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Von Elke Hauptmann

Stuttgart - Negativimage? Von wegen: Stuttgart ist bei Touristen beliebter denn je. Mit 3,7 Millionen Übernachtungen und fast zwei Millionen Gästen wurden neue Rekordmarken erzielt. Die Schwabenmetropole lockt vor allem Besucher aus dem Ausland an.

Der Wachstumstrend hält an, stellt Thomas Schwarz, Leiter des Statistischen Amtes der Stadt, mit Blick auf die Zahlen fest: Im vergangenen Jahr wurden 1 998 477 Gäste in den Stuttgarter Beherbergungsbetrieben mit zehn und mehr Betten registriert - ein Plus von 5,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Gäste buchten 3 706 017 Übernachtungen - 4,1 Prozent mehr als im Vorjahr. „Damit schreibt der Stuttgarter Übernachtungstourismus seine Erfolgsgeschichte fort. Seit 2009 verzeichnet er zum siebten Mal in Folge Steigerungsraten.“ Mehr noch: Seit dem Jahr 2000 sei die Zahl der Übernachtungen in der Landeshauptstadt gar um rund 80 Prozent angestiegen und liege damit deutlich über den Werten Baden-Württembergs (+ 33 Prozent) und Deutschlands (+ 29 Prozent).

Der Großteil der Stuttgart-Besucher stammt aus Deutschland, allein sie buchten 2,57 Millionen Übernachtungen. Das Plus von 5,2 Prozent sei beachtlich. „Die inländischen Gäste waren die Wachstumstreiber des zurückliegenden Jahres. Wir haben vom allgemeinen Trend profitiert, dass die Deutschen ihren Urlaub vor allem im eigenen Land verbrachten“, erklärt Tourismuschef Armin Dellnitz. Abgeschreckt hätten die Negativ-Schlagzeilen wegen des bundesweit einzigartigen Feinstaubalarms offenbar nicht. „Wir wissen aber auch nicht, wie viele Besucher gekommen wären, wenn wir nicht so im Fokus gestanden hätten.“

Die Wachstumsrate bei ausländischen Gästen (1,13 Millionen Übernachtungen) fiel mit 1,6 Prozent geringer aus, bilanziert der Geschäftsführer der Stuttgart-Marketing GmbH. Zu Buche schlage vor allem der Rückgang von Übernachtungen chinesischer Touristen (-13,3 Prozent). Grund dafür sind laut Dellnitz die Terrorwarnungen für Europa und Deutschland gewesen. „Die Asiaten reagieren darauf sehr sensibel.“ Ganz anders hingegen die Amerikaner, die Stuttgart ein bemerkenswertes Plus bei den Übernachtungen von 19,8 Prozent bescherten. „So richtig erklären können wir das nicht“, räumt Dellnitz ein. Nach wie vor auf Platz zwei ist die Schweiz, die nochmals um 10,5 Prozent zulegte. Auch die Niederlande (+7,3 Prozent), Österreich (+4,6) und Großbritannien (+4,4) weisen deutliche Steigerungsraten auf. Weniger Übernachtungen buchten hingegen Touristen aus den Arabischen Golfstaaten (18,2 Prozent) und Indien (-7 Prozent). „Die Ursachen sind vielschichtig“, meint Dellnitz. Ob Terror oder Wirtschaftskrisen: „Zahlreiche Unsicherheitsfaktoren bestimmen den Reisemarkt und prägen die Reiseplanung, ohne dass wir es beeinflussen können.“

Dennoch blickt er positiv in die Zukunft, rechnet auch weiterhin mit einem großen touristischen Interesse an Stuttgart. Mehr als vier Millionen Übernachtungen hält er in etwa zehn Jahren realistisch. Aber: „Wachstum ist keine Selbstverständlichkeit mehr.“ Wie sehr der Erfolg von wichtigen Veranstaltungen abhängig ist, zeigt die Statistik: Der April 2016 erreichte mit einem Plus von 14 Prozent die größte Steigerungsrate im Jahresverlauf, weil viele Messen, Tagungen und Kongresse stattfanden. Der Ferienmonat Mai hingegen war rückläufig (-5 Prozent). Der Monat mit den meisten Übernachtungen war der Oktober, wofür unter anderem das Cannstatter Volksfest sorgte.

Im vergangenen Jahr standen den Gästen der Landeshauptstadt 168 Übernachtungsbetriebe mit insgesamt 20 418 Schlafgelegenheiten zur Verfügung, das sind 1338 Betten mehr als im Jahr zuvor. Die Auslastungsquote lag bei 51,5 Prozent.