Die Elefantenanlage in der Wilhelma entspricht nicht den heutigen Anforderungen. Deshalb plant der Stuttgarter Zoo eine neue Anlage für sein Wappentier: Künftig wird man eine Herde mit bis zu 14 Tieren halten. Foto: Hauptmann - Hauptmann

Stuttgart – Elefanten-Babys und Tigernachwuchs als Besucherbringer: Die Stuttgarter Wilhelma plant den millionenteuren Bau einer neuen Asienanlage. Aufgegeben wird dafür der Schaubauernhof mit heimischen Schwein- und Rinderrassen.

Von Elke Hauptmann

Finanzministerin Edith Sitzmann, Zoo-Direktor Thomas Kölpin und Georg Fundel, der Vorsitzende des Wilhelma-Fördervereins, stellten gestern voller Stolz die Pläne für die Weiterentwicklung des zoologisch-botanischen Gartens vor. Nach der Fertigstellung des Menschenaffenhauses soll nun als nächster großer Schritt die Asienanlage in Angriff genommen werden. Deren Herzstück wird die Elefantenwelt am oberen Ende des Geländes an der Pragstraße werden. Elefanten seien für den Stuttgarter Zoo besondere Tiere, betonte Sitzmann. „Sie sind das Wappentier der Wilhelma.“ Schon seit langem stehe eine neue Anlage für sie auf der Wunschliste, sagte Fundel. Die 33 000 Vereinsmitglieder würden das Vorhaben deshalb gern unterstützen – mit zehn Millionen Euro, die dafür bereits gesammelt wurden. Wie teuer die Elefantenwelt konkret wird, ist laut Sitzmann noch unklar. Die Planung fange jetzt erst an. „Es wird aber sicher ein zweistelliger Millionenbetrag werden.“
Mit rund 11 700 Quadratmetern Außenfläche und etwa 5100 Quadratmetern Gebäudefläche wird die Elefantenwelt gut zehnmal so groß sein wie die jetzige Anlage für die zwei betagten Elefantendamen Zella und Parma. Auf der Fläche können bis zu 14 Tiere unterkommen – ein Zuchtbulle und sechs Weibchen mit ihrem Nachwuchs. Die Elefantenbabys werden Publikumsmagnet sein, zeigte sich Kölpin überzeugt. In erster Linie gehe es aber darum, die Haltungsbedingungen zu verbessern. Der vorgeschriebene Mindeststandard werde deutlich übertroffen. Es werde Freilaufbereiche und Badebecken geben, die Boxenhaltung gehöre dann ebenso der Vergangenheit an wie der direkte Kontakt der Pfleger zum Tier.
Der Wermutstropfen für viele Zoobesucher: Der Schaubauernhof kann nicht in seiner jetzigen Form bestehen bleiben. Der Standort dort sei für die Elefantenwelt ideal, erklärte Kölpin. Denn eine Anlage oberhalb des neuen Rosensteintunnels, wo bald Flächen für den Zoo frei werden, würden für die Tiere zu viel Stress bedeuten. „Elefanten sind sehr sensible Tiere. Sie nehmen Vibrationen über ihre Fußsohlen wahr.“ Die heutigen Bewohner des Schaubauernhofs – Limpurger Rinder Pointou-Esel oder Schwäbisch-Hällische Schweine – würden zur Zucht an andere Parks vermittelt, sagte Kölpin.
Bis der erste asiatische Elefant, von denen es weltweit nur noch 30 000 gibt, die neue Anlage betritt, dürfte es jedoch 2024 werden. Frühestens in der zweiten Hälfte des Jahres 2020 kann mit dem Bau begonnen werden. Der erste Baustein der neuen Asienanlage wird ein Gehege für Asiatische Huftiere wie Sunda-Ochsen und Sikahirsche sein. Die Arbeiten dafür sollen im nächsten Jahr starten. Es wird mit Kosten in Höhe von 1,5 Millionen Euro gerechnet. Ab 2019 soll der Bau für ein Asiatisches Dorf mit verschiedenen Haustierarten angegangen werden. Es wird ebenfalls rund 1,5 Millionen Euro kosten. Dort soll es dann auch wieder einen Streichelzoo geben – nur eben mit asiatischen Haustierarten wie dem Kaschmirschaf. Bis zur Eröffnung der Elefantenwelt soll auch ein neuer Wilhelma-Eingang mit einem Zoo-Shop an der oberen Pragstraße fertiggestellt sein. Kostenpunkt: eine Million Euro.
Der kontinentale Schwerpunkt der neuen Asienanlage wird sich künftig von den Asiatischen Elefanten oben im Park entlang der Pragstraße über die indischen Panzernashörner bis zu den neuen Asiatischen Löwen in der Mitte der Wilhelma ziehen. Die alte Elefantenanlage wird den Nashörnern zugeschlagen, die Flusspferde hingegen müssen weichen, für Bulle Mike wird bereits ein neues Zuhause gesucht. Den Tieren einen Platz am Neckar zu schaffen, bleibe eine Idee, sagte Sitzmann. „Mehr aber derzeit nicht.“
In die Asienanlage sollen neben Elefanten auch Nachttiere, Reptilien sowie Vögel einziehen. Und Amurtiger. Auch diese gefährdete Tierart will die Wilhelma künftig züchten. Das 1,5 Millionen Euro teure Gehege soll für bis zu acht Tiere ausgelegt sein.Text