Maria Scharapowa greift in Stuttgart zum ersten Mal nach ihrer Dopingsperre wieder zum Schläger. Foto: dpa - dpa

Von Karla Schairer

Stuttgart – 40 Jahre Porsche-Tennis-Grand-Prix, mit Angelique Kerber endlich wieder eine Deutsche an der Spitze der Weltrangliste und acht Top-Ten-Spielerinnen – all diese Highlights stehen bei dem diesjährigen Tennisturnier in Stuttgart vom 22. bis 30 April im Schatten einer Einzigen: Maria Scharapowa. Die Dopingsünderin und ehemalige Weltranglistenerste kehrt mitten im Turnier auf die Tour zurück. Dank einer Wildcard, die von den Turnierorganisatoren verteidigt – und von anderen Tennisspielerinnen kritisch gesehen wird. „Die ganze Situation ist ein bisschen merkwürdig“, hatte Angelique Kerber gesagt, „weil Maria ja erst am Mittwoch auf die Anlage darf. Und für die deutschen Spielerinnen ist es natürlich schade, wenn eine Wildcard weniger zur Verfügung steht.“

Im März 2016 wurde die Russin für zwei Jahre gesperrt, nachdem sie positiv auf das verbotene Medikament Meldonium getestet worden war. Die Sperre wurde auf 15 Monate herabgesenkt. Und diese 15 Monate laufen genau während des Turniers in Stuttgart aus – am 26. April steht Scharapowa in der ersten Runde auf dem Center Court. Das passt den Turnierorganisatoren gut in den Plan, schließlich ist Scharapowa auch nach der Dopingaffäre Markenbotschafterin des Autoherstellers Porsche, der seit 2002 nicht nur Sponsor, sondern auch Veranstalter des Turniers ist. Somit ist es kein Wunder, dass Turnierdirektor Markus Günthardt und die Sportliche Leiterin Anke Huber der Russin eine Wildcard geben. Der erste Auftritt des gefallenen Tennisstars Scharapowa, dazu Proteste der anderen Spielerinnen – die Aufmerksamkeit ist garantiert.

„Sie war keine vorsätzliche Betrügerin“, verteidigt Günthardt die Russin. „Sie hat über zehn Jahre ein Medikament genommen, das dann 2016 auf der Dopingliste stand. Sie hat einen schwerwiegenden Fehler begangen, aber die Größe gezeigt, zu ihm zu stehen. Im April hat sie ihre Sperre abgesessen. Sie hat die Wildcard verdient.“ Nicht zuletzt deshalb, weil das Turnier in Stuttgart Scharapowa viel verdanke, so der Turnierdirektor: „Sie hat dreimal das Turnier gewonnen – und wie!“ Er erinnert an zwei Spiele von ihr beim Turnier 2014: die Erstrundenpartie gegen Lucie Safarova an einem Dienstagabend, die drei Stunden dauerte und laut Günthardt für „eine Davis-Cup-Stimmung“ sorgte. Und das fulminante Finale gegen die Serbin Ana Ivanovic.

Zudem betonte der Turnierdirektor: „Wir haben keine Ausnahmeregelung für Scharapowa gefunden.“ Auch im vergangenen Jahr hätten fünf Erstrundenspiele erst am Mittwoch stattgefunden. Günthardt bekräftigte: „Wir können mit gutem Gewissen Maria diese Wildcard geben.“

Zweite Wildcard für eine Deutsche

Das sehen nicht alle so. Die Dänin Caroline Wozniacki bezeichnete die Bevorzugung vor kurzem als „respektlos“ gegenüber anderen Spielerinnen. „Ich denke, dass jeder eine zweite Chance verdient. Aber gleichzeitig meine ich, dass wenn eine Spielerin wegen Medikamenten gesperrt wird, sie von unten anfangen und sich den Weg zurückkämpfen sollte“, sagte Wozniacki.

Nichtsdestotrotz feiert das Turnier Geburtstag, der mit einer 80-minütigen Show am Montagabend, 24. April, gefeiert wird. Zudem hat Tracy Austin ihr Kommen angekündigt. 1978 hatte die Amerikanerin als 15-jähriger Teenie mit Zöpfen und Zahnspange den ersten Grand Prix, der damals noch in Filderstadt stattfand, gewonnen.

Am Auftakt-Wochenende (22./23. April) findet zeitgleich in der Porsche-Arena die Fed-Cup-Partie der deutschen Frauen gegen die Ukraine statt. Spielerinnen, die im Fed Cup dabei sind, können daher nicht in der Qualifikation für das Turnier antreten. Bisher ist mit Angelique Kerber nur eine Deutsche im Hauptfeld. Noch eine Wildcard können die Turnierorganisatoren vergeben, und die gehe laut Huber natürlich an eine Deutsche. Die Entscheidung werde aber erst getroffen, wenn Bundestrainerin Barbara Rittner ihren Kader für die Fed-Cup-Partie bekannt gegeben hat.

Weitere Teilnehmerinnen, die neben dem Preisgeld (710.900 US-Dollar) auch das Porsche 911 Carrera GTS Cabriolet gewinnen wollen, sind unter anderem die Weltranglisten-Dritte Karolina Pliskova, die letztjährige French-Open-Siegerin Garbine Muguruza aus Spanien, die Rumänin Simona Halep und Dominika Cibulkova aus der Slowakei.