Alexandru Maxim (links im Zweikampf mit dem Sandhausener Leart Paqarada) wird erst in der 66. Minute eingewechselt. Foto: Rudel Quelle: Unbekannt

Von Florian Huber

Sandhausen - Es läuft noch nicht alles rund beim Fußball-Zweitligisten VfB Stuttgart. Am späten Freitagabend war Verteidiger Emiliano Insua mit großem Kaffeedurst in den kleinen Presseraum des SV Sandhausen gestürmt. In Erstligastadien steht so etwas meist in der Mannschaftskabine. Aber Sandhausen, das ist eben nicht erste Liga. Das ist Liga zwei. Wasserflasche für Wasserflasche leerte Insua in den großen Tank des Vollautomaten. Doch die Kaffeemaschine streikte hartnäckig.

Es sollte nicht das einzige Problem bleiben auf dem Weg gen Stuttgart. Der Mannschaftsbus blieb mit einem platten Reifen unterwegs liegen. Ein rostiger Nagel auf der Straße war Schuld. Betreuer, Spieler und helfende Fan-Hände bekamen das Mannschaftsgefährt gemeinsam wieder flott. Das dürfte als Teambuilding-Maßnahme durchgehen. Der Abend war gerettet, erst recht wegen des 2:1-Sieges des VfB, der zuvor genauso holprig verlaufen war wie die Rückreise des Mannschaftsbusses.

Die Lage: Mit zwei Siegen aus den ersten drei Spielen ist den Stuttgartern der Start in die Mission sofortiger Wiederaufstieg einigermaßen gelungen. „Das war sehr glücklich“, bilanzierte der Stuttgarter Trainer Jos Luhukay. „Natürlich kann man besser Fußball spielen, als wir das gemacht haben“, sagte Sportvorstand Jan Schindelmeiser, der den Mahner gab. „Es wäre respektlos zu glauben, dass wir die Gegner an die Wand spielen und völlig souverän drei Punkte einfahren“, sagte er. Vier Stuttgarter Torschüsse waren die magere Bilanz beim Abstiegskandidaten in Sandhausen. Zwei Tore aber genug für drei Zähler. „Das ist halt Effizienz“, lobte Sandhausens Trainer Kenan Kocak.

Der Hoffnungsträger: Kaum da, ist er auch schon wieder weg. Stuttgarts Neuzugang Takuma Asano saß auf der Tribüne des Hardtwaldstadions. Nach dem Spiel ging es direkt via Frankfurt nach Japan zur Nationalmannschaft. Weil Asano die Kriterien für eine Arbeitserlaubnis in England nicht erfüllt (70 Prozent der A-Nationalspiele in den vergangenen zwei Jahren) landet der 21-Jährige als Leihgabe beim VfB. „Ein Glücksfall für uns“, sagt Jan Schindelmeiser. „90 Prozent der Spieler mit seinen Möglichkeiten wären nicht in die 2. Bundesliga gegangen“, sagte der Sportvorstand über den ausgeliehenen japanischen Nationalspieler, der zuletzt beim olympischen Fußballturnier zwei Treffer erzielt hat. Die Aussicht auf viel Spielpraxis als zweite Spitze neben Simon Terodde überzeugte wohl genauso wie die Gespräche mit VfB-Neuzugang und Landsmann Hajime Hosogai.

Transfers: Alexandru Maxim saß erneut bei Spielbeginn auf der Bank. Warum? „Das muss ich nicht begründen“, knurrte Luhukay und erinnerte kurz an seinen Vorvorvorgänger beim VfB, den Landsmann Huub Stevens. Flüchtet der Rumäne vor Luhukay, der lieber auf den 18-jährigen Berkay Özcan setzt, der zwei Torvorlagen beisteuerte? „Wir wollen keinen Spieler mehr abgeben“, sagte Luhukay. Wenn sich bis Mittwoch noch etwas ergebe, dann sei das schön, sprach der Niederländer. Wenn nicht, dann nicht. „Wir können auch mit dieser Mannschaft in der Liga bestehen“, sagte Luhukay. Aber heißt bestehen im Fall des VfB Stuttgart auch am Saisonende aufsteigen? Ein Innenverteidiger könnte noch kommen, der hüftsteife Toni Sunjic patzte ja mal wieder entscheidend, was zum einzigen Gegentor in Sandhausen führte. Der 20-jährige Franzose Benjamin Pavard vom OSC Lille dürfte ein Kandidat sein.

Loblied auf die Fans

„Noch nie habe ich ein Auswärtstor erzielt und das ganze Stadion jubelt“, sagte Stürmer Simon Terodde, der Schütze zum 1:0 beim 2:1-Erfolg. Etwa 7000 VfB-Anhänger dürften es in Sandhausen gewesen sein. Wer jahrelang nach München oder Dortmund gefahren ist, um dort den VfB verlieren zu sehen, der freut sich nun über neue, unbekannte Reiseziele wie Sandhausen. Denn dort besteht die Aussicht, auch mal jubeln zu dürfen. „Diese Unterstützung ist einfach fantastisch. Dafür lohnt es sich, bei diesem Club zu sein“, sagte Sportvorstand Jan Schindelmeiser.