Wolfgang Dietrich, Präsident des VfB Stuttgart Foto: Archivbild: dpa

Von Hannes Kern

Stuttgart – Seit zwei Monaten ist Wolfgang Dietrich Präsident des VfB Stuttgart. Die Wogen, die nach dem Abstieg und rund um die Mitgliederversammlung und Dietrichs Wahl hochgekocht waren, haben sich weitgehend geglättet. Was nicht Dietrichs Verdienst ist, sondern mehr der positiven sportlichen Entwicklung und der Tatsache zu verdanken ist, dass der VfB Tabellenführer der 2. Fußball-Bundesliga ist. Das weiß auch der 68-Jährige, der eine erste Zwischenbilanz zog. „Ich will meinen Beitrag leisten, dass Ruhe reinkommt und wir uns auf das Sportliche fokussieren“, sagte er.

Dietrich geht es nach dem Absturz in die Zweitklassigkeit vor allem darum, „Vertrauen zurückzugewinnen. Wir haben viel Glaubwürdigkeit durch die Formulierung unrealistischer Ziele verloren“. Mit anderen Worten: „Wir müssen liefern, liefern, liefern.“ Zumindest auf der sportlichen Ebene stimmt die Richtung.

Das große Reizthema war die Ausgliederung der Profiabteilung in eine Aktiengesellschaft. „Wir müssen möglichst schnell zu einer Entscheidung kommen“, sagte Dietrich und erklärte: „Im März wird der Vorstand klar Position beziehen.“ Wobei Dietrich es nicht für nötig erachtet, die Diskussion von vorne zu beginnen. „Die Argumente liegen alle auf dem Tisch.“ Der VfB-Chef machte noch einmal deutlich, dass auch bei einem Verkauf von 25 Prozent an Investoren der Verein „weiter das Sagen“ haben werde. Sponsor Mercedes-Benz hat bereits signalisiert, Interesse an einem Investment zu haben.

„Durch ein Stahlbad gegangen“

In der vereinsinternen Kommunikation hat Dietrich erste Verbesserungen festgestellt. „Wir haben viel aufgearbeitet und das Entscheidungsvakuum überwunden“. Die Arbeit mit dem Vorstand macht Dietrich „großen Spaß. Und die Zusammenarbeit mit den Gremien Aufsichtsrat und Ehrenrat funktioniert“. Das Erstellen eines Verhaltenskodex wurde von den Angestellten nicht als Maßregelung verstanden, sondern als Orientierung. „Die Mitarbeiter sind nach dem Abstieg durch ein Stahlbad gegangen“, sagte Dietrich.

In der Außendarstellung soll der Ball flach gehalten werden. „Es gibt keine One-Man-Show mehr“, spielte Dietrich auf die Zeit unter Sportvorstand Robin Dutt an. Dessen Nachfolger Jan Schindelmeiser müsse nicht jeden Tag erklären, „dass wir aufsteigen wollen“.

Dietrich will ehemalige Spieler und den Freundeskreis wieder enger an den Verein binden, „weil wir mehr Multiplikatoren brauchen“. Nachholbedarf sieht er auch in der Jugendarbeit. „Wir sind nicht so schlecht, wie es manchmal erscheint, aber wir haben den Anschluss ein wenig verloren“, sagte er. Das Nachwuchs-Leistungszentrum soll von den Einkünften aus dem Profibereich abgekoppelt und vornehmlich durch Investoren finanziert werden.

Der schlechte Tabellenplatz der Regionalliga-Mannschaft bereitet dem VfB-Chef Sorgen. Sportvorstand Schindelmeiser werde die Lage analysieren und beurteilen, ob es sinnvoll ist, eine zweite Mannschaft zu unterhalten. Manche Bundesligisten haben ihre „Reserve“-Teams bereits abgeschafft. „Es gibt keine heiligen Kühe“, erklärte Dietrich.

Zum Thema Wintertransfers hielt sich der Präsident an den von Schindelmeiser vorgegebenen Tenor: „Wir glauben, mit diesem Kader aufsteigen zu können. Was nicht ausschließt, dass wir uns auf dem Transfermarkt umschauen. Der finanzielle Spielraum für Neuverpflichtungen ist da.“