Symbolfoto: Bernd von Jutrczenka/Archiv Foto: DPA - Bernd von Jutrczenka/Archiv

Die Initiative „Leuchtlinie“ unterstützt Menschen, die Opfer rechter Gewalt geworden sind. Vor allem Flüchtlinge seien auf diese Hilfe angewiesen, sagt der Projektleiter.
Stuttgart (dpa/lsw) - Flüchtlinge sind laut der neuen Beratungsstelle „Leuchtlinie“ rechtsextremistisch motivierten Übergriffen oft hilflos ausgeliefert. „Geflüchtete haben ganz andere Lebensbedingungen und sind oft auch traumatisiert“, sagte der Leiter des Projekts, Heval Demirdögen, in Stuttgart. „So ein Vorfall lässt jemanden noch mehr aus den Fugen geraten.“ Viele Flüchtlinge wüssten nicht, wie sie sich schützen und reagieren könnten, wenn sie etwa gejagt, beschimpft oder mit Bierflaschen beworfen würden.
Die Türkische Gemeinde in Baden-Württemberg (TGBW) ist Träger der Einrichtung, die im vergangenen Jahr vom Land ausgeschrieben worden war. Die Beratungsstelle mit Sitz in Stuttgart hat für 2016 vom Land ein Budget von 250 000 Euro bekommen.
Die Berater von „Leuchtlinie“ vermittelten etwa Selbstbehauptungskurse oder erklärten den Opfern, dass sie bei einem Angriff die Polizei anrufen sollten, sagte Demirdögen. „Es gilt erst einmal, zu stabilisieren, damit jemand mit so einem Vorfall nicht allein ist.“ Wichtig sei auch, dass sich die Menschen ein Netzwerk vor Ort aufbauten, bei dem sie in Gefahrensituationen Schutz suchen könnten. Auch Helfer von Flüchtlingen seien häufig rechter Gewalt ausgesetzt - körperlich, verbal oder im Internet.
Seit Jahresbeginn sind dem Projektleiter zufolge bei „Leuchtlinie“ 74 Fälle mit Verdacht auf rechtsextremistisch motivierte Gewalt eingegangen. Einige Beratungsgespräche stünden noch aus. Die meisten Betroffenen spüre die Initiative selbst auf, sagte Demirdögen. „Wir sind unglaublich auf Medienberichterstattung und anonyme Hinweise der Zivilgesellschaft angewiesen.“
„Leuchtlinie“ unterstützt auch bestehende Beratungsangebote im Südwesten fachlich, zum Beispiel mit Fortbildungen.