Stuttgart (eh) - Frank-Walter Steinmeier ist am Sonntag in Berlin zum zwölften Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland gewählt worden. Doch auch in Stuttgart wurde er seiner Favoritenrolle gerecht: Bei einer Umfrage unter den Besuchern des Theodor-Heuss-Hauses stimmten 37,5 Prozent für den Sozialdemokraten. Die Stuttgarter Stiftung hatte sich nach 2010 (damals votierten 80 Prozent der rund 200 Teilnehmer für Amtsinhaber Joachim Gauck) zum zweiten Mal auf Kandidatensuche begeben. Diesmal beteiligten sich 80 Personen an der Aktion.

Wie in Berlin blieben auch in Stuttgart die anderen Bewerber chancenlos - wobei sich die Vorschläge der Gäste des Theodor-Heuss-Hauses deutlich unterschieden von denen der Parteien, die ausschließlich männliche Kandidaten aufgeboten hatten. Die Schwaben hätten sich durchaus auch eine Frau im höchsten Staatsamt vorstellen können. Die frühere Bischöfin Margot Käßmann wurde von 12,5 Prozent vorgeschlagen, immerhin noch jeweils vier Prozent sprachen sich für die Politikwissenschaftlerin Gesine Schwan und die Soziologin Jutta Allmendinger aus. Auch Susanne Baer, Richterin am Bundesverfassungsgericht, und Barbara Stamm, Präsidentin des Bayerischen Landtags, erhielten jeweils vier Prozent der Stimmen. Vorgeschlagen von den Besuchern wurden außerdem der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) mit jeweils acht Prozent. Philosoph und Bestsellerautor Richard David Precht hat mit Fernsehmoderator Karl Dall und dem 2015 verstorbenen Musiker Lemmy Kilmister eins gemeinsam: Alle drei erhielten jeweils eine Stimme.

Die Stiftung Bundespräsident Theodor-Heuss-Haus befragte die Besucher auch nach den Eigenschaften, über die ein Bundespräsident ihrer Meinung nach verfügen sollte. 25 Charakteristika standen zur Wahl, die zum Teil auf einer Umfrage des Allensbacher Instituts von 1959 beruhten, jedoch um einige aktuelle gesellschaftspolitische Aspekte ergänzt wurden. Auch hier zeichnete sich ein überraschend einheitliches Bild ab: Alle Beteiligten (100 Prozent) sind der Überzeugung, ein Bundespräsident solle unbedingt politisch neutral sein. Darüber hinaus sollte er über persönliche Ausstrahlung verfügen und die Menschen begeistern können (95,5 Prozent), ein guter Redner sein und glaubhaft Werte vermitteln können (jeweils 87,7 Prozent) sowie das Ausland kennen (85,5 Prozent). Dagegen war es der überwiegenden Mehrheit egal, ob ihr Staatsoberhaupt Soldat war (91,8 Prozent), verheiratet (85,7 Prozent), fromm oder sportlich ist (jeweils 83,6 Prozent). Auch das Geschlecht spielt für die meisten keine Rolle (83,6 Prozent). Einen Migrationshintergrund lehnen zwar 24,4 Prozent der Umfrageteilnehmer ab, 61,2 Prozent ist ein solcher Hintergrund aber unwichtig.

Das wohl wichtigste Ergebnis dieser nicht repräsentativen Meinungsumfrage ist wohl jenes: Während 32,6 Prozent der Teilnehmer der Meinung sind, der Bundespräsident solle keinesfalls auf die Regierungspolitik einwirken, wünschen sich 42,8 Prozent, dass er genau das unbedingt tun solle.