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Stuttgart (seb) - Die Stadtbahnlinie U 1 von Bad Cannstatt in die Innenstadt ist im Berufsverkehr überlastet. Bis die Infrastruktur für 80-Meter-Züge, sprich die doppelte Kapazität, jedoch geschaffen ist, werden noch mindestens drei Jahre vergehen. Eine Schnellbuslinie zwischen Bad Cannstatt und der Innenstadt soll ab Herbst 2018 kurzfristig Abhilfe schaffen.

Gestern Vormittag stellte die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) die Pläne im Umwelt- und Technikausschuss vor, Stunden später nickte der eigene Aufsichtsrat das Vorhaben bereits ab. Der Plan: Die Schnellbusse sollen vom Cannstatter Wilhelmsplatz im Uhrzeigersinn eine Schleife durch die Stuttgarter Innenstadt fahren. Zum Einsatz sollen nur Gelenkbusse mit emissionsarmer, innovativer Antriebstechnik kommen.

Über die B 14 geht die geplante Route zunächst am Charlottenplatz vorbei, über den Wilhelmsplatz zum Rotebühlplatz und über die Theodor-Heuss-Straße zum Hauptbahnhof. Vor dort geht es wieder über die Cannstatter Straße zurück. Angestrebt wird von Montag bis Freitag in den Hauptverkehrszeiten morgens ab 6 Uhr und abends bis 20.30 Uhr ein Fünf-Minuten-Takt. Somit könnten 1100 Plätze pro Stunde und Fahrtrichtung geschaffen werden. „Unter anderem auf der Cannstatter Straße muss dafür der Individualverkehr reduziert werden“, sagte SSB-Betriebsleiter Nils Himmelmann gestern im Rathaus. „Ansonsten funktioniert der Schnellbus nicht.“ Um die Fahrzeit der Linie X 1, so die vorläufige interne Bezeichnung, zu verkürzen, seien durchgängige Bevorrechtigungen, also „grüne Wellen“ und teilweise eigene Fahrspuren notwendig. Ein schwieriger Bereich zeichnet sich bereits ab: die König-Karls-Brücke. „Als wir dort wegen einer Baustelle eine Spur sperren mussten, kam es zu Staus“, so Himmelmann.

Der Ausbau der Strecke inklusive der Anpassung von Ampelanlagen schlage mit zwei Millionen Euro zu Buche, die jährliche Kosten mit geleasten Bussen mit 2,7 Millionen Euro. „Es ist ein neuer, innovativer Ansatz für Stuttgart“, lobte Himmelmann. Und erhielt viel Zustimmung vonseiten der Stadträte. Kein Wunder, hatten die CDU, die Grünen und die SPD in ihrem „Bündnis für Mobilität und Luftreinhaltung“ vergangene Woche eben solch eine Buslinie gefordert. Wirkliche Kritik äußerte nur FDP-Stadtrat Michael Conz. Er befürchtete, dass der Verkehr auf dem City-Ring durch die Maßnahme vollends an die Wand gefahren werde. „Der Kollaps wird absichtlich herbeigeführt.“ Bau- und Umweltbürgermeister Peter Pätzold widersprach dieser Behauptung vehement. Das Angebot solle Menschen zum Umsteigen bewegen und so die Straße entlasten.

Für Entlastung soll auch die U 19 sorgen, die derzeit noch zwischen Neugereut und dem Neckarpark unterwegs ist. Sie wird jedoch Ende des Monats aufgrund von Personalengpässen eingestellt. „Sie war von Anfang an nur fürs Winterhalbjahr vorgesehen, ansonsten hätten wir Urlaubssperren aussprechen müssen“, sagte SSB-Technikvorstand Wolfgang Arnold. Immer mehr Linien und engere Takte würden mehr Personal erforderlich machen, die Ausbildung zum Stadtbahnfahrer sei jedoch aufwendig, sie dauere 55 Arbeitstage. „Wir bilden von 6 Uhr morgens bis Mitternacht im Drei-Schicht-Betrieb aus“, fügte Himmelmann hinzu. „Eine Verkürzung ist nicht möglich.“ Ein Problem sei, die Fahrschulzüge im Stadtgebiet einzusetzen, ohne das Netz zu stören. Der SSB-Betriebsleiter ist dennoch überzeugt, dass man die Lücke bis zum Herbst schließen kann. Dementsprechend soll die U 19 wieder ab Oktober unterwegs sein - dauerhaft.