Ein Wasserwerfer und Polizisten stehen am 31. Dezember 2012 vor der AWD-Arena in Hannover. Beim Pokalspiel versuchten Anhänger von Dynamo Dresden zweimal das Stadion zu stürmen.Archiv Foto: dpa Quelle: Unbekannt

Von Sebastian Steegmüller

Stuttgart - In der Landeshauptstadt stehen sogenannte „Hochrisikospiele“ an. Der VfB Stuttgart empfängt am kommenden Sonntag, 2. April, in der Zweiten Liga Dynamo Dresden. Einige SG-Fans haben in der Vergangenheit immer wieder für negative Schlagzeilen gesorgt, dementsprechend bereitet sich die Polizei auf Randale vor. Selbst Wasserwerfer werden erstmals rund um die Mercedes-Benz-Arena in Position gebracht. Eine Woche später kommt dann der Karlsruher SC.

Mehr als 20 000 Dynamo-Fans reisten Ende vergangenen Jahres in die Allianz Arena nach München. Das ausgegebene Motto: „Ein Heimspiel für beide“ daraus zu machen. Wie so oft war der Großteil der mitgereisten Fans friedlich, einige Anhänger hielten jedoch die Einsatzkräfte auf Trab. Schon auf dem Weg von Dresden nach Bayern machten sie auf sich aufmerksam, zerlegten einen Zug. Dementsprechend wurden sie schon bei ihrer Ankunft am Münchner Hauptbahnhof von zahlreichen Einsatzkräften in Empfang genommen und zum Stadion begleitet. Und dennoch kam es dort zu einer Auseinandersetzung mit „Problemfans“. Es flogen Flaschen, Pyrotechnik wurde gezündet. Ein ähnliches Bild bot sich der Polizei auch am 29. Januar in Nürnberg. Wieder einmal waren die Dresdner beim Club zu Gast, es kam zu Ausschreitungen, bei denen auch Besucher und Polizisten verletzt wurden. „Die Erkenntnisse aus vergangenen Spielen geben Anlass zur Sorge, dass Chaoten unter anderem die Auseinandersetzung mit Angehörigen des gegnerischen Vereins suchen“, sagte Polizeisprecher Stefan Keilbach. 6000 Gäste-Fans seien mit Karten versorgt worden. „Ein Teil davon ist hochaggressiv und gewaltbereit.“ Insgesamt rechne man mit 600 solcher Randalierer, die sich in Gruppen à 50 Personen aufteilen. Um Ausschreitungen jeglicher Art, wie beispielsweise das Erstürmen von Blöcken, zu verhindern, habe man gemeinsam mit der Bundespolizei und in Absprache mit den Rettungskräften und den Ordnern ein Sicherheitskonzept erarbeitet.

Ziel sei es, bei den beiden Heimspielen des VfB Stuttgart am Sonntag, 2. April, gegen Dresden und eine Woche später, am 9. April gegen den Karlsruher SC Störer frühzeitig zu erkennen, sie aus dem Verkehr zu ziehen und den friedlichen Fans einen unbeschwerten Besuch der Fußballspiele zu ermöglichen. Die Polizei werde mit einem Großaufgebot - nicht nur rund um die Mercedes-Benz-Arena - für Sicherheit sorgen und konsequent gegen Chaoten und Randalierer einschreiten. Wenn nötig, werden sie in Gewahrsam genommen. „Wir appellieren bereits jetzt an alle Besucher, sich nicht mit Gewalttätern zu solidarisieren“, so Keilbach.

Bis zu 1000 Beamte, darunter Einheiten aus benachbarten Bundesländern, werden nahe des Stadions bereitstehen. Um auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein, werden auch erstmals drei Wasserwerfer vor Ort sein. „Sollten sie zum Einsatz kommen, wird in einem abgestuften Konzept vorgegangen.“ Zunächst werden sie aufgefahren, dann die Flutlichter eingeschaltet. Sollten die randalierenden Fans sich immer noch nicht beruhigt haben, folgt ein Wasserregen, der quasi eine Nebelwand von links nach rechts vor sich herschiebt. Das letzte Mittel wären harte Wasserstöße, wie sie am 30. September 2010 bei einer Demonstration gegen das Bahnprojekt Stuttgart 21 im Schlossgarten zum Einsatz kamen. Keilbach hofft nicht, dass man so weit gehen müsse.

Zu heftigen Ausschreitungen in Stuttgart ist es zuletzt im März 2015 beim Spiel des VfB gegen Berlin gekommen. Damals gerieten Fans und die Polizei am Bahnhof Bad Cannstatt aneinander. Ein Randalierer ging sogar mit einer Parkhaus-Schranke auf die Einsatzkräfte los. Ein Polizist musste Warnschüsse in die Luft abgeben, mehrere Beamte wurden verletzt. „Eine heftige Auseinandersetzung“, erinnert sich Keilbach, der solch ein Szenario an den beiden kommenden Wochenenden unbedingt vermeiden will.