Foto: Symbolbild DPA - Archivbild

Stuttgart/Berlin (dpa/lsw) - Der Bund der Steuerzahler fordert mehr Transparenz bei staatlichen Bauvorhaben. Das Bahnprojekt Stuttgart 21 sei ein Beispiel dafür, dass Großprojekte aus dem Ruder liefen, sagte Reiner Holznagel am Donnerstag im phoenix Tagesgespräch. Gerade bei komplexen Bauvorhaben zeige sich, dass die Kosten im Verlauf der Planung in die Höhe schießen. „Diese Projekte werden am Anfang immer klein gerechnet, damit politisch entschieden werden kann und die Bürger zufrieden gestellt werden“, erläuterte Holznagel. Stattdessen müssten die Kosten von Anfang offen gelegt und Haftungsfragen geklärt sein.
Vor der Bahn-Zentrale protestierten S-21-Gegner, um dem dort tagenden Aufsichtsrat ihren Unmut zu zeigen. Das von dem Gremium in Auftrag gegebene Gutachten der Wirtschaftsprüfer von KPMG sei ein „Placebo-Gutachten“. Offensichtlich solle der Aufsichtsrat, der sich auf einer Sondersitzung mit der Expertise beschäftigt, „eingeseift“ werden, um ein längst unwirtschaftliches Projekt fortzuführen. Nach Ansicht der Gegner blendet KPMG gravierende Projektrisiken aus.
Nachdem der Bundesrechnungshof die Projektkosten auf neun Milliarden Euro geschätzt hatte, kommt das KPMG-Gutachten zu einem ähnlichen Ergebnis wie die Bahn: Der Konzern kalkuliert derzeit die Kosten auf bis zu 6,5 Milliarden Euro. Die KPMG-Prüfer kommen auf einen Korridor von 6,3 bis 6,7 Milliarden Euro. Nach ihren Erkenntnissen könnte die Inbetriebnahme der unterirdischen Durchgangsstation drei Jahre später erfolgen als geplant. Offiziell hält die Bahn noch an dem Termin Ende 2021 fest.