Der Fürther Marcel Franke (links) kämpft mit dem Stuttgarter Simon Terodde um den Ball. Foto: dpa

Von Hannes Kern

Fürth – Kann man schon von einer Krise reden? Fußball-Zweitligist VfB Stuttgart hat nach fünf Siegen in Folge drei Mal hintereinander nicht gewonnen und hat bei der SpVgg Greuther Fürth mit 0:1 (0:1) die erste Niederlage in diesem Kalenderjahr kassiert. Die Schwaben sind noch Tabellenführer, können die Spitzenposition allerdings morgen an den 1. FC Union Berlin verlieren.

Krise ist definitiv ein zu großes Wort, doch der Auftritt in Fürth löste bei den Verantwortlichen und der Mannschaft Alarm aus. Vieles passte nicht zusammen. Der VfB hat in der Länderspielpause Gelegenheit, die Dinge aufzuarbeiten, die schief laufen. Gelingt das nicht, gerät das Unternehmen Wiederaufstieg ernsthaft in Gefahr.

VfB-Trainer Hannes Wolf versuchte, die Lage nüchtern zu analysieren, doch seine Gesichtsfarbe verriet, wie es in ihm brodelte. Er war angefressen wie selten zuvor. „Der Verlauf des Spiels war enttäuschend. Wir ärgern uns, dass wir es nicht gut gemacht haben. Nach dem Rückstand war es schwierig. Wir sind aus dem Pressing nicht rausgekommen und haben im Mittelfeld viele Zweikämpfe verloren“, sagte er. Das Kompliment des Fürther Trainers Janos Radoki („Stuttgart ist für mich individuell die beste Mannschaft“) entlockte Wolf nur ein müdes Lächeln.

Sportvorstand Jan Schindelmeiser erkannte die Defizite und nahm die Spieler in die Pflicht: „Wir müssen wieder das tun, was die 2. Bundesliga ausmacht. Die Jungs müssen jetzt liefern. Jetzt gilt es, den Trend umzukehren und es in zwei Wochen besser zu machen.“

Wie schon beim 1:1 gegen den VfL Bochum bekam der VfB keinen Zugang zum Spiel und offenbarte etliche Schwachpunkte:

Taktik: Wolf hatte sich nach eingehender Analyse der Fürther dazu entschlossen, mit einer Dreierkette in der Abwehr zu agieren, die bei Ballbesitz des Gegners zur Fünferkette wird. Nach dem frühen Rückstand durch Veton Berishas Weitschuss in der 9. Minute stellte Wolf auf Viererkette um. Später wechselte er allerdings wieder zurück. Dies trug mehr zur Verunsicherung als zur Stabilisierung des Systems bei. „Wir haben ja nicht zum ersten Mal mit Dreierkette gespielt, sondern das die ganze Woche trainiert“, erklärte Wolf, räumte jedoch ein, dass er im Nachhinein schlauer sei. „Jeder Plan ist nur so gut, wie er umgesetzt wird“, sagte der 35-Jährige. Die einzelnen Mannschaftsteile hatten keine Bindung zueinander, von konstruktivem Spielaufbau konnte in der ersten Hälfte keine Rede sein. Wolfs Meinung nach war nicht die Taktik ausschlaggebend, sondern die Tatsache, „dass wir die Duelle verloren haben“. Schindelmeiser kritisierte indirekt die Einstellung: „Wenn die Bereitschaft fehlt, spielt das System keine Rolle.“

Aufstellung: Der Trainer ist in Sachen Personal immer wieder für Überraschungen gut. Dieses Mal schickte er Simon Terodde und Daniel Ginczek von Beginn an gemeinsam aufs Feld. Das Experiment ging schief. Ginczek wirkte auf der linken Angriffsseite verloren, Terodde bekam kaum verwertbare Zuspiele.

Form: In Fürth erreichte kaum einer Normalform. Außer Benjamin Pavard und Torwart Mitchell Langerak und mit Abstrichen Timo Baumgartl und Emiliano Insua. Carlos Mané gewann so gut wie keinen Zweikampf, zudem vergab er in der 3. Minute die Riesenchance zur Führung. Matthias Zimmermann und Christian Gentner waren im Mittelfeld überfordert. Erst nach dem Wechsel wurde das VfB-Spiel mit der Einwechslung von Anto Grgic und Josip Brekalo zwingender.

Der VfB schien auf einem guten Weg zu sein. Doch zuletzt fiel er zurück in alte Muster. „Es geht nur darum, die Fehler zu korrigieren. Bei uns haben sich einige Dinge eingeschlichen“, meinte Kapitän Gentner. Schindelmeiser ergänzte: „Wir haben immer noch eine hervorragende Ausgangsposition. Aber jetzt muss was kommen.“

Die Spiele zu Hause gegen Dynamo Dresden (2. April), beim TSV 1860 München (5. April) und erneut zu Hause gegen den Karlsruher SC (9. April) werden zur Woche der Wahrheit. Sollte die Negativserie weitergehen, wäre die Krise definitiv da.