11.7.2016 SEK-Einsatz in Stuttgart Ost. Weiteres in Kürze

 Foto: SDMG

Stuttgart – Das Spezialeinsatzkommando der Polizei ist gestern Mittag mitten in ein Wohngebiet im Stuttgarter Osten ausgerückt. Auslöser war ein Mann, der nach Zeugenaussagen in einer Anwaltskanzlei an der Ecke Planckstraße/Gerokstraße mit einer Waffe hantiert und auch Schüsse abgegeben haben soll. Als die Beamten mehrere Stunden später das Gebäude stürmten, fanden sie nur noch zwei tote Männer.

Von Sebastian Steegmüller
Lange Zeit wussten die Beamten gestern Nachmittag nicht, was sich in der Villa am Bubenbad abgespielt hat. Letzte Fragen konnten auch in den Abendstunden noch nicht geklärt werden. Nachdem die Polizei gegen 13 Uhr alarmiert wurde, rückten sie aufgrund der „unklaren Bedrohungslage“ mit mehr als 300 Mann an und sperrten das Gebiet mit Flatterbändern und querstehenden Polizeiautos weiträumig ab. Selbst die Stadtbahnen der Linie U 15 standen zeitweise still oder wurden über die Strecke der U 7 zur Waldau umgeleitet. Nachbarn, die innerhalb der Sperrzone wohnten, wurden zudem aufgefordert, Türen und Fenster geschlossen zu halten. Da auch eine Geiselnahme nicht ausgeschlossen werden konnte, die Polizei aber weder Rückmeldung noch Bewegungen aus dem Haus vernommen hatte, entschied man sich gegen 18 Uhr, die Kanzlei zu stürmen. Fünf Stunden, die das SEK genutzt hatte, um alle Kräfte – gepanzert und schwer bewaffnet – in Position zu bringen, das unbekannte Gebäude auszukundschaften und sich einen möglichst schnellen und sicheren Weg ins Innere zu suchen. Das Ziel: Eine Eskalation unbedingt vermeiden. Dazu kam es dann auch nicht.

Im Keller des Hauses fanden die Polizisten zwei Tote, die augenscheinlich erschossen wurden. Bei einem der beiden Toten handelt es sich um einen dort ansässigen 75-jährigen Rechtsanwalt. Bei der anderen Person um einen 67 Jahre alten Mann aus dem Großraum Frankfurt am Main. „Wer wen getötet hat, ist noch vollkommen unklar“, sagte Polizeisprecher Stefan Keilbach. Möglich sei, dass der 67-Jährige, der offenbar gegen Mittag bewaffnet in der Kanzlei gesichtet wurde, zunächst den Eigentümer und dann sich selbst getötet hat. „Wir können aber auch andere Tathergänge nicht ausschließen“, so Keilbach, der auf die Obduktionsergebnisse verwies. Nach derzeitigem Ermittlungsstand könne man nur sagen, dass keine weitere Person an der Tat beteiligt gewesen ist. Zugleich betonte er, dass die Einsatzkräfte keine Schüsse abgegeben haben.

Der getötete Anwalt ist indes kein Unbekannter in der Landeshauptstadt. Bereits im Jahr 2006 geriet er in die Schlagzeilen, weil Fesselspiele mit der Schwiegermutter, mit der er wohl auch eine Affäre hatte, offenbar aus dem Ruder gelaufen sind. Sie hat dabei wohl versucht, ihn zu töten. Das Gericht verurteilte sie schließlich wegen Körperverletzung zu einer Gefängnisstrafe von dreieinhalb Jahren.