Aus Sicht von Martin Exner, Präsident der deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene, und Matthias Trautmann vom Klinikum Stuttgart (rechts) kann die Intensivstation wieder in Betrieb genommen werden. Foto: Steegmüller Quelle: Unbekannt

Stuttgart (seb) - Anfang des Jahres trat das Klinikum Stuttgart an die Öffentlichkeit, weil auf der Intensivstation des Krankenhauses Bad Cannstatt gleich an fünf Patienten ein hochresistenter Keim entdeckt wurde. Anschließend musste sie nach und nach geräumt und schließlich geschlossen werden. Nach zahlreichen Kontrollen wurde sie gestern von Martin Exner, Präsident der deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene, wieder freigegeben.

Das Gesundheitsamt hatte nach zwei Kontrollen vor Ort schon am vergangenen Freitag grünes Licht gegeben. Zuvor wurde die Intensivstation nach Angaben des Klinikums Stuttgart gründlich gereinigt. Neben einer doppelten Wischdesinfektion sei auch eine Raumsprühdesinfektion durchgeführt worden. „Bei insgesamt 380 Proben auf der Station konnte an keiner Stelle der Ausbruchserreger nachgewiesen werden“, sagte Professor Matthias Trautmann, der Leiter des Instituts für Krankenhaushygiene am Klinikum Stuttgart.

Notwendig wurden die Maßnahmen, weil Anfang Dezember ein Patient aufgenommen wurde, der vom Keim „Acinetobakter baumannii“ besiedelt gewesen ist und der Erreger anschließend noch an vier weiteren Patienten nachgewiesen werden konnte. Einer davon ist noch in Bad Cannstatt verstorben, jedoch aufgrund seiner Vorerkrankungen. „Keiner der Patienten ist durch die Besiedelung im medizinischen Verlauf beeinträchtigt worden oder zu Schaden gekommen.“ Die weiteren Patienten seien zwischenzeitlich verlegt beziehungsweise entlassen worden.

Trautmann ist sich sicher, dass der „Indexpatient“, der von einer anderen Klinik überführt wurde, den Erreger ins Klinikum gebracht habe. Trotz intensiver Untersuchungen sei der genaue Übertragungsweg dann aber nicht mehr nachvollziehbar. „Wir haben die Ereignisse dennoch zum Anlass genommen, alle Stationen unter hygienischen Gesichtspunkten besonders kritisch zu überprüfen.“ Mitarbeiter seien sensibilisiert, ihr Bewusstsein geschärft worden.

Neben dem Gesundheitsamt wurde mit Professor Exner, Direktor des Instituts für Hygiene und Öffentliche Gesundheit des Universitätsklinikums Bonn, ein externer Gutachter ins Boot geholt. Nach Untersuchung des „Ausbruchsmanagements“ - unter anderem hat er weit über 100 Dokumente durchgearbeitet - und einer Begehung kam er gestern zum Schluss, dass einer Inbetriebnahme nichts entgegensteht. „Es wurde sehr umfassend und transparent reagiert“, lobte er die Klinikleitung. Zugleich sprach er sich jedoch auch weiterhin für engmaschige Kontrollen aus.

Welcher finanzielle Schaden durch den Ausfall der Intensivstation entstanden ist, konnte Reinhard Schimandl, Geschäftsführer des Klinikums Stuttgart, gestern noch nicht abschätzen. Er hoffe jedoch, dass ein Teil von der Betriebsunterbrechungsversicherung abgedeckt werde.