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Stuttgart (seb) - Der Polizeiposten in der Klett-Passage war wegen Umbaumaßnahmen rund ein Dreivierteljahr zu. Kaum ist er wieder geöffnet, soll er ab dem 1. Oktober auch schon wieder geschlossen werden. Allerdings nur nachts und für sechs Monate auf Probe. Der Grund: Ab 20 Uhr sei laut Polizeisprecher Stefan Keilbach in der Dienststelle einfach zu wenig los.

Obwohl die Shops in der Klett-Passage teilweise bis 23.30 Uhr geöffnet haben, sei der Polizeiposten nur tagsüber gut besucht. Sobald der Großteil der Pendler zu Hause angekommen ist, wird es ruhig bei den Beamten. So ruhig, dass es aus Sicht des Polizeipräsidiums Stuttgart nicht lohnt, dort noch nachts Mitarbeiter abzustellen. „Der Posten bleibt in der Zeit besetzt, in der er gebraucht wird“, sagt Keilbach. Schon jetzt sei die Anlaufstelle mit drei Mitarbeitern nicht voll funktionsfähig. Wenn zwei Beamten nachts zu einem Kontrollgang in die Klett-Passage ausrücken, bleibt der dritte Kollege alleine zurück. Er könne Passanten zwar noch Auskünfte erteilen, dürfe sie in diesem Moment jedoch nicht mehr durch die Sicherheitsschleuse in die Räume lassen.

Keilbach betont, dass sich die Sicherheit in der Klett-Passage durch die Schließung nicht verschlechtern werde. Es könnten dadurch sogar mehr Streifen in der Unterführung unterwegs sein. Nachts beispielsweise die drei Beamten, die bislang in dem Polizeiposten eingeteilt sind. Bester Beweis dafür sei die lange Umbauphase aufgrund der defekten Lüftungsanlage gewesen. Zwar sei das subjektive Sicherheitsempfinden der Bürger beeinträchtigt gewesen, die Lage habe sich einer internen Auswertung der Polizei zufolge aber nicht verschlechtert. Zumal Einsätze, beispielsweise nach einem Notruf, sowieso vom Präsidium in der Hahnemannstraße aus gesteuert werden. „Im dortigen Führungs- und Lagezentrum weiß man immer, wo sich gerade welche Streife befindet.“ Darüber hinaus habe man sich im Rahmen der Sicherheitskonzeption Stuttgart (SKS) Anfang des Jahres mit dem Innenministerium darauf verständigt, den Streifendienst von Landes- und Bundespolizei rund um den Hauptbahnhof zu verstärken. Eine erhöhte Präsenz, die auch in Zukunft aufrechterhalten werden soll.

Der AfD-Fraktion im Stuttgarter Gemeinderat reichen mehr Streifen in der Klett-Passage jedoch nicht. Sie fordern, dass der Polizeiposten auch in den Nachtstunden besetzt bleibt. „Wir sehen in der Schließung eine Gefährdung der Sicherheit“, so Fraktionssprecher Lothar Maier. Die Präsenz der Beamten rund um die Uhr habe sich bewährt. „Wir dürfen hier zur Sicherheit der Reisenden und Passanten keine Risiken eingehen.“ Er befürchtet, dass in der kalten Jahreszeit wieder vermehrt die aus Rumänien und Bulgarien stammenden Roma-Clans, die ihre Nachtlager bislang in den Parks aufgeschlagen haben, in die Klett-Passage umziehen. „Zudem halten sich seit Jahren sozial auffällige Personen besonders in den späten Abendstunden in diesem Bereich auf.“ Um das Konfliktrisiko zu vermindern, sei eine Anlaufstelle weiterhin 24 Stunden erforderlich. „Verstärkte Streifengänge sind sicherlich geeignet, die Sicherheit zu verbessern. Bei bereits erfolgten Übergriffen garantiert aber nur ein rasch erreichbarer, permanenter Polizeiposten ein sofortiges Einschreiten.“