Stuttgart (red) - Nicht nur das Netz der Stadtbahn wächst stetig, sondern auch der Fahrzeugbestand der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB). Zu den vorhandenen 184 gelben Zügen kommen weitere 20 Exemplare dazu. Das erste davon ist nun in der Möhringer Hauptwerkstatt eingetroffen. Bis zum Spätherbst dieses Jahres soll die Stadtbahnflotte auf mehr als 200 Exemplare anwachsen.

Wohl kaum jemand würde es in Stuttgart auffallen, wenn sich unter den 40 Meter langen Stadtbahnwagen, die über die kommunalen Gleise flitzen, plötzlich einer mischt, der eine höhere Nummer trägt als 3539/40. Doch den Verkehrsfreunden in der Region entgeht so etwas nicht: Wenn vor der Möhringer Hauptwerkstatt der SSB plötzlich Absperrtafeln stehen, die einen Schwertransport ankündigen, dann ist das für die Straßenbahnfans wie die Ankündigung einer Bescherung. So wurde auch Wagen 3541 zur Monatsmitte unter dem eifrigen Klicken der Kameras von Zugfans abgeladen.

Neu ist dieser Anblick nicht. Schon 2013/14 trafen die ersten 20 Züge der damals neuen Bauart S-DT 8.12 in der Landeshauptstadt ein. Der jetzige Typ läuft unter der Bezeichnung DT 8.14, unterscheidet sich aber sonst nicht von den Vorgängermodellen. Mit den zusätzlichen Zügen erweitert sich der Fahrzeugpark der SSB auf 204 Einheiten, etwa 20 Prozent machen die Wagen des neuen Typs dann aus. Deren Stückpreis beträgt etwa 3,8 Millionen Euro pro Fahrzeug. Die neueren Modelle erkennt man außen an der stark abgerundeten und heruntergezogenen Front, am Wagenkasten, der nach oben leicht schmäler zuläuft, und an der silberfarbenen Dachreling. Lieferant der Wagen ist die deutsch-schweizerische Firma Stadler in Berlin.

Das Grundkonzept für den Stuttgarter Wagen wurde Anfang der 1980er-Jahre entwickelt und erstmals 1985 gebaut. Weil die bewährte Struktur über drei Jahrzehnte beibehalten wurde, wirken die gelben Züge heute noch alle wie aus einem Guss. Das liegt auch daran, dass der Produktgestalter all die Jahre der gleiche geblieben ist: Herbert Lindinger aus Hannover. Er entwirft seit jeher das Design funktionaler Objekte - von der Telefonzelle über den Rasierapparat bis zum Linienbus.

Bevor der nagelneue Achtachser in den Fahrgastbetrieb geht, steht zunächst ein umfangreicher interner Durchlauf an. Dabei wird die 62 Tonnen schwere Fahrzeugeinheit verwogen, sämtliche Funktionen werden durchgeprüft, Probefahrten absolviert. Mit dem Hersteller hat die SSB eine Option vereinbart, dass sie bis ins Jahr 2018 zu vergleichbaren Konditionen nochmals 20 Stück der aktuellen Wagen beziehen kann. Dies ist nötiger denn je. Denn für die geplanten Ausweitungen und Verstärkungen des Angebotes braucht es zusätzliche Fahrzeuge. Zum anderen erreichen die heute laufenden, vor 2012 gebauten Wagen das Ende ihrer Nutzungsdauer.