Stuttgart - Die aktive Mannschaft des TSV Uhlbach spielt zwar derzeit noch in Stuttgarts unterster Spielklasse. Beim ehrenamtlichen Engagement sind sie jedoch das Maß aller Dinge. Am Mittwochabend wurde der Verein für seine Arbeit vom Württembergischen Fußballverband (wfv) ausgezeichnet und verwies selbst Bezirksligisten wie den MTV Stuttgart auf die Plätze.
„Die Spitze braucht Breite und die Breite braucht die Spitze“, sagte der VfB-Finanzvorstand Stefan Heim in seinem Grußwort. Egal, wie abgedroschen dieser Satz klinge, sei er dennoch wahr. „Ohne das Ehrenamt geht nichts“, sagte der 46-Jährige bei der wfv-Ehrenamtsgala, die am Mittwochabend in der Lotto-Zentrale am Löwentor stattgefunden hat. „Es ist die Basis, von der wir profitieren.“ Das habe sich auch nach dem Abstieg des VfB Stuttgart gezeigt. „Das war der Super-GAU. Anstatt sich von uns abzuwenden, kommen jedoch fast 50 000 Zuschauer zu den Spielen.“ Es zeige, dass die oftmals „bruddelnden“ Schwaben in der Not zusammenstehen. Dies sei beeindruckend. Noch mehr, dass „viele dieser Anhänger sich auch in kleinen Vereinen ehrenamtlich engagieren. Ihnen allen gilt mein Dank.“
Zugleich hielt er jedoch auch bei dieser Thematik den Finger in eine Wunde. „Als ich ein kleiner Junge war, schaute man zu den Vereinsvorsitzenden in einem Dorf auf. Heute hat sich die Wertigkeit geändert. Oftmals ist man froh, wieder einen Dummen gefunden zu haben.“ Nicht selten komme daher die Frage bei Ehrenamtlichen auf, warum man sich die Ämter und die damit verbundene Arbeit aufhalse. „Weil man einen immensen Beitrag für das Gemeinwohl leistet“, so Heim. Außerdem schule das Ehrenamt den eigenen Charakter. „Man lernt, Menschen zu führen, ohne wirklich eine Handhabe zu haben oder Druck auf sie ausüben zu können“, sagt der VfB-Finanzchef, der überzeugt ist, dass die Welt ohne das Ehrenamt anders aussehen würde. „Und keinesfalls besser.“
Der ehemalige FIFA-Schiedsrichter Knut Kircher ist überzeugt, dass das Ehrenamt die Grundmauern des Fußballs in Deutschland sind. „Es hält das Haus zusammen“, sagt der 48-Jährige, der mittlerweile im Vorstand des wfv für das Ehrenamt und Soziales zuständig ist. „Ich bin froh, dass die vielen Helfer durch den Preis eine Bühne bekommen. In vielen Vereinen wird angenommen, dass ihre Arbeit selbstverständlich ist, doch das ist sie nicht.“ Der wfv-Bereichsleiter Harald Müller warnt zugleich davor, gutmütige „Leute nicht mit Aufgaben zu überhäufen“. Ab und an müsse man zudem auch jemand einbremsen, der aus eigenem Antrieb zu viel machen wolle.
Dass der TSV Uhlbach im Team funktioniert, zeigte sich auch bei der Ehrung. Gleich sechs Vereinsverantwortliche kamen in die Lotto-Zentrale. Spielleiter Christoph Metzger, der die Bewerbung erstellt hat, ist stolz, dass es nach einem vierten und einem zweiten Platz in den Vorjahren dieses Mal geklappt hat. „Der Wimpel macht wirklich etwas her, er ist eine Belohnung für alle Trainer und Ehrenamtlichen, die sich bei uns engagieren.“ Natürlich sei auch das Preisgeld und die Ausrüstung im Gesamtwert von 2500 Euro ein Anreiz gewesen.
Zu den vielen Gewinnern des Abends zählte indes auch Jochen Dais vom TB Untertürkheim, der sich seit 1994 ehrenamtlich im Verein engagiert. Er wurde zum Bezirkssieger der DFB-Aktion-Ehrenamt gekürt und zugleich für ein Jahr in den bundesweiten „Club 100“ aufgenommen. Unter anderem darf er zu zwei Länderspielen und einem Empfang mit den Größen des DFB. Auch wenn er ganz normal weitermachen werde, sei die Auszeichnung „kein Schritt“ zurück. „Ich freue mich auf das, was mich nun erwartet und lasse alles einfach auf mich zu kommen.“
Die Preisträger
Mit dem Ehrenamtspreis wurden der TSV Uhlbach (1. Platz), der TV Zuffenhausen (2. Platz) und der TSV Bernhausen (3. Platz) ausgezeichnet. Weitere Bewerber waren der MTV Stuttgart und die SportKultur Stuttgart.
Bezirkssieger der DFB-Aktion-Ehrenamt ist Jochen Dais vom TB Untertürkheim. Weitere Preisträger sind Markus Altrieth (TSV Steinhaldenfeld), Karin Bayer (MTV Stuttgart), Michael Dalaker (SV Gablenberg), Wolfgang Frech (VfB Obertürkheim), Thomas Ipowitz (Spvgg Cannstatt), Sonja Koch (TSV Plattenhardt), Peter Markert (SV Stuttgarter Kickers), Thomas Mößner (ASV Botnang), Torsten Vierthaler (TSV Mühlhausen) und Thomas Wildermuth (Spvgg Stuttgart-Ost).
Christian Bauer vom TV Zuffenhausen ist für seine ehrenamtliche Arbeit als Futsal-Schiedsrichter und Jugendleiter zum Fußballhelden des Deutschen Fußballbundes (DFB) ausgezeichnet worden. Die Jugendlichen Gianmarco Blancone (MTV Stuttgart), Pia-Renée Gjoxhaj (TuS Stuttgart) und Leon Renner (SV Gablenberg) wurden zudem für ihre Arbeit in den Vereinen ausgezeichnet. In der Jury saß unter anderem der ehemalige FIFA-Schiedsrichter Knut Kircher. Ausschlaggebend seien oftmals nur Nuancen gewesen.