Ge stern hatte Fabian Mayer seinen ersten Arbeitstag als Bürgermeister für Allgemeine Verwaltung, Kultur und Recht. Foto: Lichtgut/Stadt Stuttgart Quelle: Unbekannt

Stuttgart - Der vakante Platz in Stuttgarts Bürgermeisterriege ist seit gestern wieder besetzt: Fabian Mayer (CDU) tritt den Posten als neuer Bürgermeister für Verwaltung, Kultur und Recht an. Im Gespräch mit unserer Zeitung hat sich der 35-jährige Wirtschaftsjurist zu den Schwerpunkten seiner Amtszeit geäußert. Zudem kündigte er Kurskorrekturen an.

Die ersten beiden Termine im Amt absolvierten Sie bereits vergangene Woche: Mit Ihren Bürgermeister-Kollegen Werner Wölfle und Peter Pätzold haben Sie zunächst in der Bar „Waranga“ für Ihren DJ-Auftritt bei der Stuttgartnacht geprobt, am Samstag dann im Rathaus aufgelegt. Konnten die beiden Ihnen etwas beibringen?

Mayer: Auf jeden Fall. Die Kollegen Wölfle und Pätzold sind quasi Routiniers, da sie ja schon im zweiten Jahr als DJs bei der Stuttgartnacht an den Turntables gestanden haben. Ich habe zwar im „Waranga“ während meines Jurastudiums ein paar Jahre lang gearbeitet, war dort allerdings nicht am Mischpult, sondern hinter der Bar tätig. Die Nachhilfe im Auflegen war mir daher sehr willkommen.

Bei Ihrer Bewerbungsrede im Gemeinderat schlugen Sie vor einigen Wochen auch kritische Töne an und überraschten damit den einen oder anderen Stadtrat. So haben Sie dem „Tanker“ Verwaltung eine „Modernisierungskur“ verordnet und „Kurskorrekturen“ angekündigt. Wollen Sie frischen Wind ins Rathaus bringen?

Mayer: Meine Worte waren, dass auch ein so großer Tanker wie die Stadtverwaltung im Zeitalter der Digitalisierung nicht davon verschont bleibt, Kurskorrekturen in Richtung Zukunft vorzunehmen. Konkret müssen wir uns meines Erachtens fragen, wie sich Verwaltungsprozesse unter Ausschöpfung der Möglichkeiten der Digitalisierung zukünftig entbürokratisieren, vereinfachen und beschleunigen lassen. Freilich stehen wir im Bereich des sogenannten e-Governments noch ziemlich am Anfang. Die Chancen aber, dadurch zu mehr Bürgerservice und weniger Amtsstubenbesuchen zu gelangen, liegen auf der Hand. Gleichzeitig gehört für mich zum Thema Modernisierung, dass sich die Stadt Stuttgart als attraktiver Arbeitgeber mit einem zeitgemäßen Image präsentiert. Wir haben einen laufenden, immensen Bedarf an qualifizierten Mitarbeitern und konkurrieren mit starken Unternehmen aus der Privatwirtschaft. Unter diesen muss die Stadt als Karriereperspektive sichtbar hervortreten.

Sie gehörten sieben Jahre dem Gemeinderat in Stuttgart an. In dieser Woche werden Sie erstmals „auf der anderen Seite“ sitzen, vom Fragesteller zum Antwortgeber werden. Freuen Sie sich auf den Rollenwechsel?

Mayer: Selbstverständlich, wenngleich auch ein wenig Wehmut mitschwingt, da ich es immer als Privileg empfunden habe, neben meinem Beruf ehrenamtlich dem Stuttgarter Gemeinderat angehören zu dürfen.

Sie sind auch für den Kulturbereich zuständig, der mit Großprojekten wie den Wagenhallen, dem Großen Haus oder dem Stadtmuseum weniger finanziellen Spielraum für weitere Projekte bietet als noch in den vergangenen Jahren. Müssen „kleinere“ Kulturschaffende und Einrichtungen in den nächsten Jahren um ihre Existenz fürchten?

Mayer: Klares Nein. Bereits in meiner Bewerbungsrede war es für mich wichtig zu betonen, dass die kleineren Kultureinheiten nicht im Windschatten der Großvorhaben ins Hintertreffen geraten dürfen. Wir werden den Blick offen halten, von der Spitze in die Breite.

Mit welchen drei Attributen würden Sie sich selbst beschreiben?

Mayer: Wissbegierig, nachdenklich und trotzdem fröhlich.

Was machen Sie gern in Ihrer Freizeit?

Mayer: Familie, Freunde, Lesen, Kochen, Musik, Sport, etwa in dieser Reihenfolge.

Sie sind 35 Jahre alt. Empfinden Sie es als Vor- oder als Nachteil, ein junger Bürgermeister zu sein?

Mayer: Es hat von beidem etwas. In jedem Fall lehrt mich mein Alter, mit einer Extraportion Respekt und Demut in dieses hohe Amt zu starten.

Wie schwer fällt es Ihnen, Ihre Arbeit in einer Rechtsanwaltskanzlei an den Nagel zu hängen?

Mayer: Ich bin immer gerne Anwalt gewesen und durfte diesen Beruf auch noch in einer tollen Kanzlei ausüben. Entscheiden heißt aber verzichten und bislang bereue ich nicht, den Weg ins Rathaus gewählt zu haben.

Was haben Sie sich für Ihre ersten 100 Amtstage vorgenommen?

Mayer: Eine starre 100-Tages-Agenda gibt es nicht. Mir ist wichtig, schnell den Überblick über alle Facetten des weit gefächerten Geschäftskreises Allgemeine Verwaltung, Kultur und Recht zu erlangen und in 100 Tagen können wir uns gerne nochmals darüber unterhalten, was wirklich geschehen ist.

Das Interview führte Andrea Eisenmann.

Zur Person

Fabian Mayer wurde am 20. Januar 1981 in Stuttgart geboren. Nach dem Abitur am Königin-Charlotte-Gymnasium, studierte er Rechtswissenschaften an der Eberhard-Karls-Universität in Tübingen, wo er auch promovierte. Sein Referendariat absolvierte er im Oberlandesgerichtsbezirk Stuttgart. 2009 legte er das 2. Juristische Staatsexamen ab. Ab 2010 arbeitete Mayer für die Rechtsanwaltskanzlei Haver & Mailänder und war dort Partner der Sozietät. Bereits als Schüler trat er in die CDU ein, war von 2004 bis 2009 in Stuttgart Kreisvorsitzender der Jungen Union und wurde 2009 mit 28 Jahren erstmals in den Gemeinderat der Landeshauptstadt gewählt. Mayer ist Mitglied beim CVJM, beim World Wildlife Fund Deutschland und beim Kinderhilfswerk Plan International Deutschland, ebenso beim TUS Stuttgart und beim Wirtschaftsrat. Der 35-Jährige ist verheiratet und hat zwei Kinder. Fabian Mayer übernimmt das neu zugeschnittene Referat Allgemeine Verwaltung, Kultur und Recht. Zu seinem Geschäftskreis gehören das Haupt- und Personalamt, die Bezirksämter sowie das Standesamt, das Kulturamt und das Rechtsamt, außerdem der Arbeitsmedizinische Dienst, der Beauftragte der Stadt für Datenschutz und IT-Sicherheit und der Arbeitssicherheitstechnische Dienst.