Blutspuren und Kreidezeichnungen sind vor einer Tiefgarageneinfahrt im Cannstatter Wohngebiet Hallschlag zu sehen. Ein Polizist ist hier bei einem Einsatz mit einem Messer attackiert und schwer verletzt worden. Foto: Andreas Rosar/dpa Quelle: Unbekannt

Stuttgart (dpa/ede) - Ein Polizist ist gestern im Wohngebiet Hallschlag im Stadtbezirk Bad Cannstatt bei einem Einsatz mit einem Messer attackiert und schwer verletzt worden. Der 25-Jährige habe sich zusammen mit einem Kollegen mit mehreren Schüssen gegen den Angriff gewehrt, sagte ein Polizeisprecher. Dabei wurde der 33 Jahre alte Angreifer lebensgefährlich verletzt.

Der ganze Vorfall ist äußerst dubios. Die Polizeistreife wurde demnach unter einem Vorwand gestern gegen 5 Uhr in der Frühe an den Tatort in der Erwin-Hageloh-Straße gelockt. Der spätere Angreifer hatte bei der Polizei angerufen, weil er angeblich verdächtige Geräusche aus einer Tiefgarage gehört hatte. Daraufhin war die Streife dorthin gefahren - und wurde von dem 33-Jährigen unvermittelt auf der Straße angegriffen. Der 25-jährige Beamte wurde dabei schwer verletzt. Die beiden Beamten des Polizeireviers Martin-Luther-Straße machten daraufhin von ihren Schusswaffen Gebrauch und verletzten den Angreifer lebensgefährlich.

Beide Verletzte wurden von Rettungskräften und Notärzten erstversorgt und dann in Stuttgarter Krankenhäuser gebracht. Die Polizei ermittelt gegen den 33-Jährigen nun wegen versuchter Tötung. Details zum Motiv und zur Tatwaffe konnte die Polizei noch nicht nennen. Die Ermittlungen dauern an. Die Polizei sieht die Schüsse nach derzeitigen Ermittlungen als gerechtfertigt an. Dass nach Schusswaffeneinsätzen der Polizei die Staatsanwaltschaft ermittle, sei normal. Im vorliegenden Fall werde von einer Notwehrlage ausgegangen. Die Überprüfungen der Staatsanwaltschaft werden fortgesetzt.

Im vergangenen Jahr gab es nach Angaben des Innenministeriums 3929 Fälle von Gewalt gegen Polizisten. In den meisten Fällen handelte es sich um Körperverletzung und Widerstandsdelikte. Innenminister Thomas Strobl hatte kürzlich angekündigt, sich für einen besseren Schutz von Polizisten einzusetzen. „Wir denken über ein ganzes Bündel von Maßnahmen nach, um unsere Polizistinnen und Polizisten besser zu schützen. Ein Angriff gegen einen Polizisten ist im Grunde ein Angriff gegen diese Gesellschaft.“ Die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) meldete sich besorgt zu Wort. Die Hemmschwelle bei der Gewalt gegen Ordnungshüter sinke, auch deshalb sollten solche Taten härter bestraft werden, forderte die Gewerkschaft. „Zum Glück wurde unser Kollege nicht lebensgefährlich verletzt, aber das hätte leicht anders ausgehen können“, sagte DPolG-Landeschef Daniel Jungwirth. Schüsse auf Menschen seien „eine enorme psychische Belastung für die beteiligten Polizisten“.