Von Elmar Dreher

Stuttgart - Hinter Tobias Werner liegen „privat die dunkelsten Wochen in meinem Leben“. Ruhig und gefasst hat der Fußball-Profi erstmals über den Tod seines Sohnes und weitere schwere Schicksalsschläge nach seinem Wechsel zum Zweitligisten VfB Stuttgart gesprochen. „Nicht nur mein Sohn, auch meine Oma und mein Hund sind gestorben“, sagte der Offensivspieler. „Der Tod meines Sohns stand natürlich über allem.“ Er habe seine Trauer nicht in Worte fassen können.

Morgens um halb vier Uhr hatte Werner an jenem für ihn und seine Angehörigen schwarzen 4. August die traurige Nachricht erhalten, dass sein Sohn in Augsburg tot zur Welt gekommen war. Sofort eilte er zu seiner Familie zurück. „Es war eine perfekte Schwangerschaft“, berichtete Werner nun knapp drei Wochen später. Innerhalb weniger Minuten sei es passiert. „Ich bin froh, dass meine Frau unbeschadet rausgekommen ist“, deutete er Probleme nur an. Über die Todesursache wollte Werner verständlicherweise nicht sprechen.

Seine Töchter helfen ihm

Inzwischen ist Werner „über die erste Trauer“ weg. Er liebe seine Familie und den Fußball. Das habe ihm geholfen. Vor allem seine beiden Töchter erleichterten mit ihrem Lachen das schwere Los. „Sie sind zauberhaft“, sagte er über die fünfeinhalbjährige Emily, die ihren toten Bruder sehen durfte und bei der Beerdigung dabei war, und die zweijährige Carla. „Wir werden einen Weg finden, um weiterhin glücklich zu sein“, versicherte Werner. Beistand leisteten ihm auch die neuen Teamkameraden. „Die Jungs haben mir ein fantastisches Video geschickt.“ Er sei froh, wieder hier zu sein und „dass in der Kabine viel gelacht wird“.

Seine beiden Mädchen, die Mannschaftskollegen und der fußballerische Alltag lenken etwas ab. „In ruhigen Momenten knabbert man viel mehr dran, als wenn was los ist“, sagte Werner. Er räumte ein, dass ihn der Tod seines Sohnes noch lange beschäftigen und belasten werde.

Aber so ist Werner „froh“, dass er den Fußball hat. Seit einiger Zeit trainiert der am liebsten auf dem linken Flügel agierende Offensivmann unter dem neuen VfB-Coach Jos Luhukay, den er aus seiner Augsburger Zeit bestens kennt und schätzt, wieder voll mit. „Ich habe kein Problem, Leistung zu bringen“, betonte der 31-Jährige. Er kam auch schon zu einem Einsatz. Möglicherweise stellt ihn Luhukay am Freitag im badisch-schwäbischen Duell beim SV Sandhausen sogar erstmals in die Startelf.

In Stuttgart ist Werner jedenfalls schon angekommen. Am Montag fand er eine Wohnung, heute kommen Frau und Kinder zu Besuch. Die Familie bleibt aber in Augsburg, weil dies „der Lebensmittelpunkt ist“. Auch für ihn; schließlich spielte er acht Jahre lang für den FC Augsburg und gehörte auch zu den Aufstiegshelden.

In Stuttgart hat Werner einen Dreijahres-Vertrag unterschrieben. „Es macht mich stolz, beim VfB eine Perspektive bekommen zu haben“, betonte er. Mit seinen 31 Jahren ist er der Älteste im komplett umgekrempelten Kader des Absteigers und genießt nach eigenen Angaben „großen Respekt“. Sein persönlich großes Ziel - und das des Traditionsvereins - ist die sofortige Rückkehr in die Bundesliga. „Ich weiß, wie reizvoll ein Aufstieg sein kann, ich weiß aber auch, wie schwer es in der Zweiten Liga wird“, sagte er. „Vom Namen her“ seien Hannover 96 und der VfB Stuttgart die Aufstiegsfavoriten. „Aber das wird nicht so einfach“, warnte Werner.