Nur noch Fell und Knochen: Diese Hunde wurden Ende Juni schwer krank an der Haltestelle Neckarstraße ausgesetzt. Gipsy hat Diabetes, Cappu Tumore. Quelle: Unbekannt

Stuttgart (seb) - Das Tierheim Stuttgart in Botnang schlägt Alarm: In den vergangenen zwei Wochen musste die Einrichtung deutlich häufiger als üblich Hunde, Katzen und Kaninchen - viele davon krank und verwahrlost - in ihre Obhut nehmen: 24 Tiere in 14 Tagen. Fast so viele werden normalerweise in einem Monat ausgesetzt.

Während in der Vergangenheit die meisten der Fundtiere auch wieder abgeholt wurden, sei die Quote in den vergangenen Wochen zudem rapide gesunken, sagt Marion Wünn, Leiterin des Tierheims. Die Gründe für die jüngste Entwicklung seien unklar. „Leider fehlt uns die Erklärung, wir können nur spekulieren. Meist werden den Menschen die Tierarztkosten zu hoch oder die Tiere werden unüberlegt angeschafft, ohne darüber nachzudenken, dass es zu Kosten kommt, wenn ein Tier zum Beispiel plötzlich krank oder verletzt wird.“ Dann werden sie ausgesetzt oder beim Tierheim abgegeben. Oft werde vermutet, dass hinter den „Findern“ auch der eigentliche Besitzer steckt. „Das können wir aber natürlich nicht beweisen.“

Vermisstenmeldungen suche man dementsprechend meistens vergebens. Kein Wunder: Die Tiere, die oftmals wie Müll einfach nur entsorgt würden, müsse man mühevoll aufpäppeln. Obwohl mancher Vierbeiner in sehr schlechtem Zustand in die Furtwänglerstraße 150 gebracht werde, seien sie nicht unvermittelbar. „Momentan laufen natürlich noch die tiermedizinischen Versorgungen und Operationen. Sobald die Tiere aufgepäppelt sind, suchen wir natürlich ein neues Zuhause. Unsere Erfahrungen sind hier sehr gut, es gibt sie doch noch, die wahren Tierfreunde, die gerade solchen Tieren ein liebevolles Zuhause schenken möchten. Auch wenn die Verweildauer dieser Tiere oft viel länger ist als die durchschnittlichen 30 bis 60 Tage.“

Insgesamt leben im Tierheim Stuttgart immer zwischen 90 und 100 Hunde, 60 bis 80 Katzen, rund 400 Kleintiere und um die 60 Reptilien. „Alles in allem versorgen wir ständig täglich circa 600 Tiere“, sagt Wünn. Sie weist daraufhin, dass die momentan steigende Anzahl der Fundtiere, die nicht abgeholt werden, die Einrichtung vor finanzielle Probleme stellt. „Denn damit sind auch immer höher werdende Tierarzt- und Pflegekosten für die Versorgung der Tiere verbunden.“ Und nach wie vor lebe das Tierheim von der Hand in den Mund. „Wir können nie planen, wie es weitergeht. Pro Jahr belaufen sich unsere Ausgaben auf circa 1,5 Millionen Euro.“ Die Aufwandsentschädigung der Stadt für die Aufnahme von Fundtieren decke jedoch nur ein Drittel der Kosten. „Eine Million müssen wir jährlich über Spenden, Erbschaften und Patenschaften finanzieren. Ohne Spenden wären wir aufgeschmissen.“

Das Spendenkonto lautet IBAN: DE 37 6005 0101 000292 0157, BIC: SOLADEST600. Weitere Informationen zum Tierheim Stuttgart gibt es unter www.stuttgarter-tierschutz.de.