Martin Bukovsek ist der neue Moderator des Weltweihnachtscircus. Der Stuttgarter kannte seinen verstorbenen Vorgänger Peter Goesmann und freut sich auf diese neue Aufgabe. Foto: Andy Doornheim Quelle: Unbekannt

Stuttgart - Wenn Martin Bukovsek heute das erste Mal vors Publikum im Weltweihnachtscircus tritt, ist er sicherlich aufgeregt. Aber der neue Moderator freut sich auf diese besondere Aufgabe, die er mit großem Respekt angeht. Das besondere: Es ist ein Heimspiel für ihn, denn er ist Stuttgarter.

Von Iris Frey

Und nicht nur das, er tritt selbst andernorts als Artist und Zauberer auf unter dem Namen Carismo. Das leitet sich nicht nur von Carisma, Ausstrahlung her, sondern auch vom Wort „Gabe, Geschenk“. Bukovsek hat sich seine Artistik selbst beigebracht, er hält drei Rekorde: im Stillstehen, Langsamgehen und Menschenpyramide bauen. Er kennt also das Artistenleben hinter dem Vorhang. Jetzt tritt er im Reiter-Outfit in die Manege. Schon mit dem Tod Peter Goesmanns, den er selbst viele Jahre kannte, reifte in ihm der Wunsch, „seine Energie, sein Herzblut und seine Liebe weiterleben zu lassen“. So bewarb er sich um die Stelle und hat sie nun bekommen. „Ich freue mich über die Chance“, sagt er, der im Friedrichsbau Varieté moderiert und fürs Varieté auch als Luftakrobat tätig war. Schon als Kind reifte bei ihm der Wunsch durch seinen Glauben: Gott nahe zu sein und zu ihm zu steigen: entweder als Luftakrobat oder als Astronaut. Nun ist der Zirkus seine Welt und sein Leben. Der Zirkus hat ihn immer begleitet. Zuletzt bei der Ausbildung als Jugend- und Heimerzieher hat er sich in der katholischen Fachschule für Zirkuspädagogik entschieden.

Den Weltweihnachtscircus hat er von Beginn an verfolgt und ist fasziniert von den Fähigkeiten des Menschen. Seine Ruhe- und Kraftquelle ist der Glauben, sagt der 46-Jährige. Für Bukovsek, der in Kirchheim Teck geboren ist, bedeutet der Zirkus, den Kindheitstraum zu erleben.

Jetzt darf er, berührt von den vielen Talenten im Zirkus, diese ankündigen. Wie man sich fühlt, kurz vor dem Auftritt als Artist, diese Seite kennt er ja. Und die Moderation will er mit Herzblut machen.

Produzent Henk van der Meyden kann also dieses Mal mit vielen Neuheiten aufwarten, nicht nur mit einem neuen Moderator, auch wieder mit einem spannenden Programm. Die Nordkoreaner beispielsweise haben in den letzten Jahren in Monte Carlo zehn Goldene Clowns gewonnen. Auch die Chinesen werden, wie die Nordkoreaner auch, nach den Aufführungen im Weltweihnachtscircus zum Internationalen Circusfestival nach Monte Carlo gehen. Die Nordkoreaner präsentieren mit Schleuderbrett und Reck einen fünffachen Salto.

Die Chinesen sind mit einer ballettartigen Nummer „Schwanensee“ zu sehen und mit einer Lasso-Nummer. Nachdem Clown David Larible aus dem Programm genommen wurde, gibt es nun gleich vier Clowns: Die ganze Zeit über wird Pavel Boyarinov dabei sein. Der russische Clown ist ein Poet ohne Worte. Dazu kommt bei der Premiere Clown Housch-ma-Housch, der ab März 2017 im Schweizer Nationalzirkus Knie engagiert ist. Er wird bis 14. Dezember dabei sein. Ab 15. Dezember treten Olivier Taquin und Olivier Bonjour auf, die „Frères Taquin“ waren noch im November beim Großen Chinesischen Zirkusfestival in Zhuhai. Sie übertragen die an Charlie Chaplin erinnernde Pantomime in die heutige Zeit.

Der Weltweihnachtscircus bietet ein „phantastisches Programm mit vielen Weltpremieren“, so Henk van der Meyden, der seit 45 Jahren Zirkusprogramme erstellt. Doch nicht nur Sensationen sind für ihn wichtig, auch Schönheit und Gefühl. Dies sei mit der 2 Zen-0-Nummer mit dem Cyr-Rad zu erleben. Auch die Kosaken-Nummer soll Schönheit und Akrobatik verkörpern, so der Produzent. Aus Russland kommt eine Seelöwen-Vorführung, die in Sotschi einen Preis gewonnen hat als bester Artist und beste Tier-Nummer.

Tiere bestimmen sowieso wieder das Programm: So gibt es Pferde, Lamas und Zebras zu sehen. In einer lustigen Nummer mit Wolfgang Lauenburger sind Hunde zu sehen. Für Henk van der Meyden gehören Tiere zum Zirkus. Sein Weltweihnachtscircus ist der größte der Art der Welt mit der teuersten Produktion in Europa, wie Henk van der Meyden erklärt, kostet seinen Worten zufolge rund drei Millionen Euro. Viele Artisten treten hier das erste Mal auf, bevor sie nach Monte Carlo zum Internationalen Circusfestival reisen dürfen. Davon träumen viele Artisten, die Einladung nach Monte Carlo zu bekommen. Van der Meyden ist immer einige Jahre voraus. „Ich arbeite bereits am Programm für 2019“, sagt er. Denn er weiß, die weltbesten Artisten müssen beizeiten gebucht sein. Und für Stuttgart hat er den Ehrgeiz, nur die besten Artisten der Welt auftreten zu lassen.

Im Programm gibt es fliegendes Trapez mit Alex Michael zu erleben, den Trampolinartist Costin Bellu. Jockey-Acts zu Pferde mit den Brüdern Errany: Maycol, Guido, Wioris mit Ivan Frédéric und Chanel Marie Knie. Es gibt die Seelöwen von Vasily Timchenko zu sehen. Zirkusprinzessin Shirley Larible tritt auf mit ihrer neuen Luftsolonummer. Auch eine Freiheitsdressur mit Pferden und ein buntes Tierpotpourri mit Kamelen, Lamas und Zebras vom Zirkus Knie sind zu sehen. Zum ersten Mal in Europa gibt es eine Amazonennummer von Valentina Kulkova mit neun jungen Frauen auf rassigen Pferden. Sie stammen vom Russischen Staatscircus Moskau.

Eine rasante Rollschuhnummer auf einem Hochpodium dürfen die Zuschauer erleben mit „Skating Flash“ aus Spanien. Einem jungen Artistenpaar, das aus alteingesessenen Zirkusfamilien stammt und sich nun seit ein paar Jahren der Rollschuh-Kunst verschrieben hat.

Der Zirkus engagiert sich auch weiterhin sozial: Die Gelder der heutigen Benefizpremiere sind wieder für das Olgäle-Krankenhaus in Stuttgart bestimmt. Die Präsidentin der Olgäle-Stiftung, Stefanie Schuster, freut sich, dass sie seit vielen Jahren mit den Benefizgeldern bedacht wird und so vielerlei Projekte im Kinderkrankenhaus Olgäle in Stuttgart fördern und weiterentwickeln kann. Produzent Henk van der Meyden hofft wieder, dass am Ende der Saison des Weltweihnachtscircus, die am 8. Januar endet und nicht verlängert werden kann, rund 120 000 Besucher in den Weltweihnachtscircus gekommen sind und die Zirkus-Kunst genossen haben.