er muss auf jeden Fall in dieses Umfeld passen. Er muss die Mannschaft erreichen, die in einem Prozess ist, sich zu finden“, erklärt der 49-Jährige. „Er muss die Gruppe, die aus vielen Nationen und vielen Sprachen besteht, zu einer Einheit formen.“ Als Beispiel dafür nennt Janßen den nächsten Gegner. Als ob er es gehört hätte, sagte Eintracht-Coach Torsten Lieberknecht fast zeitgleich in Braunschweig: „Die mannschaftliche Geschlossenheit ist der wichtigste Punkt bei uns.“